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Ali Cem Deniz

Das Alltagsmikroskop

21. 4. 2015 - 12:55

Alles ist möglich

Was bringt die Zentralmatura?

Alle fürchten sich vor der Matura. Das ist an sich nichts Neues. Selbst nachdem man sie bestanden hat, verlässt die Furcht nicht jeden sofort. Manche träumen noch Jahre später, dass sie durchfallen oder ein Fach wiederholen müssen.

Eine Lösung für das Unlösbare

Es sind aber nicht nur die SchülerInnen, die sich vor Fehlern fürchten, auch die LehrerInnen müssen aufpassen. Als ich 2007 in Salzburg maturierte, fielen in meiner Parallelklasse 20 von 21 SchülerInnen bei der Mathematura durch. Doch nicht sie hatten sich verrechnet, sondern ihre Lehrerin. Die Trigonometrie-Aufgabe war wegen einer fehlerhaften Angabe unlösbar.

FM4 Auf Laut

    Der Fall sorgte für große Aufregung, auch außerhalb Salzburgs. Schon damals wurde die unlösbare Mathe-Aufgabe zu einem kräftigen Argument für BefürworterInnen der Zentralmatura. Gleiche Aufgaben für alle würde nämlich auch weniger Abhähgigkeit von der Leistung einzelner LehrerInnen bedeuten.

    Viele Jahre später ist aus der Idee Realität geworden. In zwei Wochen startet die neue Matura. Fairer und transparenter soll sie sein und vor allem ohne unlösbare Aufgaben.

    Matura in einer Schule

    APA/HERBERT NEUBAUER

    Hauptsache vergleichbar

    Doch die Zentralmatura leidet bisher an eigenen Pannen, und vor allem die Umsetzung bereitet Sorgen. Dennoch finden viele die Idee gut. Sogenannte "Problemschulen" sollen der Vergangenheit angehören. Im Zentrum der Zentralmatura steht die Vergleichbarkeit der Leistungen. Das bedeutet, dass der Stoff im vorgegebenen Rahmen an allen Schulen konsequent durchgemacht werden muss.

    Das bedeutet aber auch, dass die LehrerInnen weniger Raum haben, um eigene Schwerpunkte zu setzen. Die SchülerInnen müssen alles gleichermaßen gut können und können nicht mehr aus dem Unterrichtsalltag erraten, welche Fragen kommen könnten.

    Was lässt sich messen?

    Um zu vergleichen, muss man auch messen. Für Mathe mag das kein Problem sein. In Fächern wie Deutsch bedeutet das aber, dass auch literarische Auseinandersetzungen und kreative Interpretationen standardisiert werden. Denn auch hier müssen klar messbare und definierbare formale Anforderungen erfüllt werden. Die IG Autorinnen sorgt sich deshalb um den Stellenwert der Literatur. Die Plattform "Bildungstief" spricht gar vom Ende des Literaturunterrichts.

    Kurz bevor es ernst wird, sorgt die Zentralmatura für Aufregung, Skepsis, Vorfreude und Hysterie. Und gleichzeitig stellt sich unweigerlich auch die Frage, welchen Stellenwert die Matura überhaupt hat. Ist sie tatsächlich ein Garant für eine „allgemeine höhere Bildung“ oder nur eine Formalität auf dem Weg zur Uni? Und verliert sie in Zeiten von Studieneingangsphasen und neuen Zugangsbeschränkungen nicht sogar als diese Formalität an Bedeutung?

    FM4 Auf Laut: Zentralmatura

    live aus dem WRG Salzburg

    Zentraler, besser und vergleichbarer. Die Zentralmatura kommt und sie verändert nicht nur die Reifeprüfung, sondern das ganze Schulsystem. Eine sinnvolle Reform oder unnötiger Druck für die Schulen?

    Ali Cem Deniz diskutiert mit SchülerInnen, LehrerInnen und Bildungsinteressierten live aus dem Zentralbüffett des WRG Salzbgurg, Josef-Preis-Allee 5.

    Dienstag 21.4.2015, ab 20:15 Uhr vor Ort und von 21:00 bis 22:00 Uhr auf Radio FM4

    Und gleich nach der Sendung auch für sieben Tage unter fm4.orf.at/7tage zum Anhören.

    Die Nummer ins Studio (ab 21 Uhr): 0800 226 996