Erstellt am: 13. 5. 2015 - 08:00 Uhr
Fünf Tipps für die Festwochen
2017 wird Tomas Zierhofer-Kin, der vorher noch einmal das Donaufestival in Krems kuratieren wird, die Intendanz der Wiener Festwochen übernehmen und damit wohl die Stoßrichtung des Programms gründlich ändern.
Wiener Festwochen
14. Mai bis 21. Juni
www.festwochen.at
Mehr Pop und Avantgarde soll endlich wieder ein jüngeres Publikum anziehen - zumindest was die Musik angeht, denn die Bühnenproduktionen, die die Festwochen in den letzten Jahren präsentiert haben, sind längst nicht nur mehr Klassiker, sondern innovatives, zeitgenössisches Theater. Zudem beweist die von Wolfgang Schlag kuratierte Projektreihe "Into the City" immer wieder ein selten gutes Gespür für aktuelle Themen und schafft es, auf völlig unprätentiöse Weise mit den Menschen in Dialog zu treten.
Wer das Festwochen-Programm also ein bisschen durchackert, wird durchaus fündig - hier sind ein paar Empfehlungen:
1. Im Festwochen-Zentrum auflegen
Treffpunkt für Künstlerinnen, Künstler und Publikum ist dieses Jahr wieder im Künstlerhaus. Dort ist neben einer Cafébar und einem temporären Liegekino auch das Videoprojekt 21 - Erinnerungen ans Erwachsenwerden untergebracht. Der Schweizer Künstler Mats Staub hat dafür Menschen verschiedener Generationen zu ihrem 21. Geburtstag befragt und sie drei Monate später mit ihren eigenen Erinnerungen konfrontiert.
Ebenfalls im Festwochen-Zentrum wird ein installatives Spiel zur Six-Degrees-of-Separation-Theorie aufgebaut. Diese Theorie ist auch unter dem Begriff "Kleine-Welt-Phänomen" bekannt und besagt, dass jeder Mensch mit jedem anderen um fünf Ecken verbunden ist. Die Probe aufs Exempel kann mithilfe von 30 Porträts auf 30 Bildschirmen gemacht werden.
Marc Domage
Wer sich zudem als Cutter oder DJ ausprobieren will, kann auch Gratis-Workshops in der Film- und Radiowerkstatt machen. Jeden Samstag gibt’s Party - der Eintritt ist frei.
2. Der ehemaligen Gestapo-Zentrale auf den Grund gehen
Eines der spannendsten Festwochen-Projekte dieses Jahr beschäftigt sich mit bisher kaum aufgearbeiteter Wiener Stadtgeschichte.
Knapp vor Kriegsende haben sowjetische Truppen das Wiener Gestapo-Gebäude gesprengt, das vor der Beschlagnahmung durch die Nazis eines der schönsten Hotels in Wien war. Heute befindet sich an seiner Stelle nur eine unscheinbare Gedenktafel und die liegt nicht mal wirklich am richtigen Ort.
Die Projektreihe Into the City geht daher am Morzinplatz auf Spurensuche und erinnert mit Kunstaktionen, ZeitzeugInnengesprächen, Spaziergängen, Fotos und nachgekochten Menüs von der Speisekarte des Hotels an die Zeit zwischen 1938 und 1945. Im Vordergrund stehen die Fragen: Was lernen wir für die Zukunft? Was heißt Antifaschismus heute? Und was heißt Widerstand heute?"
Wien Museum
3. Theater in der Fußgängerzone anschauen
Anfang Juni wird das Back to Back Theatre aus Australien eine Zuschauertribüne mit Kopfhörern in der Mariahilferstraße aufbauen und inmitten der vorbeigehenden Passantinnen und Passanten ihr neues Stück "Small Metal Objects" aufführen.
Die Schauspieler des Ensembles sind hauptsächlich Menschen mit Lernschwierigkeiten, z.B. mit Down-Syndrom, Tourette-Syndrom oder Autismus und gehen damit auf der Bühne völlig unverkrampft um. Statt auf Mitgefühl setzt die Truppe auf Humor und politische Unkorrektheit und man fragt sich, wieso sich die Besetzung von Menschen mit Behinderungen noch immer so oft nur auf die Freak-Rollen beschränkt.
Jeff Busby
4. Die ehemalige Sargfabrik besetzen
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Mit rotziger Punk-Attitüde übernimmt das Junge Theater Basel einen neuen Festwochen-Spielort im 23. Bezirk. Aus der Atzgersdorfer Sargfabrik wurde das F23. Dort präsentiert das Ensemble rund um Regisseur Sebastian Nübling ihr neues Stück Noise, in dem DIY-AnhängerInnen ihr Recht auf alternative Lebensweisen diskutieren und verteidigen. Sie fragen sich, ob sie ihren besetzten Ort für andere öffnen oder doch lieber unter sich bleiben sollen. Einspielungen von Dokumentarfilmen erklären, was das alles mit Punk-Rock aus den Achtzigern zu tun hat und das Publikum ist "zur Miteroberung und Verteidigung dieses Ortes aufgerufen".
Uwe Heinrich
5. Ins Autokino fahren
Wer noch nie oder schon lang nicht mehr im Autokino war, kann das bei den Wiener Festwochen nachholen. Der südafrikanische Filmexperte Brent Meistre präsentiert Art-Videos, Handy-Movies und 16-Millimeter-Filme von Filmschaffenden afrikanischer Herkunft. Der Ton kommt aus dem Radio.
Brent Meistre