Erstellt am: 17. 5. 2015 - 15:30 Uhr
Picknickstimmung: Linzfest Tag 2
FM4 am Linzfest
- Das Line-up der FM4 Bühne
- In da Hood von Mavi Phoenix
- "Die VOEST schnurrt, das Kulturleben pulsiert": Tag 1 am Linzfest
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Dinge, die Mavi Phoenix sagt: Ich wünsch uns allen viel Glück für die mündliche Matura. Dinge, die über Ulf Lindemann alias Dunkelbunt im Pressezettel stehen: Momentan arbeitet er an seinem Gewürzbuchbildband, einer Kinderlieder-CD und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Wien und Hawaii. Anzahl der Breakdancer, die während der Show von Mavi Phoenix, die die FM4 Bühne am zweiten Linzfesttag eröffnet, im Backstage wild tanzen: Zwei.
Kinder tragen Ohrenschützer und haben Schmetterlinge auf die Wange gemalt, es ist warm und sonnig und auf der Donau im Hintergrund fahren Boote. Für Müllvermeidungs-Bewusstsein sorgt eine Sambatruppe, die mit bunten Röcken, großen Trommeln und allerlei Mülltonnen zwischen den Konzerten über das Gelände zieht.
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Es ist nämlich so: Das Linzfest ist wie ein kleineres, gemütlicheres Donauinselfest, mit weniger Wettergarantie, aber auch mit weniger Exzessen und Skandalen und anstrengenden Wegen zwischen Bühnen, Menschen, Flüssigkeitspfützen. An diesem Nachmittag nimmt die Flauschigkeit in Linz zwischen den Shows von beispielsweise Dawa und James Hersey, die das Format Popsong in verschiedene, aber in jedem Fall herzerhebende Richtungen dehnen, beinahe schon absurde Ausmaße an.
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Überhaupt, James Hersey: Dieser Mann möge doch bitte ein Popstar werden. Songs, Stimme, Lächeln, Bandkollegen, Charme, es ist ein Gesamtpaket. Die Luft riecht nach Pommes und es sind sehr viele Leute da. Zuvor hat Mavi Phoenix bei ihrem größten bisherigen Konzert ein großartiges Heimspiel geliefert. Feedback vom Publikum gibt es bei ihrer Show trotz des frühen Slots und der Hitze genug, und auch wenn flowtechnisch völlig verständlicherweise noch etwas Luft nach oben ist, ist diese junge Linzer Musikerin, kurz vor ihrem Absprung nach Berlin, in Songwriting, Produktion, Attitüde, Style eines der besten Dinge, die der heimischen Musikszene passieren konnten. Dawa, eine Band wie aus dem Bilderbuch, die schon bei ihren ganz frühen Konzerten als überaus routiniert aufgefallen ist, ist nach Monaten des TV-Fames natürlicherweise noch ausgezeichneterer eingespielt. Und wer es schafft, Cajón, Cello, Gitarre und Zweistimmigkeit in so natürliche Ohrwürmer wie den Song "Revolution" zu packen, hat sowieso schon gewonnen.
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Den weltumarmenden Charakter des Tages unterstreicht auch Ulf Lindemann mit seiner heute fünfköpfigen Band Dunkelbunt, die vor Kurzem bei einer Show im Wiener Konzerthaus unter Verstärkung eines Chors auf bis zu sechzig Personen angewachsen ist. Vor zehn Jahren ist er mit dem Rad die ganze Donau von Passau bis zum Schwarzen Meer entlang gefahren, Erfahrungen sammeln, Gerüche riechen, Musik aufsaugen. Die Donau rauscht heute im Hintergrund, die Sonne geht unter, ein Musiker spielt zwei Trompeten gleichzeitig. Dunkelbunt meint heute ein Sammelsurium exotischer Instrumente, Songs, in denen deutscher Rap, amerikanischer Bluegrass und Trompetenbeats nebeneinander Platz haben, Zimtduft bei Konzerten.
Übrigens passieren andernorts auch gute Sachen, bei der wunderbaren Mira Lu Kovacs und ihrem traumtänzerischen Virtuosen-Songwritertrio Schmieds Puls auf der Ö1-Bühne im Musikpavillon zum Beispiel, bei den Jazz-Rap-Freigeistern Koenigleopold unterm umgedrehten U des Lentos Museum.
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Der Rapper und Produzent Chakuza hat seine Heimatstadt Linz schon vor vielen Jahren gegen Berlin getauscht und spricht auch so. Nach einer ausgiebigen Vergangenheit im Gangster-Rap der Posse um Bushido hat er die Hinwendung zu sanfteren Tönen bereits auf dem Album "Magnolia" vor zwei Jahren begonnen und mit dem aktuellen Longplayer "Exit" vollendet. Wut und Aggression sind Gefühlen von Vermissen, Suchen und Ankommen gewichen; die neuen Chakuza-Songs drehen sich um Begriffe wie "manchmal" und "aufgewacht", während im Hintergrund eine verhallte Postrock-Gitarre zittert. Die Zusammenarbeit mit der holländischen Band In Vallis, die von nun an die instrumentalen Parts in der Musik von Chakuza übernimmt, war eine sehr gute Entscheidung: Verzweiflung, Klimax, Trost. Im Publikum küssen sich Menschen.