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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

3. 5. 2015 - 15:31

Crazy what you do with me

Trash-TV-Remixer Kurt Razelli hat sein erstes Album veröffentlicht.

"Bringta, bringta": Kurt Razelli im FM4-Porträt (Artikel vom 28. 1. 2013)

Bald ist es fünf Jahre her, dass ein Wiener Musikproduzent unter dem Namen Kurt Razelli sein erstes Video hochgeladen hat. Es blieb erst mal bei einem einzelnen Versuch, nachher kam eine Weile nichts. Doch die Idee war zu gut um sie nicht zu kultivieren und zur Blüte zu treiben. Klar, Sprachsamples von irgendwo hernehmen und darum einen Song basteln oder remixen, ist mittlerweile eine klassische Methode beim Musikproduzieren. Doch Kurt Razelli nimmt nicht bloß ein Sample, sondern erzählt immer auch eine kleine Geschichte.



Je kurioser jemand auftritt, desto größer ist die Chance, dass sich ein guter Song daraus ergibt. Kurt Razelli remixt Fußballer, Politiker und Menschen auf der Straße und im Gemeindebau. Nach über 100 Songs auf Youtube gibt es den Kurt nun auch in Albumlänge: "Der HA HA Effekt" bietet neben gut einem Dutzend schon vorher veröffentlichter Songs, die an manchen Stellen behutsam überarbeitet worden sind, auch nochmal so viele neue Stücke.

"Der HA HA Effekt" ist bei Razelli Records/Hoanzl erschienen.

Wir hören Razellis Lieblingsstimmen wie die von Gerhard Doser ("Hauts mi in Kanäu", "Der HA HA Effekt"), Otto Edelhauser ("Ich bin verliebt", "Electric Boogie Moves") oder Andi Berghofer ("Hundegacke", "Müll") sowie auch einige neue Sprecher/innen. Zum ersten Mal gibt es einen Satz frischer Razelli-Songs ohne Videos. "Ich wollte mit dem Album beweisen, dass Kurt Razelli auch ohne den Videos leben kann", sagt der Maestro im FM4-Interview zu dem Thema, fügt aber gleich hinzu, dass das Video dann doch auch dazugehört. Deshalb werden die bewegten Bilder zu den Songs Stück für Stück nachgereicht, beginnend mit "Tattoo", einer der Eröffnungsnummern am Album.

Die Razelli-Sendung

Das Rezept funktioniert und ist gleich geblieben: Wenn eine Stimme markant genug ist und den passenden Flow hat, muss nur noch die richtige Musik dafür gefunden werden. Weil der Mensch hinter Kurt Razelli seine Wurzeln im HipHop hat, aber als Filmmusiker von Berufs wegen vielseitig sein muss, haben viele Stücke am "HA HA Effekt" langsame, entspanntere Beats. Spricht aber jemand laut und kräftig, muss auch mal ein stampfendes Instrumental her. Die Songlängen sind gleich geblieben: Bei einer Durchschnittslänge von nur 2:20 passen auf das Album viele Stücke. "Ich denke da eher oldschool: Lieber kurz und knackig als lang und zach."

Albumpräsentation:

Kurt Razelli präsentiert den "HA HA Effekt" mit einem seiner raren Liveauftritte am 19. Mai im Chelsea in Wien.

Konzeptuell ist es für Kurt Razelli eine Herausforderung, auf dem Album einen Mehrwert gegenüber einer Youtube-Playlist zu bieten. Sicher, einige der Songs sind noch neu und nicht online. Aber sonst? Erfreulicherweise versucht "Der HA HA Effekt" nicht krampfhaft, alle Songs und Stimmen neuzuerfinden oder in einen anderen Kontext zu stellen. Stattdessen gibt es kleine Details und Ausschmückungen: Intro und Outro, Modifikationen da und dort, Senderrauschen vor und nach jedem Stück. "Es ist eine Razelli-Sendung, man zappt sich durch Songs und Situationen."