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Zita Bereuter

Gestalten und Gestaltung. Büchereien und andere Sammelsurien.

27. 4. 2015 - 17:37

Ich habe einen Plan und lass mich treiben

Ein Besuch bei der Schriftstellerin und Wortlautjurorin Angelika Reitzer.

Grinsend steht Angelika Reitzer im Vorraum ihrer Wohnung. Über ihr hängen zwei Fahrräder. Das sei praktisch, eigentlich kein großer Aufwand und man habe die drei Handgriffe schnell heraußen.
Angelika Reitzer wirkt bei allem was sie tut überlegt, praktisch und pragmatisch. Sie lebt in einer dieser Altbauwohnungen, die umgehend einladend und gemütlich wirken. Vorbei an einer feinen Sesselsammlung um einen massiven Holztisch führt sie mich ins Arbeitszimmer. Dort dominiert das fast wandgroße Foto mit einem trostlosen Sujet: ein versifftes blass-rosanes Sofa in einem Hinterhof. Vielleicht sollte sie über die Couch ein Buch schreiben, meint Angelika Reitzer.

Angelika Reitzer am Schreibtisch

Zita Bereuter

"Am liebsten arbeite ich zu Hause"

Damit sind wir schon bei den Büchern - um die dreht sich ihr Leben: Ob als Lektorin für Kurzprosa an der Angewandten in Wien, als Präsentatorin von neuen Texten in der alten Schmiede oder natürlich als Schriftstellerin.
Das alles unter einen Hut zu kriegen, erfordert einen halbwegs geregelten Zeitplan. Gegen acht Uhr morgens beginnt sie meistens zu schreiben, am Nachmittag widmet sie sich dem Organisatorischen, diversen Texten und ihren Lehrveranstaltungen. Ihre Studierenden sollen vor allem herausfinden, was sie selber machen wollen. Auch wenn die "nur" erfolgreich sein und viele LeserInnen haben wollen." Aber der Weg dahin ist nicht, dass man sich die Erfolge der anderen anschaut und versucht, das irgendwie zu imitieren. Sondern, dass man so sehr bei sich ist, dass man erst mal das macht, was man will. Dass man das wirklich ausprobiert - auch entgegen aller Ratschläge. Genremäßig und innerhalb der Textsorten. Einfach mal machen, was man will."

Angelika Reitzer mit Buchregalen

Zita Bereuter

Ich habe einen Plan und lass mich treiben

tasse mit stiften

Zita Bereuter

Sie selbst hat gerade mit der Arbeit an einem neuen Roman begonnen. Dabei dauert die Themenfindung am Längsten - "Von einem Nebel oder einer wagen Idee zu dem, dass man zur Geschichte kommt". Nebenbei recherchiert sie viel, liest quer und verknüpft Ideen. Sie habe einen Plan und lasse sich treiben, erklärt sie. "Man findet Sachen, die man nicht gesucht hat, aber die sind so passend und treffend, dass man das Gefühl kriegt, man ist auf dem richtigen Weg innerhalb der Geschichte."

Schnick-Schnack zum Ablenken gibt es wenig auf Angelika Reitzers Schreibtisch. Lediglich eine Tasse mit Stiften. Inspiration findet sie hingegen immer in der Literatur. "Wenn man wirklich nicht weiter weiß, dann liest man was und wenn man in seinem eigenen Text nicht weiter weiß, muss man sich bewegen. Dann geht’s meistens auch weiter." Vorzugsweise liest Angelika dann Alice Munro, Franz Kafka, Heimito von Doderer oder derzeit Lydia Davis*.

* Angelika Reitzer stellt Lydia Davis vor am 4.5. in der Alten Schmiede in Wien

Musik kann beim Schreiben durchaus inspirierend sein, allerdings sollte die ohne Gesang sein. Also eher Klassisches oder Elektronisches - wie etwa Melian. "Oder so Kitsch wie Gonzales." Privat bestimmt ihr Sohn derzeit die Playlist. In den letzten zwei Wochen sei eigentlich nur das neue Attwenger-Album gelaufen. "Das aber auch sehr schön ist."

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WILD

Heuer ist Angelika Reitzer in der Wortlautjury. Sie freut sich schon auf das Lesen der Kurzgeschichten zum Thema "WILD". "Ein wirklich schönes Thema. Und besonders schön für sich benutzen kann man es wahrscheinlich, wenn man sich tatsächlich überhaupt nicht drum schert. Die Aufgabenstellugn ist "WILD" - was heißt das jetzt? Theoretisch könnte man damit alle Grenzen sprengen. Mal schauen, ob das dann auch der Fall ist."

Sprengt sie privat Grenzen? "Ja, in konventionellen Umgebungen eigentlich schon. Ich mache das vielleicht nicht auf die brachiale Art und Weise, aber es ist schon etwas, was ich auch für mein Leben wichtig empfinde."