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Philipp L'heritier

Ocean of Sound: Rauschen im Rechner, konkrete Beats, Kraut- und Rübenfolk, von Computerwelt nach Funky Town.

17. 5. 2015 - 16:01

Gartenarbeit mit Symbolcharakter

Der Song zum Sonntag: Sun Kil Moon - "Garden of Lavender"

Das ewige Glühen für die Musik, das Glück, Künstler zu sein, und die ermüdenden Mühlen des bleiernen Touralltags eines Musikers, der gerade so durchkommt. Ein ständiges Reisen und Ein-Cecken und die Sehnsucht nach dem heimeligen Herd, nach Haus, Freundin und Garten. Der amerikanische Musiker Mark Kozelek besingt in dem neuen Song seines Projekts Sun Kil Moon wieder einmal die scheinbaren Unvereinbarkeiten eines vielschichtigen, eines komplizierten Lebens.

Mark Kozelek 1x

Mark Kozelek / Sun Kil Moon

"Universal Themes" wird das demnächst erscheinende, siebte Album von Sun Kil Moon heißen und mit so einem offenen, alles umarmenden, vielleicht banalen Titel darf Mark Kozelek seine Musik auch nur zu Recht überschreiben: Kozelek ist großer Geschichtenerzähler, Liedermacher im dichterischen Sinne. Ein übellauniger Grummler und Grübler, der hunderte A4-Seiten mit Texten über Familie, Arbeit, langsames Sterben, Leben und Tod vollmacht.

Schon in den Neunzigern mit seiner Band Red House Painters, legendären Verwaltern der Langsamkeit, vor allem mit seinem zerbrechlichen Hit-Album "Benji" im Vorjahr hat er das alte Schlachtschiff Singer/Songwritertum mit neuem Leben betankt. Lieder voller Schmerz, Traurigkeit und Nostalgie, aber auch voller Optimismus und Licht, ohne Schmalz wärmen sie die Brust.

"Garden of Lavender" stellt nun Arbeitsroutinen und Naturbeobachtungen einander gegenüber. "Was on a flight home from … – well, it doesn't matter", lautet die erste Zeile des Songs – der alternde, schon gut abgenutzte Musiker, weiß nicht mehr ganz so genau, wo er gerade aufgetreten ist. Er sehnt sich nach dem Lavendel daheim im Garten, er möchte sich um ihn kümmern, damit er nicht stirbt. Kozelek beschreibt die Wespen, die Hornissen und die Hummeln, er erzählt von den Geräuschen des Autos seiner Freundin, die ihm so vertraut sind, und von einer wohligen Interaktion mit seiner faulen Katze.

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Kozelek baut gleich in der ersten Strophe einen doppelten Boden ein – und zieht in auch gleich wieder raus: "I'm not sure what my lavender symbolized", heißt es da. Kozelek also ist Musiker, Dichter, dies hier aber, der Garten, die Sonne, die Liebe in der Luft ist die Realität. Zwischendurch ist er wieder unterwegs, in Holland, in England, trifft Konzertpromoter, andere Musiker, liegt einsam in seltsamen Hotels.

Er jammert aber nicht. Eine Erinnerung an ein lange vergangenes Weihnachten sagt ihm, worum es geht: "And I'm reminded of when I was a child / How happy I felt when I opened the box and saw a guitar inside". Zehn Minuten Text und Musik, in denen eine ganze Existenz bescheiden funkelt. Ohne falschen Prunk und ohne Selbstmitleid, in "Garden of Lavender" wird nicht groß das Eine gegen das Andere ausgespielt – man macht halt weiter, leise fließt der Fluss.