Erstellt am: 8. 5. 2015 - 18:42 Uhr
Erlauf erinnert
"Erlauf ist ein kleiner Ort, da passiert alles auf einem Fleck", meint Johanna Zechner von der Kulturabteilung des Landes Niederösterreich. Doch so viel, wie auf diesem Fleck passiert, geschieht auch in deutlich größeren Gemeinden nicht. Für das Ereignis, wegen dem sich Erlauf heute „Friedensgemeinde“ nennt und namhafte KünstlerInnen ihre Spuren im Ort hinterlassen haben, interessierte sich nach dem Krieg zunächst kaum jemand: Hier im Mostviertel trafen am 8. Mai 1945 die Truppen der USA vom Westen und der Sowjetunion vom Osten aufeinander. Erst Jahre später kam das Foto von den beiden Generälen über den Umweg des 1938 aus Erlauf in die USA geflohenen jüdischen Greißlers Ernst Brod wieder nach Erlauf.
Erlauf erinnert
Mit der Enthüllung einer Gedenktafel am damaligen Wohnhaus des sowjetischen Generals Dmitri Drischkin, in dem die Feier mit dem in Enns stationierten US-General Stanley Reinhart stattgefunden hatte, begann im Jahr 1965 die ungewöhnliche Erinnerungskultur - ungewöhnlich für Österreich vor allem deswegen, weil hier nicht nur das Kriegsende gefeiert wird, sondern vor allem die Siegermächte. Aus den Gedenkfeiern gingen die jährlichen Erlaufer Friedenstage und viele künstlerische Projekte im Öffentlichen Raum hervor.
FM4 / Rainer Springenschmid
Im Jahr 1995, dreißig Jahre nach der Enthüllung der Gedenktafel und 50 Jahre nach Kriegsende, gestalteten der sowjetische Künstler Oleg Komov und die amerikanische Künstlerin Jenny Holzer korrespondierende Friedensdenkmäler im Zentrum des Ortes. Seitdem sind immer wieder Künstler in Erlauf zu Gast, die im öffentlichen Raum und oft auch mit Beteiligung der Bevölkerung die künstlerische Auseinandersetzung mit der Erinnerung suchen.
Kuratorin Johanna Zechner betont, dass die künstlerische Auseinandersetzung natürlich nicht immer friktionsfrei abgelaufen ist, aber insgesamt seien die Reaktionen im Ort doch sehr positiv.
Remigio Gazzari
Am 9. Mai eröffnet in Erlauf nun das neueste Stück Erinnerungskultur: das Museum „Erlauf erinnert“, wo Zeitdokumente aus den Kriegsjahren und der Nachkriegszeit Jahren zu sehen sind – ebenso wie die Geschichte der Erinnerung in Erlauf.
Remigio Gazzari
FM4 / Rainer Springenschmid
FM4 / Rainer Springenschmid
Am 9. Mai wird das Museum Erlauf erinnert offiziell eröffnet, die Feiern rundherum dauern das ganze Wochenende. Zur Eröffnung fahren Shuttlebusse aus Wien und St. Pölten. Alle Infos dazu und zum genauen Programm am Eröffnungstag findest du hier.