Erstellt am: 19. 4. 2015 - 06:13 Uhr

FM4 Gästezimmer: Pipilotti Rist

Die Schweizer Künstlerin präsentiert ihre Lieblingslieder: Al Green, Ane Brun, The Knife, Feist, Kids'N'Cats und SOAP&SKIN.

Pipilotti Rist

"Pipilotti Rist. Komm Schatz, wir stellen die Medien um & fangen nochmals von vorne an"

Kunsthalle Krems

22.3. bis 28.6.: Öffnungszeiten:
Di - So, 10 bis 18 Uhr

Damals in Wien, als Pipilotti Rist in den 1980er Jahren an der Angewandten studiert hat, ist sie mit dem Zug nach Linz gefahren, um Sonic Youth zu sehen. "Was für ein verrückter Abend!", meint sie im FM4-Interview am Tag der Eröffnung ihrer Personale in Krems im März.

Im Moment zeigt die Kunsthalle Krems eine ihrer bisher größten Ausstellungen: "Komm Schatz wir stellen die Medien um & fangen nochmals von vorne an". Ein trippiges Bildermeer tut sich in den Innenräumen der Kunsthalle auf: Überdimensionale Blumen tanzen auf den Wänden, man taucht unter Wasser ab und sieht, wie Alltagsschrott zu Boden sinkt. In einem anderen Raum werden in einem Video von einer Frau Autos in den Straßen von Zürich kaputt geschlagen. In The Name of Art! Pipilotti Rist zählt zu den international erfolgreichsten Videokünstlerinnen. Sie hat zwei Mal an der Biennale in Venedig teilgenommen und Ausflüge in die Welt des Designs und der Architektur unternommen. Nicht schlecht für jemanden, der eigentlich gar nicht vor hatte, am Kunstmarkt mitzumischen.

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"Eigentlich wollte ich keine Künstlerin werden. Musik hat mich immer schon sehr interessiert und ich habe damals für befreundete Bands die Bühnen gestaltet. Meine Arbeit mit bewegtem Bild hat so begonnen, dass ich diese Musiker auf der Bühne mit meinen Filmen, Dia- und Super-8-Projektionen beleuchtet habe. Ich wollte immer schon Räume gestalten, in denen sich Menschen wohl fühlen! Der einzige Unterschied zu dem was ich damals gemacht habe und heute mache ist, dass die Bands fehlen. Dafür gibt es nun das Publikum. Die Besucher sind nun der Mittelpunkt. Ich mache die Bühne und die Besucher sind der Star. Heute hab ich schon gesehen, dass die Wärter in der Ausstellung in den fahrenden Lichtern Tänze machen!"

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Pipilotti Rist ist nicht nur Künstlerin, sondern auch äußerst musikaffin. Mit der Schweizer Frauenband Les Reines Prochaines hat sie zusammengearbeitet und Chris Isaaks "Wicked Game" gecovert. Das Lied hat sie in ein wahnwitziges Schreiduell mit sich selbst verwandelt. Nur zum Kunstmachen, da dreht sie die Musik ab. Konsequent.

Im FM4 Gästezimmer präsentiert Pipilotti Rist ihre Lieblingslieder von Al Green, Kids'N'Cats, Anders Guggisberg, The Knife, Feist, SOAP&SKIN und Ane Brun. Und sie erzählt darüber, was sie mit den einzelnen Tracks für Erinnerungen und Gedanken verbindet.

Al Green - Let's Stay Together

"Immer wieder, wenn eine Beziehung kaputt ging, hat mich dieses Lied aufgemuntert. Es steht für so viele geniale Soulstücke, ohne die unser Leben viel ärmer wäre! Ich möchte es allen widmen, die gerade Beziehungsstress haben. Man sollte nicht bei jeder scheiß Schwierigkeit aus der Beziehung raus rennen, sondern man kann sich in die selbe Person auch immer wieder neu verlieben!"

The Knife - Silent Shout

"Wenn ich die Chance hätte eine Band in meine Ausstellung einzuladen, die dort live auftritt, dann wäre es The Knife. Die zwei, dieses Geschwisterpaar, liebe ich heiß. Das sind zwei geniale Musiker und Performer und auch die Videos sind ganz groß! Die Konzerte sind auch toll, manchmal auch richtig schlecht, weil nicht alles immer so durchgestylt ist. Schade, dass sich die Band aufgelöst hat!"

Anders Guggisberg - What's Going On

"Das ist ja eigentlich ein Lied von Lou Reed. Anders Guggisberg ist eigentlich ein bildender Künstler. Gefunden habe ich ihn, als ich damals einen "schlechten" Gitarristen gesucht habe, mit dem ich "Wicked Game" von Chris Isaak covern konnte. Ich wollte keinen virtuosen Musiker dabei haben, sondern jemanden, bei dem man die Menschlichkeit spürt, wo noch nicht alles so geschliffen klingt und wo es kracht. Mehr als 15 Jahre lang machen wir nun gemeinsam Musik. Ich finde ihn grandios."