Erstellt am: 15. 6. 2015 - 06:00 Uhr
FM4 Artist of the week: Marsimoto
Four Music
Was vor ein paar Jahren ursprünglich als lustige Spielerei mit Audio-Effekten im Studio begann und als Hommage an Quasimoto - das rappende Alter Ego des amerikanischen Hip Hop-Künstlers Madlib - gedacht war, hat sich mittlerweile zu einer veritablen Zweitkarriere des deutschen Rappers Marteria entwickelt: Marsimoto
Mit "Ring der Nebelungen" veröffentlicht der Rapper mit nach oben gepitchter Stimme und mysteriös grüner Maske jetzt sein 4. Album und entführt uns ein weiteres Mal in sein von grünen Nebelschwaden und süßlichem Rauch geprägtes Paralleluniversum, das irgendwo zwischen Green Berlin, Tijuana und dem Mond liegt.
Four Music
Metaphern und Wortspiele
Dass Marten Laciny aka Marteria das Spiel mit der Sprache liebt und beherrscht, ist wesentlicher Teil seines Erfolges. Es ist offensichtlich das, was er wirklich gut kann. Poetische Sätze, die in den Köpfen der Hörer Bilder entstehen lassen, prägen seine Musik.
Als Marsimoto treibt er dieses Sprachspiel auf die Spitze und kreiert eine Welt, in der sich selbst Menschen, deren Blutkreislauf noch nie mit dem Wirkstoff THC in Berührung gekommen ist, high fühlen.
Das Musikvideo zu "Illegalize it" war bereits der erste, vielversprechende Vorbote auf "Ring der Nebelungen".
Wie schon bei seinem letzten Album "Grüner Samt" eröffnet Marsimoto die neue Platte mit einem unglaublich atmosphärischen Intro "La Saga".
"Schafe in Jack Wolfskin-Jacken määähen bei mir den Rasen"
Sätze wie diese lösen bei mir neben einem breiten Grinsen den Reflex aus, unbedingt weiterhören zu wollen. Verdrehte oder zweckentfremdete Zitate von Künstlern wie Freundeskreis und Advanced Chemistry, leicht abgewandelte Sprichwörter oder Sprachspiele von Marsimoto checkt man erst beim dritten oder vierten Hördurchgang. Und das macht "Ring der Nebelungen" zu einer sehr unterhaltsamen Platte.
Produziert wurde das neue Album von jenem Umfeld, das man von Marteria und Marsimoto bereits kennt: The Krauts, Kid Simius, Dead Rabbit, etc.
Wie bereits in der Vergangenheit überzeugen die Instrumentals durch zeitgemäßen Sound, der elektronische Stilelemente mit Samples, melancholischen Melodien und viel Atmo-Sounds mischt und sich dadurch als perfekte Grundlage für Marsimotos bildhafte Sprache eignet. Der vertrackt-jazzige Flying Lotus war offensichtlich ein ebenso großer Einfluss wie 90s Rap, J Dilla oder aktuelle Bass-betonte Musik aus England.
Im Pressetext zu "Ring der Nebelungen" werden Kool Keith, Aphroe von RAG und Madlib als große Helden von Marteria genannt. Damit ist der lyrische Anspruch von Marsimoto sehr treffend erklärt.
Green Tour 2015
Im November und Dezember werden Marsimoto und seine Crew den deutschsprachigen Raum wieder grün einfärben. Man darf davon ausgehen, dass das wieder ein basslastiges Spektaktel mit lustigen Bühnenrequisiten und atemberaubenden Lichteffekten wird. Einziger Österreich-Termin bisher ist der 1.12.2015 in der Arena Wien.