Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "The daily Blumenau. Wednesday Edition, 03-06-15. "

Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

3. 6. 2015 - 17:56

The daily Blumenau. Wednesday Edition, 03-06-15.

Die letzte Saison-Woche des Vereinsfußballs. Und der erste blatterfreie Tag seit Menschengedenken. Samt Cupfinal-Review.

#fußballjournal15

The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.

3: drei Bemerkungen zum heimischen Cupfinale

1) Die Ausrede der langen Saison und der aufgezehrten Kräfte, die die Schwächen dieses matten Matches eines flachatmig inszenierten Bewerbes kaschieren will, verfangen nur beim klischeegläubigen Beobachter. Viel Besseres sah man von der Austria diese Saison nie. Und viel mehr musste Salzburg allzu oft nicht unternehmen, um Erfolge einzufahren - zu schwach war die Gegenwehr in der Regionalliga Österreich.

2) Letztlich war der finale Salzburger Cupsieg die Wiederholung oder Dopplung der entscheidenden Meisterschaftsauseinandersetzung von Red Bull mit Rapid; als die Grün-Weißen dafür gefeiert wurden, dass sie gegen einen (durch Ausschluss) dezimierten Gegner (dem damals fast die gesamte Standard-Abwehr fehlte) noch ein Remis holen konnten; daheim. In Wahrheit war dieses Resultat ein Fanal, ein Zeichen dafür, welche Bedingungen in dieser Saison nötig waren, damit der Tabellen-Zweite den Meister auch nur irgendwie fordern kann. Heute abend konnte nun ein anderer selbsternannter Groß-Klub, der - die Meisterschaft abschreibend - alles, was er hatte in dieses eine Spiel legen konnte gegen ein Salzburg, das nicht einmal das Spieler-Blankett vollkriegt, nichts reißen. Und nein, es ist kein Pech, wenn man gegen (wieder durch Ausschluss) einen dezimierten Gegner (dem diesmal gleich vier Teamspieler fehlen) kein Tor erzielt.

3) Das manifesteste Armutszeugnis der Austria war das heutige System des welpengeschützen Austria-Coaches: er platzierte vor seinem zentralen, altmodisch instruierten, eng aneinanderpickenden Innenverteidiger-Duo eine Doppel-Sechser-Box, die kaum einmal die Mittellinie überschritt. Bei jedem Aufbau aus der Mitte (und praktisch alles wurde dort aufgebaut) waren vier Mann hinter dem Ball. Und weil auch noch die beiden Außenverteidiger recht tief gestaffelt waren, ergab sich ein groteskes 2-4-3-1, das jedes kreative Offensivspiel im Keim erstickte. Dass just der diese Starre auflösende Einwechselspieler James Holland mit einem Fehler den Untergang einläutete, ist eine Ironie des Schicksals.

1: Die Zukunft der FIFA

Nein.
Mit Joseph Blatters Rücktritt ist nichts beendet.
Es wird auch nichts besser.
Blatter hat die FIFA so aufgestellt, dass die einschlägige Seilschaft jederzeit übernehmen kann. Und wie die aussieht, zeigt dieser desillusionierende Beitrag von Sport Inside (WDR) am Beispiel neuer FIFA-Exekutivmitglieder aus Paraguay, Kuweit und dem Kongo. Und am eindrücklichen Bild von Issa Hayatou, dem afrikanischen Fußball-Boss, der seinem Chef bei dessen schon von Wirrsinn gezeichneten Jubelrede am Freitag wie ein Bouncer den Rücken stärkt.

Es ist auch egal ob Blatter - wie er vorgibt - aus Erkenntnisgewinn zurückgetreten ist, oder - wie es mit den dortigen Sicherheitsbehörden gut vernetzte US-Medien berichten - weil er vermeiden wollte, aus dem Amt weg verhaftet zu werden. Das System Blatter bleibt bestehen. Weil es ein starkes Fundament hat.

Wie bereits vor einer Woche erwähnt, gründet Blatter seine Macht auf das Misstrauen der restlichen Fußballwelt gegenüber den erfolgreichen europäischen Hegemonial-Mächten und ihrer schnöseligen UEFA. Deren Erbe, der korrupte Post-Kolonialismus, der vor allem Afrika, die Karibik, Mittel- und Südamerika sowie Südostasien umfasst, und eine weitere Koalition mit ehrgeizigen Diktaturen/Oligarchien sind die Basis für den Erfolgslauf der Korruption innerhalb des Weltverbandes.

In allen Kontinentalverbänden, und an den wichtigen Schaltstellen der nationalen Verbände außerhalb Europas sitzen fast ausschließlich System-Blatter-Leute. Und auch Domenico Scala, der Favorit der Schweizer Platzhirschen-Elite, der sich über den Job als Compliance-Verantwortlicher ein ehrliches Mäntelchen umgehängt hat, ist nichts als ein - fußballferner - Karrierist; letztlich nur ein Blatter 2.0.

Egal, wie viele Funktionäre die Behörden aus der Schweiz und den USA noch aus dem Verkehr ziehen werden: dahinter steht schon die nächste pfründegierige Generation bereit.

2: Saisonende in Europa

Es ist fast vorbei mit den europäischen Meisterschaften und Cupbewerben. Heute noch Finals in Österreich, der Türkei und Azerbaijan, morgen in der Ukraine (mit Dragovic), am Samstag Champions League-Endspiel in Berlin und am Sonntag dann noch Cupfinale in der Schweiz und die letzte Meisterschaftsrunde in Griechenland (wo eh schon alles klar ist) und Polen (wo wie immer alles noch offen ist).

Die Konturen für die nächste europäische Saison verlieren ihre Unschärfe. Für Österreich gilt es, die allzweijährliche Schwankung auszugleichen und nach einem mittelprächtigen Jahr (4.125 Punkte) wieder ein Ergebnis wie 13/14 oder 11/12 (über 7.000 Punkte) hinzulegen. Dann ist mehr als Platz 14 (für diese) oder 16 (für nächste Saison) drin, vielleicht auch der Champions League-Fixplatz.

Neben Salzburg, Rapid, Altach, Sturm und entweder WAC oder Austria haben es auch einige andere Österreicher in den europäischen Wettbewerb geschafft.

Champions League-reif

David Alaba und Martin Stranzl, der Leader bzw. Ex-Kapitän des österreichischen Nationalteams (Stranzl hat, man vergisst ja schnell, unter Constantini aus Verzweiflung über dessen Ignoranz den Hut drauf gehaut) stehen nicht nur fix in der nächsten Champions League-Gruppenphase, sie sind beide auch in den relevanten Bundesliga-Allstar-Teams der Saison.

Meister darf sich auch Ivan Lucic nennen, der zwar keinen Bayern-Einsatz bekam, dafür aber Pep Guardiolas Vertrauen, als Neuer-Ersatz auf der Ersatzbank zu kommen. Nachwuchs-Talent Lucic durfte nicht mit zur Unter 20-WM, weil Coach Andreas Heraf ihn (wie einst Bahadir oder Büchel) zum Blitzableiter erkoren hatte - sportlich hat diese Maßnahme keinen Sinn; außer, dass sich Lucic jetzt womöglich anders orientiert.

Meister wurde auch Aleks Dragovic mit Dinamo Kiev (als Stammspieler) und Marcel Ritzmaier mit dem PSV Eindhoven (wenn auch nur mit fünf Kurzeinsätzen in der Meisterschaft, in der Euro-League war er besser beschäftigt). Nichts beitragen zur heurigen Wolfsburger Herrlichkeit konnte Dino Medjedovic aus der 2. Mannschaft.

Die größte Überraschung war sicher der Titel für den FC Midtjylland in Dänemark, nicht weil Martin Pusic dort als Toptorschütze glänzte, sondern weil man dort mit einem datenbasierten System a la Moneyball agiert. Für die Quali könnten die Dänen (dann mit Austrianer Danile Royer) mit der unangehmst-mögliche Salzburg-Gegner in Runde 3 werden.

Europa League

Gut geschlagen hat sich Veli Kavlak mit Besiktas Istanbul: Platz 3 in der Türkei bedeutet Setzung für die Gruppenphase.

Quasi ein Abo auf die Euro-League haben Hajduk Split (mit Sandro Gotal im A-Team und David Domej sowie Marko Lekic im Nachwuchs) und Ferencvaros Budapest (mit Emir Dilaver) und natürlich der Liechtensteiner Abo-Teilnehmer FC Vaduz (mit Manuel Sutter und dem wieder genesenen Mario Sara).

Die Augsburger Junioren Jonathan Scherzer und Kevin Danso (letzterer war einer der auffälligen österreichischen Spieler bei der letzten U17-EM), kommt Europa wohl noch zu früh.

Die Verträge der bei den Schalker Amateuren eingesetzten Gspurning und Geissler laufen beide aus. Die Lage von Sasa Lazic bei Roter Stern Belgrad II ist unklar.

Die große Sensation ist die Teilnehme des FC Augsburg, der unter anderem Schalke 04 mit dem zuletzt beschäftigungsausgeschlossenen Christian Fuchs (der zu Leicester wechseln wird um die mittlerweile stattliche Austro-Fraktion in der englischen Premier League zu verstärken) abhängen konnte. Durchaus mitbeteiligt: Tormann-Oldie Alexander Manninger, der es mit seinen Einspringer-Leistungen ins Sportstudio-Studio schaffte.

Auch beim Skoda-Klub FK Mladá Boleslav, dem vierten der tschechischen Meisterschaft gibt's einen österreichischen Ersatz-Tormann: den jungen Hidajet Hankič.

Und ein junger Österreicher kämpft noch um seinen Chance nach Europa zu kommen: Kevin Friesenbichler ist mit Lechia Gdansk aktuell auf Platz 5, mit nur einem Punkt Rückstand auf dem vierten, euro-berechtigten Platz und noch zwei ausstehenden Spielen.

Für Lechia Gdansk und Friesenbichler wurde es nach der heutigen Runde dann doch nix: ein Remis gegen Legia Warschau war zu wenig, knapp an Platz 4 vorbeigeschrammt...
Apropos Double, es gibt fünf Teams, die in der laufenden Saison bereits das Triple eingefahren haben: PSG, Maccabi Tel Aviv, Steaua Bukarest, HJK Helsiniki und die walisischen New Saints haben Meisterschaft, Cup und Ligacup gewonnen. Entweder Barca und Juve wird am Samstag mit dem "großen" Triple nachziehen...

Der Sohn von Hartberg-Coach Bruno und Neffe des mit diversen Gesichtsbrüchen gepeinigten Günther ist von portugiesischen Double-Gewinner Benfica Lissabon ausgeliehen, könnte also die CL nächste Saison auch von innen betrachten.

... und dann wären da noch die Jungen...

... denn 15/16 wird die UEFA Youth League auf einem neuen Level daherkommen: neben den Jugendteams der CL-Gruppenteilnehmer dürfen auch noch 32 Jugendliga-Meister mitspielen (in Österreich wären das eh auch die Salzburger Akademiker, die somit fix qualifiziert sind. Die U19-Regel (betrifft den Jahrgang '97) bleibt erhalten, es dürfen aber - und das ist neu - drei U20-Akteure mitmachen. Das ist die Chance für Marcel Canadi (Gladbach).
Für Marco Friedl (Bayern) oder Mario Goic (Dinamo Zagreb), beide Jahrgang 98, ist es vielleicht noch zu früh.

Über die U19 hinausgewachsene Junioren bei CL-Clubs wie Patrick Puchegger (Bayern), Rennie Smith (Arsenal) werden es ebenso schwerer haben wie der langzeitverletzte Sinan Bytyqi, der im Sommer wieder fit wird und zu Man City zurückgekehrt ist; vielleicht aber weiterverliehen wird.
Die Zukunft von Philipp Lienhart, den Real Madrid nun doch verlängert, wird ins dortige B-Team und vielleicht zu einer CL-Kader-Nominierung führen.