Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Die wollen nur spielen"

Christina Traar

Sehen, hören, verstehen. Und dann erzählen

1. 6. 2015 - 13:15

Die wollen nur spielen

Wenn selbst das tollste Game nie genau das ist, was man eigentlich spielen will, warum macht man es nicht gleich selbst? Die 44 TeilnehmerInnen des EYA Game Jams in Graz haben es probiert.

Wo sich unter der Woche StudentInnen den Kopf zerbrechen müssen, sitzen an diesem Wochenende 44 junge Menschen in der FH Joanneum Graz gebannt und freiwillig vor ihren Laptops. Die schlechte Luft und das kalte Neonlicht stören hier keinen, denn sie dürfen ihre Energie für etwas aufwenden, das sie auch wirklich interessiert: Das Erschaffen ihres eigenen Computerspieles.

Die Teilnehmer des Game Jams

European Youth Award

Viele TeilnehmerInnen, wenig Platz für ein Gruppenfoto beim EYA Game Jam

Beim EYA Game Jam muss man dafür weder ProgrammiererIn oder GrafikerIn sein, noch Erfahrung im Spiele-Bau haben. Kreativität und Interesse sind die einzigen Voraussetzungen, um hier dabei zu sein. So heißt es auf der Website. Nun lässt sich aber doch nicht bestreiten, dass ein Großteil der TeilnehmerInnen nicht ganz neu in dieser Abteilung zu sein scheint. Hier ernten Bezeichnungen wie Antialiasing und NFC-Tags keine fragenden Blicke, sondern wissendes Nicken.

Fake it 'till you make it

Junger Mann mit Plakat

FM4 l Christina Traar

Hier herrscht reine Liebe

Simon Wallner und Matthias Maschek von Games Austria sind an diesem Wochenende die Wächter des Game Jams. Sie moderieren, teilen ein und helfen weiter. Einen hilfreichen Tipp gibt es noch von Simon, bevor das Game-Erschaffen beginnen kann: "Fake it, 'till you make it. An einem Wochenende wird man kein perfektes Spiel hinbekommen. Aber man kann tricksen, damit es so aussieht."

Bereits am ersten Tag, beim Übungs-Präsentieren ist die Stimmung locker, als sich zwei vor der Präsentation sträuben, hallt ein "You can do it, Bro. We love you, no matter what" aus den hinteren Reihen. Hier herrscht reine Liebe.

Programmieren für jedermann

Darüber freut sich vor allem Birgit Kolb, die Projektleiterin des Game Jams. "Eigentlich organisieren wir ja den European Youth Award, ein Wettbewerb, bei dem Menschen unter 30 digitale Technologien für gesellschaftlich gute Zwecke schaffen und einsetzen. Gemeinsam mit der heimischen Game-Community kam dann die Idee, in diesem Bereich einfach einen offenen Game Jam für alle zu veranstalten. Und wir freuen uns, dass wir so viel Zulauf haben."

Der Programmier-Nachwuchs findet sich in Gruppen zusammen, brainstormt am Freitag, bastelt am Samstag und präsentiert am Sonntag. Erstaunlich, wie locker dieser straffe Zeitplan auch eingehalten wurde. Nach hitzigen Diskussionen oder Unstimmigkeiten in den Gruppen suchte man vergeblich, außer einigen klassischen Bug-Problemen oder zu hohen Ansprüchen an die Grafik brachte die Gruppen so schnell nichts aus der Ruhe, auch nicht Informationsdesign-Studentin Raphaela: "Sleep is for the weak. Man ist hier nicht gerade unterfordert. Das macht es aber auch spannend."

Junge Frau vor Leinwand

FM4 l Christina Traar

Ein Fisch, der Nuklearmüll sammelt: eins der präsentierten Spiele

Nach fast drei Tagen präsentiert die Game Jam-Crowd ihre Arbeit in den Gruppen und die kann sich sehen lassen. Spiele mit Nuklearmüll-Fischen, Karma-Entscheidungen oder Mondphasen-Beeinflussung sind das bemerkenswerte Ergebnis. Einige Gruppen wollen auch weiterhin an ihren Spielen arbeiten, sie vielleicht sogar beim European Youth Award einreichen. "Wäre doch cool, wenn es nicht nach einem Wochenende enden müsste, mal sehen", grinst Sounddesign-Student Nick.