Erstellt am: 19. 5. 2015 - 17:04 Uhr

Blasmusikbanden

Anregungen gegen Abschaffung - ein Mixtape

"Jeder, der irgendeine Ahnung hat von der Blasmusik, der wird sagen: Das ist ein Skandal!", sagt der Landeshauptmann von Tirol, der sich auch zu jenen rechnet, die irgendeine Ahnung von der Blasmusik haben. Der Skandal heißt "Verkleinerung der bestehenden Militärmusikkapellen in den Bundesländern" von 47 auf 20 Musiker, ein Teil der Sparpläne von Verteidigungsminister Klug.

APA/Gert Eggenberger

Bald nur mehr 20 Militärmusiker bei Tunneleröffnungen?

Eine gute Gelegenheit, sich hier ein bisschen solidarisch zu erklären (gibt es das, "ein bisschen solidarisch"?), immerhin sind das auch österreichische Musiker (nur wenige -"Innen"), und "nach Angaben des Blasmusikverbandes profitieren in Österreich etwa 150.000 Musiker indirekt von der Militärmusik", wiewohl ich gerne wissen würde, was damit gemeint ist.

Und vielleicht ist ja die Änderung des Repertoires die Rettung der Militärmusik, hier ein paar Anregungen (da es meist - manche sagen Gottseidank - bei Militärkapellen keine Sänger und Texte gibt, werden es wohl nur Instrumentals werden):

Das Naheliegende, Jazz, Soul oder Funk, mag man man den Marschierbands nicht nahelegen. Obwohl vermutlich viele in ihrer Freizeit Swing Jazz spielen ... Die Blasmusik des Militärs ist der Soundtrack zum Marschieren und da wäre jede Blue Note und Synkope fehl am Platz. Marschieren, wenn auch ein wenig lustiger, kannm an jedoch gut zu einer anderen alten Musikform, wenn es im Titel noch um Kanonen geht, umso besser.

Noch ein paar gute Skabeispiele: Don Drummond's Eastern Standard Time, sein "Thoroughfare" oder auch das Bond Thema der Skatalites, das den kleinen Ska Boom mitbegründet hatte, als der Agent in Jamaica war.

Die Militärkapellen haben noch ein großes Alleinstellungsmerkmal: sie haben meist nicht einen Schlagzeuger, sondern drei - Marsch(!)trommel, große Bass-Trommel und Becken sind auf drei Musiker aufgeteilt. Auch hier soll man bitte ja nicht einsparen - was die dreigeteilten Rhythmusgruppen können, zeigt uns die Trauermarsch-Musik aus New Orleans, deren Swing ist durch einen Drummer kaum nachzumachen - und sie ist auch nicht immer traurig. Hier spielt die Hot 8 Brass Band einen Klassiker der Specials (mit einem kleinen Verweis auf ihre Nach-Hurricane-Stadt im Songtitel):

Auch sehr gut: Das Hot 8 Cover von Sexual Healing oder die ähnlich aufgestellte Youngblood Brass Band mit Killing me Softly.

Was immer geht – und so könnten sich die Brass Kapellen letzlich selbst erhalten, so sie Sänger finden – sind Hits. Haindling, La Brass Banda, Beirut, Shantel, Dexy's Midnight Runners machen es vor. Die Blasmusik Kapelle Perchtoldsdorf, die beim FM4 Geburtstagfest mit Skero aufgespielt hat ist auch nicht das schlechteste Vorbild.

Und ganz am Ende hilft noch die Konzeptkunst. Wie die grandiose, fast vergessene Zusammenarbeit zwischen der Williams Fairey Brass und dem Turner Preisträger Jeremy Deller.