Erstellt am: 22. 4. 2015 - 19:53 Uhr
The daily Blumenau. Wednesday Edition, 15-04-15.
#fußballjournal15
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
1: Also...
Dass die wegen ihrer vergleichsweisen Einfachheit beliebte Trainer-Entlassung (von entlassenen Mannschaften oder Funktionären oder anderen Lösungen um einen verfahrenen Fußball-Karren herumzureißen hört man selten) kaum Wirkung erzielt, ist wissenschaftlich bewiesen.
Auf Wissenschaft gibt der durchschnittliche österreichische Fußball-Funktionär wenig bis nichts; sie ist ihm suspekt, wie alles, was nicht greif- und am Stammtisch verwendbar ist, also als Wuchtl im Häupl'schen Sinn taugt.
2: Deshalb...
Nun ist gestern wieder was passiert.
Deshalb: ein kleiner praktischer Reality Check was die Trainerentlassungs-Praxis dieser Saison bis dato gebracht hat. Resultat: die österreichische Gegenwart stützt die internationale Wissenschaft; aber sowas von.
3: ... die Bundeliga...
Wiener Neustadt ist - trotz neuen Trainers - Tabellenletzter. Admira - trotz neuen Trainers (wobei: das ist eh der eigentliche Trainer, gegangen ist nur der Lizenzbesitzer - eine Augenauswischerei der üblen Sorte; aber das wäre eine andere Geschichte...) - punktegleich mit dem Letzten Vorletzter. Die Austria Wien ist unter dem neuen Coach weiter denn je von den Saisonzielen entfernt. Sturm Graz tut der neue Coach gut - allerdings wurde der alte nicht entlassen, sondern ging freiwillig.
Fazit: drei Verschlimmerungen, eine Verbesserung, die aber nicht auf einer Entlassung, sondern einem Wink des Schicksals fußt.
4: ... und die 1. Liga...
Austria Lustenau, als Mitfavorit gestartet, ist trotz zweier Trainerwechsel lachhafter 7. und in Abstiegsgefahr, auch St.Pölten dümpelt trotz ebenfalls zweifachen Wechsels in der Gefahrenzone dahin. Horn steht trotz eines Trainerwechsel auf einem Abstiegsrang. Der LASK hat nach/durch dem Abgang von Coach Daxbacher all seine (bis dorthin vorhandenen) Aufstiegschancen verspielt. Einzig bei Wacker Innsbruck geht es ein wenig bergauf - auch weil man mit Trainer Klaus Schmidt einen guten Mann verpflichetet und vom dumpfen Lokalchauvinismus bei den letzten Bestellungen abging.
Fazit: vier Verschlimmerungen, eine Verbesserung.
Macht zusammen: 7:2 gegen die Trainerentlassung. Ein echtes Debakel.
5: ... der FAC...
Nun hat der Sportchef des FAC nach der gestrigen Niederlage der Wiener gegen den Tabellenführer, einem Spiel auf Augenhöhe, den Trainer geschasst, der das Team seit 2011 kontinuierlich dorthinentwickelte. In die Augenhöhen-Kategorie. Aus dem Nichts der Regionalliga, mit einer immer personell nicht echt konkurrenzfähigen, aber topeingestellten Mannschaft. Der FAC ist eines von sieben Teams innerhalb von sechs Punkten, die den Abstieg unter sich ausmachen werden - das war aber schon seit Saisonbeginn klar/logisch.
6: ... die Feuerwehr...
Peter Eigl, das ist der Sportdirektor, wird mit dem Satz "Mir brauchen kan Trainer, sondern eigentlich an Zauberer!" _zitiert(www.abseits.at Weshalb dann auch Peter Pacult (nebenbei auch noch Floridsdorfer) als neuer Coach eine logische Wahl ist. Denn mehr als kurzzeitige Überraschung und die (sinnlose) Hoffnung auf den Trainereffekt kann der Neue nicht bringen: in einer Situation mitten in der Meisterschaft lassen sich die Abläufe nicht ändern. Schon gar nicht, wenn man ein Coach ist, der - vorsichtig gesagt - die strategische Variationsbreite nicht gerade erfunden hat, und sich über seine Motivationskünste definiert.
7: ... und der OBM
Im Brotberuf ist Peter Eigl Oberbrandmeister bei der Wiener Feuerwehr, ein hochdekorierter noch dazu.
Ich würde mir dann, wenn es bei mir daheim brennt, durchaus eher einen Einsatz unter dem Kommando des gut organisierten und nachhaltig arbeitenden Hans Kleer wünschen als die Brandbekämpfung einem Impro-Zauberer wie Peter Pacult anzuvertrauen.
Und ich kann mir nicht vorstellen, dass OBM Eigl selber das im echten Leben anders sehen würde. Schade, dass der Fußball in Floridsdorf (aber eh nicht nur dort, wie der kleine Check zeigt) mit dem echten Leben so wenig zu tun haben will.