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Daniela Derntl

Diggin' Diversity

16. 4. 2015 - 17:28

Schiffbrüche und Stromleitungen

Catastrophe & Cure, die Indie-Melancholiker aus Steyr, veröffentlichen mit "Undeniable/Irresistable" ein unprätentiöses, aber souveränes Album. .

Schon mal für Musik dein Leben riskiert?

Sebastian Kargl, der Gitarrist von Catastrophe & Cure hat's gemacht und ist mit dem Schrecken davon gekommen. Er hat mit seinen fünf Bandkollegen Manneskraft gegen Produzenten-Knowledge getauscht und beim Studio-Umbau des Produzenten Markus Birkle mitgeholfen.

Diese Vereinbarung hat der Band Geld gespart. Während der eine im Studio in Stuttgart stand, rackerten die anderen auf der Baustelle, haben Estrich und Boden verlegt und Heizkörper und Starkstromleitungen abmontiert. Doch eine dieser Starkstromleitungen wurde Sebastian Kargl dann beinahe zum Verhängnis:

"Es war ein großer Schock, weil mir zuvor hoch und heilig versichert wurde, dass alle Sicherungen rausgedreht wurden. Als ich mich dann an die Montage gemacht habe, kam mir ein riesiger Funkenregen entgegen und eine Stimme rief aus dem Nachbarzimmer: Ich hab nur kurz Licht gebraucht. Sorry!"

Hannah Todt

Catastrophe & Cure haben bereits zum zweiten Mal mit Markus Birkle, seines Zeichens Gitarrist bei den Fantastischen Vier, zusammengearbeitet. Während der Produzent der Gleiche geblieben ist, hat sich der Sound der Band verändert. "Undeniable/Irresistible" ist elektronischer, detailreicher und schwerer als der Vorgänger "Like Crazy Doves".

Dieser Veränderung erklärt sich zum Einen durch den Wunsch der Band, sich nicht zu wiederholen, andererseits liegt es an der erweiterten Formation, wie Keyboarder Maximilian Atteneder erklärt: "Das war einfach die logische Konsequenz aus den Veränderungen, die die Band durchgemacht hat. Zuerst zu fünft das erste Album aufnehmen und dann zu sechst ganz andere Möglichkeiten zu haben facettenreicher Musik aufzunehmen."

Dieser Facettenreichtum zeichnet die neue Platte auch aus: Sie beginnt zurückhaltend mit "The Shore", einem Song über persönliche Schiffbrüche. In der Ruhe nach dem Sturm wird der Schaden begutachtet, die Wunden geleckt und Abschied genommen. Aber mit der zweiten Nummer geht es bergauf. "Untitled" ist ein mutmachendes, lebensbejahendes Indie-Pop-Schmuckstück, das ohne Namen glänzt, weil laut Sänger Johannes Eder "kein Titel dem Song gerecht werden würde".

"Undeninable/Irresistable", den titelgebende dritte Track, durchzieht wieder die Schwere und Melancholie, die das gesamte Album kennzeichnet. Die Band watet im emotionalen Morast und ist weit entfernt von einer selbstverliebten Pose, die der Titel "Undeniable/Irresistable" also "Unbestreitbar/Unwiderstehlich" nahelegt. Ihr Narziss ist entweder in Tränen, Trostspendern oder Selbstmitleid ersoffen. Woher kommt also der Album-Name?

Catastrophe & Cure Live:

16.04 Cinezone Krems
17.04 Freiraum St. Pölten
18.04 Posthof Linz
08.05 Volt Graz
13.05 WUK Wien
30.07 Szene Open Air Lustenau
07.08 Rockarize Festival Weitra

"Der Titel ist nicht auf uns zu beziehen. Es ist kein übertrieben selbstbewusstes Statement. Es geht genau um diese Dinge im Leben, die unweigerlich Teil deines Lebens sind, egal ob du das willst oder nicht. Es ist eher ein generalisierender Ausdruck."

Das Schuldbekenntnis "Nobodys Fault But Mine" suhlt sich in Pathos und Grunge. Es ist das gitarrenlastigste Stück des Albums, während sonst vorwiegend Synthesizer dominieren, die bei "I count the Days" wahrscheinlich aus den 1980er Jahren importiert wurden.

Das längste und langsamste Stück "Eyes Wide Open" beendet die Platte ebenso melancholisch, wie es begonnen hat.

"Undeniable/Irrisistable" ist ein unprätentiöses, aber souveränes Album, traurig-schöner Singer/Songwriter-Pop zwischen Abschiednehmen und Aufbruchsstimmung.