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Clemens Fantur

The street is the mother of all media.

1. 5. 2015 - 11:39

Von der inneren Stimme

Nach einer erfolgreichen Stimmoperation veröffentlicht Inner Tongue, unser Soundpark Act des Monats Mai seine Debüt-EP

Einem Sänger kann man vieles nehmen und er wird es irgendwie zu verkraften wissen: Sein Mikrophon, die Bühne, das Studio und sogar seine Zuhörer. Wenn dir aber eines Tages klar wird, dass du im Begriff bist, dein Herzstück, nämlich deine Stimme selbst, zu verlieren, wird dich diese Erfahrung prägen. Wahrscheinlich für den Rest deines Lebens.

Inner Tongue

Diese Erfahrung musste auch Inner Tongue machen, als ihm eines Tages klar wurde, dass irgendetwas mit seiner Stimme nicht mehr stimmte - im wahrsten Sinne des Wortes. Der Klang hat sich verändert. Und nach kurzer Zeit begann die Stimme zu versagen. Er spürt zwar keine Schmerzen, aber musste handeln. Nachdem tatsächlich eine seltene Stimmbandkrankheit diagnostiziert wurde, setzte Inner Tongue alles daran, die Kosten für eine Operation zusammen zu bekommen. Nach dem Eingriff begann die Ungewissheit. Auch wenn niemals die Gefahr bestand, die Stimme ganz zu verlieren, war es nie klar, ob ein uneingeschränktes Singen je wieder möglich sein würde. Zum Schweigen gezwungen, setzte sich Inner Tongue ans Klavier, um trotzdem Songs zu schreiben, als eine Art Anker gegen den Strom.

Zeit der Ungewissheit

Inner Tongue

In dieser Zeit der Ungewissheit entstand eigentlich alles, was man auf der kürzlich erschienen EP "TZ, KA" (sprich wortmalerisch: ziiickaaahh) zu hören bekommt. Drei unfassbar gut arrangierte, einfühlsame Songs, bei denen man beim Hören ganz automatisch die Stimme in den Mittelpunkt stellt, auch wenn man nichts von dem damals drohenden Stimmverlust wüsste. Mit der Geschichte im Hinterkopf nimmt man die Nuancen allerdings noch viel Aufmerksamer wahr.

Auch wenn die Stücke elektronisch und am Computer erzeugt klingen, erstaunt die Tatsache, dass alle Songs gemeinsam, also quasi live mit Band im Studio eingespielt wurden. Die Stimme wurde nachträglich eingesungen, aber das Grundgerüst wurde zusammen eingespielt, als eine Art Performance, die Inner Tongue sowohl im Studio als auch live auf der Bühne wichtig erscheint. Mit den fertigen Songs machte sich der Mittzwanziger dann auf die Reise nach New York und London, um mit den beiden Produzenten Matt Boynton (MGMT, Light Asylum, Norah Jones, uvm.) und John Catlin (Foals, Interpol, The Naked And Famous, uvm.) den Sound zu finden, der im Kopfkino des Sängers zu Hause stattgefunden hat. Er habe sich einfach bei den Beiden gemeldet, in der Hoffnung und dem (Selbst-)Bewusstsein, dass beide die Songs mögen würden.

Und jetzt? Jetzt geht’s es gerade rund bei Inner Tongue. Nicht nur, dass Fallen Empire durch die Blogwelt huscht, auch der Guardian schreibt über den jungen Östereicher. Es fallen Vergleiche, die mit James beginnen, mit Blake enden und den Mittelnamen SOHN tragen. Aber allzu ernst will er und darf man ja so etwas nicht nehmen. Es liest und schreibt sich gut. Viel ernster ist es Inner Tongue hingegen mit den anstehenden Konzerten, die ihn z.B. auf Europa-Tour mit dem britischen Rapper Ghostpoet, und somit auch am 21. Mai nach Wien ins Flex bringen wird. Sein erstes Konzert in Österreich überhaupt.