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Christina Traar

Sehen, hören, verstehen. Und dann erzählen

27. 5. 2015 - 14:20

Steirische Streit-Kultur

Der Steiermark wird so kurz vor der Landtagswahl viel versprochen. Nur eines sucht man auf den bunten Wahlplakaten vergeblich: das Thema Kultur. Dabei wird hierzulande über kaum einen Bereich mehr gestritten.

Am Mittwoch in der FM4 Homebase

Die Landtagswahl in der Steiermark am 31. Mai gilt als eine der wichtigsten Wahlen 2015. Radio FM4 schaut sich in einer Homebase-Stunde am Mittwoch, 27.05. an, was die Steiermark im Wahlkampf bewegt:

Wir besuchen eine der (gar nicht mehr so) frisch fusionierten Gemeinden, klopfen die Folgen der Sparmaßnahmen im Kultur- und Sozialbereich ab und besuchen das "Büro der Nachbarschaften", eine Grazer Privatinitiative, die sich um kleine und größere Konflikte im Grätzl kümmert.

An der Stadteinfahrt gibt es sie immer noch, die „Kulturhauptstadt Graz“-Tafeln. 2003 war die Stadt an der Mur damit im Olymp der europäischen Kulturstädte angekommen und noch heute gilt sie als Hochburg für umtriebige Kunst- und Kulturschaffende.

Doch die goldenen Zeiten sind vorbei, sagt die Vorstandsvorsitzende der IG Kultur Steiermark, Anita Hofer. 2011 habe alles mit den Sparmaßnahmen im Bereich Kunst und Kultur begonnen. "Über die letzten Jahre wurden jetzt 33 Prozent eingespart. Das sind vier Millionen Euro, was vor allem die kleinen Vereine trifft, die ohnehin nur aus Freiwilligenarbeit bestehen."

Anita Hofer von IG Kultur Steiermark

IG Kultur Steiermark

Anita Hofer von der IG Kultur Steiermark

Das liebe Geld

Dass Politik und Kulturschaffende nicht immer einer Meinung sind, wenn es um die Arbeit des jeweils anderen geht, ist weder neu, noch verwunderlich. Häufiger Streitpunkt: Das liebe Geld. Die einen wollen es, die anderen haben es (oder eben nicht), und jeder sieht sich selbst im Recht. Auch in der Steiermark ist das nicht anders.

In den Regionen abseits von Graz sehe es dabei noch trister aus, da die Gemeinen immer weniger Geld zur Verfügung haben, betont Hofer. Für die freie Szene wird der Kampf um Mittel dadurch noch härter, die Kulturlandschaft abseits der Hauptstadt dünnt aus, trotz vereinzelter, bemerkenswerter Aktionen. Die Folge: Abwanderung. Hofer: "Um die Jungen am Land zu halten, braucht es nicht nur Schulen und Wirtschaftsstandorte, es braucht auch Kultur. Wenn die nicht vorhanden ist, wandert man nach Graz ab. Dort passiert schließlich was."

Kein Raum für Experimente

Doch auch Graz hat zu kämpfen. Eine Fülle an Vereinen buhlt hier um Fördergelder. Doch nicht nur am Budget, auch an der Thematisierung der Kultur durch die Politik stoßen sich viele Kreative. Eine davon ist Heidrun Primas, Vorstandsvorsitzende des Künstlerinnenvereines Forum Stadtpark in Graz. Es sei auffällig, dass Kunst und Kultur auch zu Wahlkampfzeiten keine Rolle spiele, sagt sie. "Da gibt es einerseits durchaus Wertschätzung, andererseits aber auch Ignoranz. Es wurden einige kleine Initiativen auf null gekürzt, was immensen Schaden anrichtet. Dann gibt es keinen Raum mehr, um etwas auszuprobieren, was in weiterer Folge zur so beliebten Hochkultur führen könnte."

Diskussionen gab es auch um die Kultur Service Gesellschaft KSG des Landes Steiermark, die nach Kritik der IG Kultur und des Rechnungshofes im März diesen Jahres durch Kulturlandesrat Christian Buchmann aufgelöst wurde. Buchmann dazu: "Ich war immer dafür, Kunst und Kultur in der Steiermark zu fördern. Die KSG ist aber nie in den Herzen der Kulturschaffenden angekommen. Deshalb wird sie eingestellt." Mehr Geld würden alle wollen, doch das sei derzeit nicht realistisch. Die IG Kultur sieht das freilich anders, die KSG habe viele Fehler gemacht. Die durch die Auflösung eingesparten 400.000 Euro sollen ab 2016 der freien Szene zur Verfügung gestellt werden.

Kunst setzt sich durch

Heidrun Primas, Leiterin des Forum Stadtpark, sitzt an einem Tisch.

Radio FM4 / Maria Motter

Heidrun Primas will mehr Streitkultur

Trotz der schwierigen Lage scheint die Grazer Kulturszene ungebrochen aktiv zu sein. Das bestätigt auch Heidrun Primas. Sie beschreibt das Verhältnis des Forums zur Politik als Dialog, auch, wenn die Positionen manchmal auseinander gehen: "Man muss sich auch selbst um einen Austausch bemühen. Außerdem bräuchte es hier einfach mehr respektvolle Streitkultur. Aber auch wenn wir alle abhängig von der Politik sind und die Lage schwierig ist: Kunst wird sich immer durchsetzen. Und genau das ist das Schöne daran, deshalb gibt man auch nicht auf."