Erstellt am: 12. 6. 2015 - 18:40 Uhr
It gets better, right?
Im Jahr 2010 nimmt sich der fünfzehnjährige Billy Lucas im US-Bundesstaat Indiana das Leben, weil seine Schulkolleg_innen sich unaufhörlich über ihn und seine Sexualität lustig machen. Billy ist nur einer von vielen amerikanischen Teenagern, die sich in diesem Jahr aufgrund von Bullying/Mobbing umbringen.
Dan Savage, der berühmte Sex-Advice-Kolumnist und Gay-Rights-Aktivist, schreibt einen Artikel über Billy Lucas und die hohe Selbstmordrate unter queeren Teenagern. Darunter postet jemand ein Kommentar: "I wish I'd known you Billy and been able to tell you that things get better." Dan Savage und sein Partner Terry Miller, zu diesem Zeitpunkt bereits verheiratet und Eltern eines Sohnes, entschließen sich dazu ein Video hochzuladen mit einer Botschaft an alle, denen es ähnlich geht wie Billy Lucas: IT GETS BETTER.
Das erste Video der Kampagne mit Dan Savage und Terry Miller.
Dann wird das ganze zum Selbstläufer: immer mehr Menschen erzählen via Youtube von ihren Mobbing-Erfahrungen in der HighSchool und wie sich ihr Leben danach zum Guten verändert hat. Doch dabei bleibt es nicht: Barack Obama hat es getan, Ellen Degeneres hat es natürlich auch getan und sogar die Mitarbeiter_innen von Google und vieler anderer großer Firmen und Konzerne haben bereits ein Video gedreht, um lesbischen, schwulen, trans*, bi- und intersexuellen Kindern Hoffnung zu geben, weil ihre Eltern oder Lehrer_innen es oft nicht tun.
Menschen von nebenan
Die stärksten Momente der Kampagne sind aber nicht die Videos, die von berühmten Celebrities oder Firmen kommen, sondern die von Menschen wie dir und mir. Zum Beispiel das Video der Studierenden an der Universität von Glasgow:
Kreative Zugänge
Ein Beispiel dafür, dass man nicht nur über die Probleme der HighSchool sprechen muss, sondern auch anders Hoffnung schenken kann, ist das Video des Gay Men's Chorus of Los Angeles..
Klar: der Song ist cheesy und eigentlich auch das ganze Video, wäre da nicht alles ab Minute 3.00, wo unerwartet Familienmitglieder und Freund_innen der Chormitglieder in den Song miteinstimmen. Wer da nicht in Sturzbäche aus Tränen ausbricht, hat kein Herz.
DarkMatter treten am 18.Juni im Schikaneder in Wien auf. Klick.
It gets bitter
Doch es gibt auch Kritik am Projekt "It gets better": die Menschen, um die es darin geht, seien zu weiß, zu fit, zu privilegiert. Das Projekt sei keine Gleichberechtigungs-Bewegung, sondern nur politisches Marketing. Wo sind die obdachlosen queeren Teenager? Wo sind die Trans*Personen of Color? Wo sind all die Probleme mit denen man täglich als LGBTIQ-Mensch zu kämpfen hat, abgesehen von Mobbing?
Solche Fragen stellen sich viele, wenn es um "It gets better" geht, zum Beispiel auch das amerikanische Performance-Duo DarkMatter. Hier adressieren sie Dan Savage sogar direkt:
Christian Pausch | FM4
Interview mit Dan Savage
"You know a kid, who is bullied because of his race, or her faith, or its "class" goes home to parents with the same race, the same faith, the same class. Queer kids go home to almost invariably straight parents, who sometimes with tragic consequences are also bullying them.", erklärt mir Dan Savage bei unserem Interview im Amerika-Haus im ersten Wiener Gemeindebezirk. Ich habe mit ihm über das von ihm gestartete Projekt gesprochen, ihn gefragt ob sich die Selbstmordrate unter Teenagern durch die Kampagne verändert hat und wie er mit der Kritik an "It gets better" umgeht.
Es wird besser
Längst ist "It gets better" über die Landesgrenzen der USA hinaus bekannt und wird durch verschiedenste Ableger weltweit vertreten. Seit kurzem auch in Österreich: Es Wird Besser hat es sich zum Ziel gesetzt die positive Message der viralen Kampagne auch in Österreich zu verbreiten.
A Saturday Reality Check Special mit Riem Higazi & Christian Pausch am 13.06.2015 um 12uhr und danach eine Woche lang zum Nachhören auf fm4.orf.at/7tagehttp://fm4.orf.at/7tage#20150613/RC)