Erstellt am: 12. 5. 2015 - 15:15 Uhr
Schöne Sätze
Roisin Murphy, Musikerin, über die Wichtigkeit von Mode
Ich traue keinem, der nicht in die Mode vertraut. Diese Menschen belügen sich selbst. Ich glaube, der Wunsch nach Authentizität in unserer heutigen Zeit ist bullshit. Heute schaut man auf Menschen herab, die sich noch Mühe geben, toll auszusehen. Das macht mich richtig krank.
(Spex)
Ernst Molden, Musiker, über den Erfolg von Andreas Gabalier
Verschärft gesagt: Der Gabalier ist die Antwort auf den Islamismus. Beides sind Strömungen, die auf die Globalisierung reagieren. Religiöser Fundamentalismus einerseits, mitteleuropäischer Heimatfundamentalismus andererseits. Mir ist beides gleich unsympathisch.
(Der Falter)
Udo Kier, Schauspieler, über Method Acting
Ich hab mal bei der berühmten Lee-Strasberg-Schule vorbeigeschaut. Da sagten die, ich solle morgens eine Tasse Tee trinken und mir vorstellen, es wäre Kaffee. Warum sollte ich das denn tun? Das ist doch albern.
(Der Standard)
Roisin Murphy, Musikerin, über die Bedeutung aktueller Jugendkulturen
Ich denke, wir müssen langsam damit aufhören, so viel Wert auf die Meinung und das Verhalten der Jugend zu legen. Diese ganze Vorstellung, dass Jugendkultur an sich etwas ist, das bedeutungsvoller und interessanter ist als das, was mittelalte oder alte Leute machen, halte ich für überholt. Jugendkulturen sind entstanden, weil die Kids in der Sechzigern auf einmal Geld hatten, das sie ausgeben konnten. Im Grunde ging es dabei also immer nur um Kommerzialisierung.
(Spex)
Roisin Murphy
Jon Stewart, TV-Host, über rechtskonservative Fernsehkanäle in den USA
Watching these channels all day is incredibly depressing. I live in a constant state of depression. I think of us as turd miners. I put on my helmet, I go and mine turds, hopefully I don’t get turd lung disease.
(The Guardian)
Ernst Molden, Musiker, über Dialektschlager und die Heimatwelle
Natürlich richtet die Heimatwelle in erster Linie keinen Schaden an, aber wo führt sie hin? Pegida und der Dialektschlager sind verwandte Symptome unserer Zeit. Man will Heimat, man will Zugehörigkeit, und man definiert das über Ausschluss. Diese Eigenschaften treffen auf den Islamismus ebenso zu wie auf die Alpentümelei. Und beides ist nicht notwendig, denn es ist genug Platz auf der Welt für jedes Tierchen und jedes Pläsierchen.
(Der Falter)
Dirk von Lowtzow, Musiker, über Pegida und Anti-Ausländer-Kundgebungen
Die Ressentiments, um die es da geht, haben ganz stark mit Neid zu tun. Das ist so eine spezielle neue Taktik, die gerade im Mittelstand und Bürgertum weit verbreitet ist. Leute, denen es eigentlich super geht, wollen anderen, die viel weniger haben, die Butter vom Brot nehmen. Das Schreckliche daran ist: Im Gegensatz zur Völlerei und Wolllust ist Neid die einzige Todsünde, die nicht mal Spaß macht.
(Spex)
Ernst Molden, Musiker, über das Marketingskonzept von Andreas Gabalier
Seine Art von autoritärem Entertainment weckt zumindest unschöne Erinnerungen. Gruselig ist auch, was für ein eisern gezimmertes Marketingkonzept hinter der Marke „Volks-Rock-’n’-Roll“ steckt. Wer das so genau durchdenkt wie Gabalier und sein Team, greift ja nicht zufällig zum Wort „Volk“. Jeder, der in den Kreisky- und Post-Kreisky-Jahren in Österreich zur Schule ging, sollte aber wissen, was alles mit diesem Wort konnotiert ist. Wenn man als intelligenter Mensch – und ich halte Gabalier für intelligent – „Volk“ sagt, liegt dem eine bewusste Entscheidung zugrunde.
(Der Falter)
Johanna Jaufer
Iggy Pop, Sänger, über das Gleichgewicht der Kräfte im Kalten Krieg
There are people that say we owe the Bolsheviks for the long period of capitalist moderation that maybe existed in the 20th century in what we call the western world. The idea that because there were these other people – saying free this for everybody, equality for everybody, healthcare for everybody – the capitalists had to cool their game a little bit. There may be something to that.
(The Guardian)
Armin Nassehi, Soziologe, über die Problematik von Links- und Rechts-Begriffen in der Gegenwartspolitik
Beide unterschätzen die Komplexität der modernen Gesellschaft. Eine linke Perspektive tut so, als könne man eine Gesellschaft wie ein Objekt behandeln, das man verändern kann, weil man Einsicht in deren Gesetzmäßigkeiten hat. Linke Theoretiker wundern sich immer darüber, dass zum Beispiel das sogenannte Proletariat, das es in der Form gar nicht mehr gibt, keine Einsicht in seine eigene objektive Lage hat. Deshalb werden wirklich linke Perspektiven bisweilen autoritär, weil sie ja zu wissen meinen, was der richtige Gedanke ist, den es durchzusetzen gilt. Eine rechte Perspektive ist auch unterkomplex, insofern, als die entscheidenden Differenzen, die die Gesellschaft ausmachen, eben nicht die zwischen kulturellen oder ethnischen Zugehörigkeiten sind. (Der Standard)
Chantal Mouffe, Politikwissenschafterin, über das Verschwimmen ideologischer Positionen
Wenn man keinen fundamentalen Unterschied zwischen Mitte-rechts und Mitte-links mehr sieht, haben die Leute bald das Gefühl, dass es nicht wirklich Sinn hat, zur Wahl zu gehen, weil sie ohnehin nichts Neues bekommen. Da gibt es zwei mögliche Reaktionen: Entweder verlieren sie das Interesse an Politik, oder sie fühlen sich von Rechtspopulisten angezogen.
(Der Standard)
Slavoj Žižek, Philosoph, über die Perspektivenlosigkeit aktueller Politik
Wir wissen, was falsch läuft mit dem globalen Kapitalismus, dass er neue Formen der Apartheid schafft und ökologische Krisen verursacht. Aber es hat niemand eine Lösung. Vielmehr müssen wir zugeben, angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise, der Arbeitslosigkeit und des Kampfs gegen Fundamentalismus an einem toten Punkt zu stehen. Die Geschichte ist offen und zufällig. Wir befinden uns in Schwierigkeiten, und es gibt keinen klaren Weg hinaus.
(Der Standard)
Vice
Armin Nassehi, Soziologe, über die Hochkonjunktur simpler politischer Botschaften
Leute, glaubt nicht diesen zu einfachen Wahrheiten! Von wegen, man muss nur deregulieren, dann wird das schon. Oder man muss nur ethnisch oder kulturell homogener werden oder den Grundwiderspruch der Gesellschaft aufheben, dann wird das alles schon. So einfach geht das nicht. Die letzte Stunde der Wahrheit ist die erste Stunde, in der man sich mit den unterschiedlichen Logiken der Gesellschaft und ihren komplexen Wechselwirkungen beschäftigt. Komplexität heißt eben auch: Es gibt diese eine letzte Perspektive nicht.
(Der Standard)
Chantal Mouffe, Politikwissenschafterin, über den verbleibenden Unterschied zwischen sozialdemokratischen und konservativen Parteien
Sozialdemokratische Parteien haben angefangen, sich um gesellschaftliche Themen zu kümmern, etwa um gleichgeschlechtliche Ehe und andere Dinge, die nichts mehr mit der Transformation von Machtverhältnissen in der Gesellschaft zu tun hatten. So konnten sie - wenn sie schon neoliberale Globalisierung akzeptierten - zumindest sagen: Wir sind ein bisschen fortschrittlicher als die anderen.
(Der Standard)
Slavoj Žižek, Philosoph, über die gegenwärtige Möglichkeit einer Revolte
Es ist heute schwierig zu revoltieren. Das ist der Geniestreich des Kapitalismus. Er präsentiert neue Formen von Herrschaft und Ausbeutung als neue Formen der Freiheit. Sie werden auch in Österreich nicht länger diese Parteien haben wie SPÖ und ÖVP. Stattdessen wird es eine Partei des Establishments geben, die für den liberalen, globalen Kapitalismus eintritt. Es wird gegen Immigranten gerichtete Populisten geben und vielleicht eine radikalere Linke.
(Der Standard)
Dirk von Lowtzow, Musiker, über die Hippie-Bewegung als Keimzelle des Neoliberalismus
Man konnte das ganz spannend sehen bei The Whole Earth, einer Ausstellung im Haus der Kulturen der Welt. Da ging es um Hippies und die Gegenkulturszene in Kalifornien. Das war mal wirklich Underground, und dann hat es sich nach und nach in Silicon Valley verwandelt. Von einem New-Age-Selbstverwirklichungstrip, also von einer politischen Sache, ging das über in eine Ideologie der Selbstverwirklichung. Bis hin zum neoliberalen Super-GAU.
(Spex)
Pamela Rußmann
Alex Garland, Filmemacher, über künstliche Intelligenz
Wir sollten uns nicht vor Technologien fürchten, sondern vielmehr vor uns selbst. Menschen sind immer zu noch schrecklicheren Dingen fähig.
(Der Standard)
Bruno Dumont, Regisseur, über die menschliche Fähigkeit zur totalen Barbarei
Das Barbarische im Menschen ist ja unausrottbar, egal wie „hoch zivilisiert“ oder technisch fortgeschritten eine Gesellschaft ist. Man kann Barbarei nicht tilgen noch permanent unterdrücken, weder durch Bildung noch durch Kultur. Gerade Bereiche wie Religion und Politik sind eine Arena, in der die Menschen – je nach Macht als Individuen oder Gesellschaften – Barbarei ja ganz offen ausleben.
(Ray)
Slavoj Žižek, Philosoph, über die gegenwärtige Möglichkeit einer Revolte (2)
Da bin ich Pessimist. Unsere Widersprüche werden wachsen, und wir werden sehen, was geschieht. Es wird etwas geschehen. Ich fürchte nicht, dass nichts geschieht. Aber die Gefahr ist, dass, wenn etwas geschieht, es radikal links, aber auch faschistisch sein kann. Wir leben in gefährlichen Zeiten.
(Der Standard)
Bruno Dumont, Regisseur, über das irrationale Element seiner Filme
Mich interessiert die animalische Seite der Menschen sehr, ihr instinktives Verhalten, das viel wahrhaftiger ist als gelerntes oder angepasstes Verhalten.
(Ray)
Alex Garland, Filmemacher, über die Diskussion um künstliche Intelligenz
Wenn du eine Maschine abschalten möchtest und dir diese sagt, dass sie das nicht möchte, dann hast du ein ethisches Problem. Allem, was eine emotional empfindungsfähige Existenz hat, die unserer nur entfernt ähnelt, muss man eine Form von Rechten zugestehen. Menschen, die künstlicher Intelligenz feindselig gegenüberstehen, tun dies aus vielen Gründen, selten aber aus rationalen.
(Skip)
UPI
Alejandro González Iñárritu, Regisseur, über den Superheldentrend im Hollywoodkino
I sometimes enjoy them because they are basic and simple and go well with popcorn. The problem is that sometimes they purport to be profound, based on some Greek mythological kind of thing. And they are honestly very right wing. I hate that, and don’t respond to those characters. They have been poison, this cultural genocide, because the audience is so overexposed to plot and explosions and shit that doesn’t mean nothing about the experience of being human.
(Deadline)
Robert Downey Jr., Schauspieler, über Alejandro González Iñárritu
Look, I respect the heck out of him and for a man whose native tongue is Spanish to be able to put together a phrase like ‘cultural genocide’ just speaks to how bright he is.
(The Guardian)
Alejandro González Iñárritu, Regisseur, über das Comickino der Gegenwart
Superheroes… just the word hero bothers me. What the fuck does that mean? It’s a false, misleading conception, the superhero. Then, the way they apply violence to it, it’s absolutely right wing. If you observe the mentality of most of those films, it’s really about people who are rich, who have power, who will do the good, who will kill the bad. (Deadline)
Joss Whedon, Regisseur, über den Gegensatz von Indie- und Mainstreamkino
The thing is, I believe in both. I love Hollywood movies. I want to see big stars in big spectacles. But I also like the fact that we’re in a place where any schmo can do their thing, and obviously I’m a particularly privileged schmo. But to feel as comfortable in both worlds, I dunno, isn’t that like every goddamn dream? I’m not doing the commercial thing, and then I make my art—"The Avengers" is as much of an artist as I am, and I approach it with the same kind of passion.
(EW)
Marvel
Alejandro González Iñárritu, Regisseur, über Comicverfilmungen
Ultimately, it’s about nothing. It’s a package, and you open the box, and there’s another box, and another, and it doesn’t lead you to the truth.
(Deadline)
Joss Whedon, Regisseur, über die abgedroschenen Vorlagen vieler Comicfilme
It’s very important that we start creating new content again. We can only build on nostalgia so much before we have nothing left to build on. Before we’re rebooting Spider-Man—again. It’s dangerous to the culture, and it’s boring to me.
(EW)
Arash Marandi, Schauspieler, über stereotype Rollenbilder
Bei einem Casting wurde mir echt mal gesagt: „Wir fanden dich sehr gut, aber für diese Ausländerolle siehst du einfach zu intelligent aus.“
(Interview Magazin)
Jon Stewart, TV-Host, über den einzigen Grund, den Sender Fox-News aufzudrehen
All right, let’s say that it’s a nuclear winter, and I have been wandering, and there appears to be a flickering light through what appears to be a radioactive cloud and I think that light might be a food source that could help my family. I might glance at it for a moment until I realise, that’s Fox News, and then I shut it off. That’s the circumstance. (The Guardian)
Sia, Musikerin, über ihre Weigerung, in Videos ihr Gesicht zu zeigen
I don’t want to be followed by paparazzi. I don’t go on Twitter. Because when people say things like, I don’t know, „I hope you get cancer and die,“ it hurts my feelings.
(Interview Magazin)
Sia
Lars von Trier, Regisseur, über seine Angst vor seiner Nüchternheit
I don't know if I can make any more films and that worries me. There is no creative expression of artistic value that has ever been produced by ex-drunkards and ex-drug addicts.
(Politiken)
Paul Weller, Musiker, über seine neue Nüchternheit
Ich habe aufgehört zu trinken, und das macht einen gewaltigen Unterschied. Ich habe schon lange kein Koksproblem mehr, sondern nur noch ein Kuchenproblem. Karottenkuchen und Tee.
(Playboy)
Udo Kier, Schauspieler, über Ruhm
Ich möchte überhaupt kein Star sein. Ich streiche meine Wände selber, habe ein Plastikpferd, das Max von Sydow heißt, koche gerne und bin ein richtiger Heimwerker. Nur wenn was mit dem Strom ist, lass ich das bleiben. Ein Star zu sein, das ist doch viel zu anstrengend. Ich möchte immer noch ganz gern mit dem Bus fahren können. Klar ist es okay, wenn man mich erkennt, aber lasst mich bloß mit diesen Selfies in Ruhe, das hasse ich.
(Der Standard)
Lars von Trier, Regisseur, warum er wieder trinkt
I used all my strength to get sober – now I start to drink a little again, so that I can work. When you shoot a film, it’s hard work, and you tend to drink more.
(The Guardian)
Julian Casablancas, Musiker, über seine exzessive Liveshows
Ich wünsche mir, dass die Leute bei meinen Konzerten trinken und feiern. Wenn ich auch nur im Geringsten so etwas wie Selbstkontrolle hätte, würde ich selbst noch trinken.
(Spex)
julian casablancas
Ernst Molden, Musiker, über multikulturelle Utopien
Der Typ, der beherzt auf Wienerisch ein Lied singt, wird Achtung haben vor jemandem aus Mali, der beherzt ein malisches Lied singt, oder vor einem Punk aus London, der einen Londoner Punksong singt. Und er will nicht ausschließlich mit seinesgleichen zu tun haben, denn das ist genau das Falsche! Je lokaler man sich äußert, desto mehr bejaht man die Vielfalt dieser Welt, sofern man es redlich macht. Man will ja die Globalisierung. Natürlich nicht in der Coca-Cola-Version, aber als eine große, glücklich machende, teils sonnige, teils schattige Blumenwiese.
(Der Falter)
Julian Casablancas, Musiker, über die Kraft der Liebe
Liebe ist ja überhaupt einigermaßen selbstsüchtig, das hat mich schon immer fasziniert. Egal in welcher Form: Liebe überschüttet uns mit all diesen Hormonen und Chemikalien, und am Ende ist man blind für alles andere und völlig überfordert von diesem magischen Gefühl.
(Spex)
Joss Whedon, Regisseur, über das Element der Hoffnung in seinen Filmen
My stories do have hope because that is one of the things that is part of the solution—if there can be one. We use stories to connect, to care about people, to care about a situation. To turn the mundane heroic, to make people really think about who they are. They’re useful. And they’re also useful to me. Because if I wrote what I really think, I would be so sad all the time. We create to fill a gap—not just to avoid the idea of dying, it’s to fill some particular gap in ourselves.
(EW)
Bruno Dumont, Regisseur, über das irrationale Element seiner Filme
Kino ist Aberglaube. Wie bei „Superman“. Oder bei der Auferstehung. Kino ist die ganze religiöse Palette. Wir alle brauchen etwas Spirituelles, wir brauchen ein „Jenseits“. Dieses Jenseits ist das Kino. Durch Kino können wir das Jenseits sehen.
(Ray)