Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Schaf oder Kuss?"

Maria Motter Graz

Bücher, Bilder, Kritzeleien. Und die Menschen dazu.

11. 5. 2015 - 14:29

Schaf oder Kuss?

Der ÖH-Wahlkampf an der Uni Graz geht in die finale Woche. Die Botschaften der Wahlwerbungen sind eigenwillig bis nichtssagend.

ÖH-Wahl 2015

ÖH-Wahlen auf FM4

Alles zur Wahl auf fm4.orf.at/oehwahl

Noch eine Woche wird fleißig geworben und Kaffee ausgeschenkt: Die Bundesvertretung der Österreichischen HochschülerInnenschaft wird von 19. bis 21. Mai gewählt. Alle Parteien haben Kaffeemaschinen, und bei Kaffee gäbe es kein Rechts oder Links, da sei er situationselastisch, erklärt ein Student. In der Wahlurne sehe es dann anders aus. Die Pappbecher mit Heißgetränk nimmt er von allen Fraktionen an.

Was haben sich die kandidierenden Fraktionen bei Plakaten und Wahlgeschenken einfallen lassen? Relativ wenig, sieht man von den Jausenständen ab, die vor dem Gebäude für Rechts- und Sozialwissenschaften in der Früh aufgebaut werden. Kaffee, Eistee, ab und an Brötchen sowie Flyer werden verteilt. Kugelschreiber, Notizblöcke und Feuerzeuge werden verschenkt. Diese Einfallslosigkeit spiegelt sich auf den Plakaten. "Sei kre_ÖH_tiv! Geh w_ÖH_len!" fordert die Österreichische HochschülerInnenschaft selbst auf einem Poster.

Die Grazer Karl-Franzens-Universität und davor auf der Wiese ein Plakatständer mit einem Plakat der Junos: Zwei Männer küssen sich

Radio FM4

Wenn der Burschenschafter mit dem Antifaschisten schmust

Auffallend ist allein das Fotosujet der Jungen Liberalen Neos: Zwei Männer küssen sich zur Botschaft "Wir schaffen das Unvorstellbare". Der eine trägt die typische Kopfbedeckung eines schlagenden Burschenschafters, der andere den Slogan "Smash Capitalism" auf seinem Kapuzenpulli. "Schlimm plakativ", bezeichnet eine Studentin das Plakat. Sie wäre erschrocken und hätte zugleich lachen müssen. Was das mit der ÖH-Wahl zu tun habe, fragt eine Studierende der Molekularbiologie. "Echte Hochschulpolitik ohne politische Grabenkämpfe" steht am Plakat.

"Traust dich nie", schreibt der Ring Freiheitlicher Studenten auf seine Poster und es bleibt unklar, wer wen heiraten soll oder auf welch anderes Wagnis damit angespielt wird. Gendern jedenfalls gefällt der Freiheitlichen Studentenvertretung nicht.

Ein Rad der Technischen Universität Graz und daneben ein Plakat des Ring Freiheitlicher Studenten mit dem Slogan "Schluss mit Gendern"

Radio FM4

Die meisten Forderungen bringt der Kommunistische StudentInnenverband auf seinen Plakaten unter. Studiengebühren, Knock-out-Prüfungen und STEOP sollen abgeschafft werden. Was das Kürzel STEOP bedeutet, muss mancher Studierende erst herausfinden, wenngleich sie oder er das bereits hinter sich hat: die Studieneingangs- und Orientierungsphase wurde 2012 eingeführt. Leistbares Wohnen fordert der KSV auf einem Plakat mit dem Foto einer Bruchbude.

Mit einem Comic-Schaf wollen hingegen die Unabhängigen Fachschaftslisten Uni Graz punkten. Das Schaf als Maskottchen ziert Buttons und Infoblätter, mal macht es Experimente, mal rechnet es an der Tafel und dann erscheint es als Harry Potter oder Game of Thrones-Charakter.

Zwei Studentinnen zeigen die Wahlwerbung der Fachschaftslisten, die mit einem gezeichneten Schaf als Maskottchen werben

Radio FM4

Laura und Kathrin studieren Jus bzw. Jus und Kunstgeschichte. Sie mögen das gezeichnete Schaf, mit dem die Unabhängigen Fachschaftslisten der Uni Graz werben.

Herzluftballons und Wiesengrund-Grün

Die Werbung der Grünen für die steirische Landtagswahl am 31. Mai mit der Aussage "Gscheite Bildung wär nicht blöd" wird von mehreren Studierenden als Werbung der Studierendenvertretung wahrgenommen. Allerdings haben die GRAS, Grüne und Alternative StudentInnen Graz, weit unauffälligere Plakate ("Mit Links für Deine Rechte"). Die Aktionsgemeinschaft hat sich für großflächiges Wiesengrün entschieden. Das Logo der ÖH ist weit besser erkennbar auf all den Liegestühlen, die am Campus auf den Freiflächen bereit stehen.

Eine lokale Forderung hat der Verband Sozialistischer StudentInnen formuliert, zwischen der Karl-Franzens-Universität und der Technischen Universität Graz soll eine Buslinie eingeführt werden. Auf dem Plakat des VSStÖ hält ein Paar einen Herzluftballon.

Keines der Sujets ist graphisch derart herausragend gestaltet, dass man es sich im WG-Flur aufhängen würde. Inhalte transportieren die wahlwerbenden Fraktionen im öffentlichen Raum nur unzulänglich. Anders könnte sich das bei der ÖH ElefantInnen-Runde gestalten: Am 12. Mai befragt ZiB2-Moderator Armin Wolf die SpitzenkandidatInnen in einer ElefantInnen-Runde. Die Sendung wird ab 18 Uhr 30 hier auf fm4.ORF.at im Live-Stream und zeitversetzt auf ORF III zu sehen sein.