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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

5. 5. 2015 - 19:57

The daily Blumenau. Tuesday Edition, 05-05-15.

Weil ab morgen drei E/WM-Teilnahmen im Mai, Juni und Juli anstehen: was im ÖFB-Nachwuchs-Bereich gut, was nicht so gut klappt und was alles möglich ist.

#fußballjournal15

The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.

Einen guten Überblick über den heimischen Legionärs-Nachwuchs bieten regelmäßige Berichte auf abseits.at.

Und hier ein exzellenter historischer Überblick über die ÖFB-Nachwuchsteams auf ballverliebt.eu.

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Der U20-Kader von Andreas Heraf

Tor: Tino Casali (Austria), Johannes Kreidl (HSV/D), Stefan Mitmasser (Horn).

Abwehr: Michael Brandner, Lukas Gugganig, Alexander Joppich (Liefering/Salzburg), Daniel Rosenbichler (Admira), Philipp Lienhart (Real Madrid/SPA), Francesco Lovric (VfB Stuttgart/D), Patrick Puchegger (Bayern München/D).

Mittelfeld: Konrad Laimer, Martin Rasner (Liefering/Salzburg), Peter Michorl (LASK) Marcus Maier (Admira), Andreas Gruber (Sturm), Florian Grillitsch (Werder Bremen/D).

Angriff: Markus Blutsch, Thomas Gösweiner (Admira), Valentin Grubeck (Horn), Bernd Gschweidl (Grödig), Jakob Kreuzer (Ried).

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Der U17-Kader für die EM in Bulgarien

Tor: Fabian Ehmann (Sturm), Dominik Krischke (Austria)

Abwehr: Jan Heilmann, Paul Sahanek, Aleksandar Skrbic, Maximilian Wöber (Rapid), Boris Basara (Admira), Niklas Kölbl (Ried), Florian Prirsch (Dornbirn).

Mittelfeld: Kevin Danso (Augsburg/D), Sandi Lovric (Sturm), Anes Omerovic (Aston Villa/ENG), Samuel Oppong (Rapid), Albin Ramadani (Ried), Raphael Nageler (WAC)

Angriff: Oliver Filip (Salzburg), Arnel Jakupovic (Austria), Patrick Schmidt (Admira)

Für den verletzten Nageler wurde Daniel Hautzinger (Neusiedl/eigentlich Udinese/ITA) nachberufen.

Nicht glauben, dass die heurige Fußball-Blütezeit ohne internationale Turniere auskommt und die wiederum ohne Österreich stattfinden. Im Gegenteil. Ab jetzt geht's rund.

Morgen startet die U17-EM in Bulgarien. Mit Österreich. Gegen Spanien. Und mit Live-Übertragung (Eurosport 2, Anpfiff 14 Uhr). Danach geht's noch gegen Kroatien und die Gastgeber.

Gestern hat U20-Coach Andreas Heraf seinen Kader für die WM in Neuseeland nominiert. Ende Mai beginnt die. Gegen Ghana, später dann noch gegen Panama und Argentinien.

Und am 6. Juli startet die U19-EM in Griechenland. Mit Österreich. Die Gegner stehen noch nicht fest, können aber Deutschland, Holland, Frankreich oder Russland sein.

Der ÖFB-Nachwuchs steht also unter den besten 16 bzw. unter den besten 8 Europas; und die, die letztens unter den besten sechs waren, sind unter den Top 24 der Welt.

Das kann sich sehen lassen.
Das hat mit der deutlich verbesserten Ausbildungs-Situation im Lande (Stichworte LAZs, Akademien) zu tun - auch wenn da noch Luft nach oben ist, was trotz öffentlich gegenteiliger Behauptungen den Verantwortlichen auch durchaus bewusst ist; und mit den Bemühungen von Salzburg - nicht so sehr etwas mit den Profi-Ligen an sich. Der Umstieg der 19-21jährigen zu den vollwertigen Profis klappt eher übers Ausland als über die per definitionem dafür zuständige 1.Liga.

Das hat auch mit verbesserten internen ÖFB-Strukturen zu tun. Und der Tatsache, dass man aus Fehlern gelernt hat.

So ist etwa das Debakel der österreichischen U20 2011 bei der WM in Kolumbien, als man als Drittletzter klanglos abgehen musste, zum turning point geworden. Weil man tat, was sonst in Fußball-Österreich verpönt ist: die Niederlage inhaltlich aufarbeiten und trotzdem auf personelle Kontinuität setzen; und sich der Bedeutung, die die Nachwuchsarbeit hat, auch bewusst werden (anstatt sie als Sprungbrett zu benutzen, wie es aktuell wieder die Negativ-Ausnahme Werner Gregoritsch vorexerziert) - selbst ein vormals komplett Lernresistenter wie Manfred Zsak zeigt in diesem aktuellen Interview gewisse Denkfortschritte, die sein ressentimentgetränktes Handeln inzwischen durchdrungen haben.

Sportdirektor Ruttensteiner zerlegte und sezierte nach der Kolumbien-WM in einer legendären Powerpoint-Präsentation die schiefgegangene Strategie von Coach Andreas Heraf - zugleich ließ man den Trainer aber im Amt und am Scheitern wachsen. Heraf, der zuvor nicht nur gern die Anrufbeantworter von Journalisten vollsprach, sondern auch Vereins-Präsidenten auf der Suche nach dem nächsten schnellen Liga-Job in den Ohren lag, nahm seine Arbeit danach wirklich ernst, verzichtete auf den öffentlichen Pseudo-Experten-Status und wurde der erste österreichische Coach nach Paul Gludovatz, der sich mehr als ein internationales Turnier erarbeitete.

Die Chancen das diesmal auch erfolgreich(er) zu bestreiten (wiewohl das Semifinale, mit dem die Prödl-Madl-Suttner-Kavlak-Junuzovic-Hoffer-Okotie-Generation 2007 in Kanada das Land aus einem langen fußballerischen Winterschlaf weckte - deutlicher als das selber müde Heimteam bei der EM ein Jahr später - außer Reichweite scheint) sind gegeben.

Das hat zum Einen damit zu tun, dass die ÖFB-Nachwuchsteams mittlerweile neben einer prinzipiellen Philosophie (aktive Spielanlage, im Optimalfall schnelles Umschalten) auch über ein prinzipiell preferiertes System (4-3-3) verfügen.

Zum Anderen hat der Verband auch aus den kapitalen Berufungs-Bauchflecken von 2011 gelernt: Man machte das erfolglose Buhlen um Abstellung allzu öffentlich. Damals kriegte man die Jahrgangs-Besten wie Alaba, Dragovic, Holzhauser oder Florian Kainz nicht, und weil dann auch noch ein Hinteregger nicht wollte und man vorschnell auf viele, gern auch schwierige Talente verzichtet hatte, und sich einige und dann auch noch kurzfristig Djuricin verletzte, stand man mit einem zusammengewürfelten No-Name-Kader (mit Andreas Weimann als leader) da.

Auch diesmal fehlen die beiden größten Stars und es gibt einige seltsame Nicht-Berufungen - im Unterschied zu 2011 bleibt der aufgebotene Kader kompakt und eingespielt und es ist im Vorfeld, und auch anlässlich der Nominierung medial nichts zu bemerken. Man hat also auch seine Lektion in Eigen-PR gelernt beim ÖFB.

Neben dem langzeitverletzten Sinan Bytyqi (Man City Reserves, aktuell nach Cambuur in Holland ausgeliehen) ist nämlich auch Wunderkind Tino Lazaro (Salzburg) nicht dabei. Dass Salzburg, wo er intern hinter die anderen Jungstars Sabitzer und Djuricin zurückgefallen ist, sich gegen die Abstellung gewehrt hat, ist wenig wahrscheinlich. Dass Lazaro bei der U19-EM in Griechenland dabei sein wird, pfeifen jetzt schon die Spatzen von den Dächern. Es kann also nur sein, dass er als wichtige Wunderwaffe für das zeitgleich zu spielende EM-Quali-Match des A-Teams gegen Russland gilt. Das ist seltsam, aber auch irgendwie Koller.

Auf Ivan Lucic, den Torhüter, der bei der U19-EM das Ticket nach Neuseeland mitsichern half, und der jüngst von Pep Guadiola mit zum Champions League-Spiel in Porto mitgenommen wurde, verzichtet Heraf. Unverständlicherweise und - wie sich nachträglich herausstellt - auch mit Konsequenzen. Raphael Sallinger, Stamm-Goalie von Kaiserslautern II, ist wegen einiger Verletzungen die Nummer 2 der ersten Mannschaft und deshalb wohl nicht abkömmlich. Dazu fehlen die zuletzt getesteten Sven Sprangler und Daniel Maderner, der nach langer Verletzung wieder erholte Andreas Kuen und der nie erprobte Jonathan Scherzer aus Augsburg. Das sind vergleichsweise recht wenige Ausfälle.

Ebenso wie all diese Spieler ist der nominierte Kader zum überwiegenden Teil Jahrgang 1995 - die alte Unsitte aus jüngeren Jahrgängen wahl- und planlos Spieler hochzuziehen, ist konkreten Überlegungen gewichen. Die drei Ausnahmen im Kader sind nachvollziehbar: Vor allem Philipp Lienhart, der bei Real Madrid enorme Fortschritte macht und Konrad Laimer, der Jungspund von Salzburg, sind eindeutig unverzichtbar.
Interessanterweise enthält die Abrufliste fast ausschließlich 96er-Jahrgänge, die dann wohl allesamt im Juli U19-EM spielen sollen und noch weiter U18-Talente.

Drunter sind dann die 98er-Jahrgänge zu finden, die das U17-Team bilden. Eine Mannschaft mit einigen Ausnahmetalenten im Mittelfeld (Danso, Omerovic, Hautzinger und vor allem Sandi Lovric von Sturm Graz), die auf Marco Friedl (Bayern) verzichten muss (verletzt). Es ist eine Generation, die sich mit dem morgen beginnenden Turnier erstmals auf eine Bühne begibt, von der aus tatsächlich Karrieren starten können. Dass Österreichs Junioren bis hin zur U20 auf praktisch allen erreichbaren Ebenen dabei sind, ist in etwa ebenso hoch einzuschätzen wie die anstehende erstmalige Eigenkraft-Quali für ein EM-Turnier bei den Großen.