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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

1. 6. 2015 - 20:03

Internet in Österreich - die ersten 25 Jahre

Vor dem WWW war das Internet nichts für Ungeduldige. Zur Feier des 25. Jubiläums der Anbindung Österreichs ans Netz findet derzeit eine Reihe von Veranstaltungen statt.

FM4 Auf Laut: Wann warst du im Netz?

Am Dienstag, 2. Juni, ab 21 Uhr auf Radio FM4 und im Anschluss für 7 Tage zum Anhören.

Das Internet ist alles und nichts. Manche Halbwissende lächeln, wenn man diese Bezeichung im Alltag verwendet, weil sie so unpräzise ist. Das Internet ist ein ziemlich komplexes Sammelsurium an Diensten, Protokollen und Leitungen, die seit ein paar Jahrzehnten eine zusammenhängende Einheit bilden, aber deren Gesamtheit niemand komplett durchdringt.

FM4 Auf Laut

    Man muss selbst kein/e Techniker/in oder kein IT-Mensch sein, um im Alltag mal beiläufig die Frage in den Raum zu stellen, was denn der Unterschied zwischen dem WWW und dem Internet ist. Die Antworten fallen oft vage aus, denn für viele ist das World Wide Web ein Synonym für das Internet - und für die gängigen Enduser/innen ist es das heute quasi auch. Tatsächlich war es ursprünglich aber nur einer von vielen Diensten, der im Laufe der letzten zwanzig Jahre enorm populär geworden ist.

    Ein schwarzer Rechner mit schwarzem Bildschirm und schwarzer Tastatur, der erste HTTP-Server.

    Thomas Stiren

    Der erste WWW-Server.

    Computer haben schon seit vielen Jahren intuitiv zu bedienende grafische Benutzeroberflächen. Manuelles Einwählen ins Netz ist schon länger nicht mehr notwendig. Man ist nur dann nicht online, wenn gerade das Modem spinnt oder am Sonntagnachmittag wegen der hohen Auslastung die Geschwindigkeit ein bisschen in die Knie geht. Diese Zugänglichkeit hat die ehemaligen Mühen, ins Internet zu kommen, komplett ersetzt. Der technische Ballast, die vielen Inkompatibilitäten und die hohe Fehler- und Problemquote beim Aufsetzen eines Rechners und beim Herumspielen mit den Netzwerkeinstellungen sind historisch. Doch noch vor einem Vierteljahrhundert war jedes Einwählen und jeder Datentransfer ein technisch nicht trivialer, für Außenstehende obskurer Prozess.

    Im FM4-Interview mit Christian Panigl, Abteilungsleiter des Wissenschaftsnetzes ACOnet, dem ersten Internet Provider Österreichs, fällt dem ansonsten sehr gesprächigen IT-Experten wenig auf die Frage ein, ob und wie damals, 1990, die Pionierarbeit dokumentiert wurde. Alle waren zu sehr damit beschäftigt, überhaupt alles mal zum Laufen zu kriegen. In diesem Jahr, vor 25 Jahren also, wurde eine Standleitung von der Universität Wien zum Genfer Kernforschungszentrum CERN auf das TCP/IP-Protokoll umgestellt - jenes Protokoll, das bis heute die Basis allen Austausches im Internet ist. Damit war Österreich ans Internet angeschlossen und der Zentrale Informatikdienst der Uni Wien (ZID) hat danach begonnen, die Bundesländer und Nachbarländer zu erschließen. Das World Wide Web war zu diesem Zeitpunkt gerade mal ein Jahr alt und noch in der Experimentierphase. Der erste Webbrowser war noch nicht programmiert.

    Verzweigung von Daten und Internetströmen

    CC BY 2.0, flickr.com, User: jurvetson

    Eine visuelle Annäherung an "das Internet".

    Nicht absehbar

    Internet in Österreich - wie alles begann

    Günter Hack hat 2010 für die ehemalige ORF Futurezone ein ausführliches Interview zum Ursprung der österreichischen Internetanbindung geführt: Teil 1 | Teil 2

    Es gibt eine Kurzversion davon auch als Video.

    Es ist verblüffend, wie selbst pragmatisch denkende und analytische Techniker/innen, die das Potenzial einer neuen Technologie besser einschätzen können sollten als viele andere, mit ihren Voraussagen oft daneben liegen. Meist geht es aber gar nicht um eine Prophezeiung, sondern um die bloße Unvorstellbarkeit einer massenhaften Durchdringung. Das Auto? Ein Computer? Das Internet? MP3s? - So viele technische Errungenschaften erscheinen im Angesicht ihrer ursprünglichen, komplexen Entwicklung so akademisch und sperrig, dass es schwer zu abstrahieren ist, wie zugänglich sich etwas in zehn, zwanzig, dreißig Jahren einmal gestalten kann. "Dass Privatpersonen jemals eine Domain registrieren würden, ist uns überhaupt nicht in den Sinn gekommen", sagte etwa der mittlerweile pensionierte Peter Rastl, Vorgänger von Christian Panigl, in einem Interview mit der ehemaligen ORF-Futurezone aus dem Jahr 2010 - anlässlich "20 Jahre Internet in Österreich".

    "net 25"

    Jetzt, zum 25-jährigen Jubliläum der Anbindung Österreichs ans Netz der Netze, lädt die Vereinigung der heimischen Internet Provider (ISPA) zu einer vielfältigen Veranstaltungsreihe namens "net 25".

    • "net future" ist ein eintägiges Symposion mit Granden aus der internationalen IT- und Netzkulturgemeinschaft, etwa Phil Zimmermann, Bruce Sterling oder Joanna Bryson. Dienstag, 2. Juni, 13 bis 19 Uhr, Uni Wien.
    • "net science" widmet sich zukunftsweisenden Perspektiven für die österreichische Forschung. Mittwoch, 3. Juni, 10 bis 16 Uhr, Uni Wien.
    • "net art" ist eine interaktive Musik- und Tanzperformance. Technologie und Wissenschaft werden zu Verbündeten des künstlerischen Konzeptes und folgen den Vorgaben der Protagonistinnen und Protagonisten, u.a. mit Rupert Huber und Richard Dorfmeister. Donnerstag, 25. Juni ab 20 Uhr, Museumsquartier Wien.

    FM4 Auf Laut - Wann warst du im Netz?

    E-Mail, Chat, Foren, Websurfen, Instant Messaging, Multiplayer-Gaming, Voice-over-IP, Online-Dating und vieles mehr: Das Internet hatte von Anfang an viele Gesichter und ist in seiner Nutzung im Laufe der Jahre immer vielseitiger geworden. Gleichzeitig liefern Software-Konzerne wie Google oder Facebook so bequeme und leistungsstarke Anwendungen und Dienste, dass viele gar keine anderen Angebote mehr nutzen. Wie steht es um die Vielfalt des Internet? Was hat sich im Laufe der Jahre verändert? Wie war das erste Mal im Internet?

    Robert Glashüttner diskutiert mit der Netzkultur-Journalistin Barbara Wimmer (futurezone.at) und mit den Hörerinnen und Hörern über ihre frühen Internet-Erlebnisse, die alltägliche Webnutzung und warum es sich viele nicht mehr vorstellen können, offline zu sein - und manche wiederum nur ohne Netz wirkliche Ruhe finden können. Dienstag, 2. Juni, von 21 bis 22 Uhr. Ruf an und diskutiere mit. Die Nummer ins Studio: 0800 226 996