Erstellt am: 2. 6. 2015 - 13:21 Uhr
The daily Blumenau. Tuesday Edition, 02-06-15.
#fußballjournal15
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
Wirklich wichtig ist Anderes, nämlich...
... wie sich das ÖFB-Team in Richtung Euro '16 entwickelt (up next: Russland 14.6.)
... wie gut David Alaba zurückkommt (noch nicht fürs Champions League Finale am 6.6.)
... wie sich die Nachwuchs-Mannschaften bei der U20-WM (bisher ein Remis im ersten Spiel gegen Ghana, wo mehr drinnen war, und ein verdienter Sieg heute früh gegen Panama) und der U19 EM schlagen (werden; im Juli), wie die U17 bei ihrer Euro abgeschnitten hat (geht so; zsak-ig).
... wohin es Janko, Christian Fuchs und die anderen vertragslosen Teamkicker verschlagen wird.
... ob Kevin Wimmer bei Tottenham und Sebastian Prödl bei Watford durchstarten können.
... wie Red Bull seine Teams für die Saison 15/16 positioniert, wer wohin geholt wird und ob das derart zerzauste Salzburg die Chance für die erstmalige Champions League nützen kann.
Das sind die zentralen (sportlichen) Fragen im österreichischen Fußball. Nicht das, was sich die Saison über in Bundesliga und 1. Liga getan hat. Das ist, auch weil der Klassensieg von Salzburg nie in Frage gestanden war, weil das Nationalteam nur in Spurenelementen außerhalb von Ausland/Salzburg beschickt wird, äußerst unerheblich.
Insofern ist die interne, kaum verhohlene Personal-Analyse von Stefan Ilsanker das einzige, was man von dieser Saison behalten muss. Alles andere, die Beschäftigung mit der Regionalliga Österreich also, ist nur für Spezialisten interessant.
Regionalliga I
Die Bundesliga bleibt Dorfliga, mit dem Positivbeispiel Ried und den Problemkindern Grödig oder Wolfsberg. Immerhin ersetzt das Mattersburger Pappelstadion die wohl stimmungsloseste Arena Österreichs, die in Wr. Neustadt. Newcomer Altach ist - vor allem durch eine prachtvolle Coaching-Leistung mit schon fast guardiolaesken Systemwechseln - direkt aus dem Unterhaus in die Europa League-Quali (als punkteschwächster Einsteiger in Runde 3) eingefahren.
Von den drei selbsternannten Großklubs hat es die Austria Wien zur Dauerlachnummer geschafft, Sturm Graz pendelt sich in einer medialen Friedhofsruhe ein und so blieb es Rapid vorbehalten den theoretischen Titel-Herausforderer zu mimen.
Regionalliga II
Heimlicher Meister war auch hier Salzburg, das Farm-Team aus Liefering verzichtet nicht nur freiwillig auf den Aufstieg, sondern - durch massive Abstellungen für die U20-WM, auch auf den griffbereiten Titelgewinn in der 1.Liga. Big Names wie der LASK und Wacker Innsbruck und auch Austria Lustenau fielen durch blamable moves auf, die zwei allerdörflichsten Mannschaften steigen ab.
Eine, vielleicht zwei Landeshauptstädte, sind 2015/16 wieder im nominellen Profi-Fußball vertreten. Und so könnte interessanterweise der Wiener FAC im Herbst für die dörflichste aller Anlagen sorgen.
Spezial-Tabellen
Auffallend war - in beiden Ligen - dass sich hektische Trainerwechsel rein gar nicht auszahlen. In der Bundesliga wurde Konstanz mit Rang 1, 2, 3, 5, 6 und 8 belohnt, in der 1. Liga mit Platz 1, 2 und 4. Die zappeligen Wechsel der restlichen Vereine brachten mehrheitlich keine Besserung.
In der Ogris-Tabelle schaffte es die Austria nur auf den ganz erbärmlichen, mitleiderregenden Platz 8, die Kolvidsson-Tabelle sieht den Feuerwehrmann von Neustadt zwar auf Platz 9, aber eben auch da hinter der Admira. Für Franco Foda ließe sich zwar ein Platz 3 in seiner Tabelle errechnen - aber zu einen wurde bei Sturm ja niemand entlassen (Horror-Milanic ging freiwillig) und zum anderen schrammten die Grazer doch deutlich an selbergesteckten Zielen vorbei. Und: der nominelle Augenauswischerei-Wechsel von Knaller zu Lederer bei der Admira (der nur den Status Quo festmachte) ist nur eine Fußnote.
Es bleibt festzuhalten: gezielt herbeigeführte Trainerwechsel haben also genau gar nichts gebracht. Null. An einem Coach festzuhalten, trotz hektischen Medienfeuers, hingegen, bringt's (siehe Baur/Grödig).
Und noch ein PS: die eben erfolgte Bestellung von Kolvidsson durch Ried-Manager Reiter ist die erste nicht nachvollziehbare und nachhaltigkeitsfeindliche Handlung seit vielen Jahren.
Anders in Liga 2, also der 1. Liga, die heuer on Sky bepartnert wurde: da feuerten gleich sieben Vereine ihre Headcoaches, zwei davon gleich zweimal: es musste also einige Erfolgserlebnisse geben.
So konnte Klaus Schmidt Wacker Innsbruck in der Schmidt-Tabelle auf Platz 5 führen (und retten). Lassaad Chabbi gelang mit Austria Lustenau ähnliches (und Rang 6. in der Chabbi-Tabelle). Die größte Überraschung gelang Jochen Fallmann mit St. Pölten: Platz 2 in der Zeit, die er zu verantworten hatte (seine Vorgänger waren 7. bzw 9.)
Zwei Trainerwechsel gingen ganz kapital schief: beim LASK wurden Coach Daxbacher entlassen als man noch eine Aufsteigschance hatte, die Martin-Hiden-Tabelle weist die Linzer als Neunten (!) aus. Und Christoph Westerthaler konnte mit Horn in der Westerthaler-Tabelle auch nur den 9.Platz ergattern. Zu wenig, um zu überleben.
Tricky ist es im Fall der überraschenden Wechsels von Kleer zu Pacult beim FAC: in der Pacult-Tabelle gibt es zwar Platz 7, die Kleer-Tabelle ist aber mit der End-Tabelle (von Position 3 bis 10 völlig) identisch. Wobei Pacult den bis dorthin erreichten Platz 8 massiv gefährdet hatte: Unter Kleer lag der FAC in 29 Runden einmal auf einem Abstiegsplatz (9.), unter Pacult in sechs Runden einmal auf Platz 10.
Rechnet man den traurigen Sonderfall Hartberg (wo der bosnische Trainer zu Saisonbeginn als Kuckucksei der Wettmafia erkannt wurde und abgesetzt werden musste) dazu, dann sind die Teams mit Trainerwechsel auf den Plätzen 10, 9, 8, 7, 6, 5 und 3 zu finden - die Erfolgsstories werden also maximal auf dem Rücken anderer, noch schlechter aufgestellter Gegner geschrieben.
Deutlicher als in dieser Liga-Saison lässt sich die Unsinnigkeit des Trainerwechsels nicht belegen.
Noch ein Blick auf den Nachwuchs
Weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielen die U18, U16 und U15-Mannschaften der 12 Akademien Österreichs ihre Meisterschaften. Und man sollte die Resultate dort nicht überbewerten, schließlich geht es um Entwicklung und Heranführung, nicht so sehr um Resultate und Titel.
Trotzdem: in allen drei Ligen ist Salzburg Meister geworden. In schönen Respektabstand folgen danach die Nachwuchs-Teams von Austria und Rapid.
Einzelne Achtungserfolge kommen von Mannschaften der Admira, Sturm. St.Pölten, Linz, Ried, Tirol und Vorarlberg halten sich tapfer, Burgenland und Wolfsberg tun sich entsprechend schwer.
Die Drei-Klassen-Gesellschaft (vorne Red Bull, dann die sogenannten Groß-Klubs, dann der matte Rest) spiegelt sich also auch hier wieder.
Dass eine kleine Akademie wie St. Pölten so wie jetzt bei der U20-WM ebenso viele Kaderspieler (neben Grillitsch auch Gschweidl, Puchegger oder Rasner) hervorbringt, wird unter diesen Gesichtspunkten immer unwahrscheinlicher.