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Daniela Derntl

Diggin' Diversity

16. 5. 2015 - 14:24

"Die VOEST schnurrt, das Kulturleben pulsiert"

... behauptet zumindest Franz Adrian Wenzel von Kreisky, der mit seiner Band gestern auf der FM4-Bühne beim Linzfest gespielt hat. Auch mit dabei: Sofa Surfers, Manu Delago Handmade und Marla Blumenblatt.

Linzfest 2015

Linzfest

FM4 am Linzfest

Am 15. und 16. Mai im Donaupark, der Eintritt ist frei!

Alles auch unter fm4.orf.at/linzfest und fm4.orf.at/festivalradio

Andreas Kepplinger

Marla Blumenblatt

Die kalte Sophie, die letzte der Eisheiligen, war noch mal gnädig und verschont das Linzfest trotz Schlechtwetterprognose vor solchem. Eine Tatsache, die nicht nur das Publikum sondern auch Manu Delago zu würdigen weiß.

Er ist der zweite Act auf der FM4 Bühne beim Linzfest, zuvor hat Marla Blumenblatt ihre Showgirl-Qualitäten unter Beweis gestellt und das Publikum mit Eis und Marshmellows geködert. Ihre Musik klingt ebenso klebrig süß nach Schaumzuckerware, es ist ein krudes Karussell aus Schlager, Rockabilly, Dubstep und wiehernden Pferden.

Manu Delago Handmade

Andreas Kepplinger

Dreamteam: Manu Delago mit seinem Hang

Bei Manu Delago Handmade wird es ernsthafter. Seine spährische Musik legt sich wie Nebelschleier auf die Donaulände – mystisch und kraftvoll. Es ist nicht Pop, nicht Jazz, nicht Electronica – sondern eine virtuose Zwischenwelt. Manu Delago und seine Band präsentieren zum größten Teil Nummern ihres aktuellen Albums "Silver Kobalt", bei dem die Stimmungen und Tempos wechseln, genauso wie die Bandmitglieder ständig die Instrumente tauschen. Die Leute um mich herum schließen die Augen, wippen und verlieren sich im Klangkosmos. Die auf FM4 rotierende Nummer "A Long Way" spielen Manu Delago Handmade in einer Akustik-Version, denn es gibt jetzt ein Fagott in der Band und das ist Manu Delagos Lieblingsinstrument.

Es ist ein wunderschönes Konzert, bei dem abseits der Bühne der nicht unbekannte Linzer Musiker Akynjemi von Hinterland für ein paar Lacher sorgt. Der Rapper feiert seinen Polterabend beim Linzfest – im neon-gelben Tütü und schwarz-pink-gestreiften Strümpfen. Er trägt ein Schild "Will Rap 4 Food" und verteilt Ösibua-Autogramme. Vielen Dank und Alles Gute! Wir haben sehr gelacht.

Andreas Kepplinger

Holterdipolter: Akynjemi von Hinterland als Zaungast beim Linzfest

Kreisky

Für ein paar gute Lacher und raue Kehlen vom Mitsingen sorgen auch Kreisky, die - man muss es immer wieder betonen - eine der besten Bands des Landes ist. Kreisky sprühen vor Zorn und Witz – direkt und unverblümt - immer unbequem, trotzdem leiwand. Endlich sagt einmal wer, was Sache ist – unter anderem, dass Schauspieler Scheiße sind. Das bestätigt auch - wenn auch eher wortkarg – das anwesende Publikum sowie Kollege Alex Wagner, der diesen großen Moment der Publikums-Agitation für uns festgehalten hat:

Und was macht ihr so? #kreisky #linzfest

Posted by radio FM4 on Freitag, 15. Mai 2015

Für den erkrankten Gregor Tischberger ist Lelo Brossmann von "Destroyed, But Not Defeated" am Bass eingesprungen – der, wie die gesamte Band, den Auftritt hervorragend gemeistert hat. Kreisky mussten dem Linzfest beweisen, dass sie es besser können als 2009 – denn das Konzert damals war wegen kollektiven Katers, strömenden Regens und Mikro-Ausfällen laut Franz Adrian Wenzel eines der Schlechtesten der Band-Geschichte. Das Linzfest-Konzert 2015 können sie aber eindeutig auf der Haben-Seite verbuchen.

Andreas Kepplinger

Franz Adrian Wenzel heizt ein. Ein Hochofen ist nichts dagegen.

Sofa Surfers

Der Auftritt der Sofa Surfers am Linzfest fällt auf das Datum ihres neuen Single-Releases "The Fixer". In der sehr tanzbaren Nummer geht es allerdings nicht um Heroin-Abhängige, sondern um konstruktivere Problemlösung: "fix it when you break it". Es ist ein gesellschaftskritischer Song über die herrschenden ungleichen Verhältnisse, in dem es um das eine Prozent der Superreichen geht, das von der Krise profitiert hat. Die Nummer wird sicher der neue Lieblingssong von Thomas Piketty, Joseph Stiglitz und vielen mehr.

Andreas Kepplinger

Sofa-Surfers-Sänger Mani Obeya dirigiert das Publikum.

Der Kontrast aus fröhlichen House-Beats und kritischem Text funktioniert auch live blendend. "The Fixer" ist ein absoluter Ohrwurm und skizziert in hellen Farben das kommende Album der Sofa Surfers, das am 23. Oktober erscheinen wird: "Wir stellen uns bei jedem Album einer neuen Herausforderung", erzählen die Sofa Surfers Kollegin Katharina Seidler im Interview, "und dieses Mal wollten wir etwas Tanzbareres bringen. Es wird wieder elektronischer aber ein paar düstere Nummern sind auch wieder mit dabei."

Die neue Nummer macht Lust auf das neue Material und ist der krönende Abschluss des Sofa-Surfer-Konzert – bei dem sie ihr vielseitiges Schaffen abermals unter Beweis gestellt haben.

Während ich mir die Konzerte auf der FM4-Bühne angeschaut habe, ist Kollege Ali Cem Deniz eine Runde mit dem Bubble Boat gefahren.

Ali Cem Deniz über das Bubble Boat:

Dass die Linzer Hip Hop Szene nicht nur musikalisch viel zu bieten hat, sondern auch eine blühende Street Art Szene besitzt, zeigt die Mural Harbor Crew. Mit dem Bubble Boat führen sie auf der Donau durch die Linz AG Hafengalerie.

Rund 40 Streetartfans und TouristInnen sind an Bord. Von der Donau aus gibt es eine einzigartige Perspektive auf die Riesengraffitis. Die Mitglieder von Mural Harbor liefern dazu die passenden kunsthistorischen Ausführungen. So entwickeln auch die anfangs skeptischen Laien Interesse für die Wandbemalungen. Kunst soll ja auch ab und zu provozieren und das gelingt auch hier. Das Bild eines zerteilten Steinbocks des belgischen Streetartist ROA sorgt für Faszination, Verstörung und intensive Diskussionen unter den BesucherInnen der Hafengalerie.

Das Bubble Boat legt heute noch drei Mal ab und zwar um 16:30, 18:00 und 19:30. Die Fahrt ist gratis, aber die Tickets sind aus Platzgründen begrenzt. Deshalb sollte man sich rechzeitig vor dem LENTOS beim Bubble Days Container Plätze reservieren.

Heute Abend gehts weiter auf der FM4-Bühne beim Linzfest mit Mavi Phoenix, Dawa, James Hersey, dunkelbunt und Chakuza.