Erstellt am: 15. 4. 2015 - 17:47 Uhr
ZeroTroll: Gegen Sexismus auf Twitter
Twitter / hat / ein / Problem / mit / Sexismus. Nicht erst seit heute. Auf großen Sozialen Netzwerken wie Twitter wird offen gehasst, beschimpft und bedroht. Die Opfer dieser Attacken sind oft Politikerinnen, Aktivistinnen oder einfach nur: Frauen. Bisher können sie bei Twitter wenig machen, außer die sexistischen Tweets zu melden. Twitter entscheidet dann, ob der Nutzer gesperrt wird oder nicht. Den Hatern und Trolls ist das in der Regel egal, sie eröffnen einfach einen neuen Account und hassen weiter. Haters gonna hate, als Lebens- und Geschäftsmodell eben.
PENG
Am Dienstag aber beginnt in einer Kreuzberger Zweizimmerwohnung der Anfang vom Ende des Online-Seximus. Zumindest wenn es nach Lia Rea geht, einem der Köpfe des Aktivisten- und Künstlerkollektiv Peng Collective. Denn Seit Dienstag dieser Woche werden die Trolls zurück-getrollt. Sprich: wer einen sexistischen Tweet absetzt, der bekommt eine Antwort von einem sogenannten Twitter-Bot. Also einem fake-Twitteraccount. Wie das funktioniert erklärt Lia Rea: "Wir haben ein Programm geschrieben, das durch Sprachanalyse übergriffiges und gewalttätiges Verhalten auf Twitter erkennt. Und zwar auf Englisch, Deutsch und auch mit lokalen Termini aus Pakistan, Indien, Nigeria und Südafrika." Wird ein Tweet mit sexistischer Sprache gefunden, meldet sich einer der insgesamt 160 Twitter-Bots (siehe Bild).
Khamis
All fake accounts haben "Troll Coach" im Namen. Und sie Coachen die Sexisten auf Twitter "indem sie einen Link zu unseren Youtube-Videos schicken", erklärt Lia Rea. "Alle Profile, die übergriffige Sprache benutzen werden an unser Six Steps Hilfsprogramm weitergeleitet. Dann bekommen die Trolls ein kurzes therapeutisches Video, das ihnen zu einem besseren Online- und Offlineverhalten helfen soll."
Laut einer Studie des Pew Research Centres sind [nach Selbstauskunft von Nutzern] 40% aller Internetnutzer bereits belästigt worden. Rund ein Viertel aller weiblichen Internetnutzerinnen wurde online schon gestalked
Insgesamt sechs dieser Videos hat das Peng Collective produziert. Jeden Tag bekommen die Haters ein neues zugeschickt. Das Ziel: "Wir hoffen natürlich, dass wir so viele Trolls wie möglich bekehren können, auch wenn das unwahrscheinlich ist", gibt Lia Rea die Stoßrichtung vor. "Unser eigentliches Ziel der Kampagne ist es die Sexismus-Debatte in ein witzigeres Licht zu rücken. Weg von diesem erbärmlichen Bild der quengelnden Frau, das viele in der Diskussion immer verbreiten. Die Idee hinter ZeroTroll ist es, eine ermächtigende Möglichkeit zu bieten. Für alle, die mit dem Problem zu kämpfen haben."
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Es ist sehr wahrscheinlich, dass Twitter die Bot-Accounts in absehbarer Zeit stilllegen wird. Dennoch, wer Opfer ein Troll-Attacke wird kann die Youtube Videos als Antwort verschicken. Die werden nicht gelöscht.