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Susi Ondrušová

Preview / Review

13. 4. 2015 - 19:03

Die Liebe zur Musik

Die neue Cobain-Doku und mehr: Das Musikfilm-Festival Poolinale bietet ein spannendes Programm. Einige Empfehlungen!

Vom 16. bis 19. April findet in Wien wieder die Poolinale statt. Ein Filmfestival, das Musikdokumenationen in den Mittelpunkt stellt. Alle, die bei der Viennale Björk's Konzertfilm "Biophilia" verpasst haben, oder noch keine Gelegenheit hatten, zu sehen, was Nick Cave an seinem 20.000 Lebenstag auf der Erde so treibt und mit wem er Taxi fährt (Spoiler: Kylie Minogue), können das dieses Wochenende nachholen. Hier ein paar Empfehlungen des diesjährigen Filmprogramms:

The Possibilities Are Endless

Der Orange Juice-Frontman Edwyn Collins hat 2005 einen Schlaganfall erlitten. Einen Einblick in das Leben danach und wie Edwyn Collins gemeinsam mit seiner Familie wieder Sprechen und Singen lernt, hat die BBC in der Doku "Home Again" schon gezeigt und Collins Frau Grace Maxwell im Buch "Falling & Laughing: The Restoration Of Edwyn Collins" dokumentiert. "The Possibilities Are Endless" liefert einen weiteren sehr kunstvoll gestalteten Einblick in die Welt von Edwyn Collins und seiner Familie. Der Film beginnt stockend mit visuellen Eindrücken und Sätzen, die eher Bausteine sind. Genauso wie Edwyn Collin´s Sprachfluss gewinnt der Film erst im Verlauf an Fahrt. Neben dem Kampf seiner Kreativität wieder Ausdruck zu verleihen, bietet "The Possibilities Are Endless" auch einen sehr rührenden Blick auf das Ehepaar Collins & Maxwell. Ein Paar, dessen gemeinsamer Lebensweg mehr berührt, als wenn man sich alle Nicholas Sparks-Verfilmungen hintereinander anschaut. Außer natürlich man hat ein Herz aus Stein.


Life After Death From Above 1979

2004 war ein gutes Musikjahr. Unter anderem wegen dem Album "You´re A Woman, I´m A Machine" vom kanadischen Duo Death From Above 1979. Eine Band, die aus "Langeweile" entstanden ist und den Mitgliedern Jesse F. Keeler und Sebastian Grainger über den Kopf gewachsen ist, bevor die Band so richtig durchstarten konnte. Nach 100.000 verkauften Tonträgern und einer schier endlosen Tour zerbricht die Freundschaft der beiden Musiker und damit auch das Bandprojekt. Grainger widmet sich Solosongs, Jesse F.Keeler startet MSTRKRFT. Der Film erzählt die Bandgeschichte vor der Reunion 2011 und ihrem ersten "richtigen" Konzert am kalifornischen Coachella Festival. Zwei Musiker, die auf der Bühne brachialen Pop darbieten, sich aber hinter den Kulissen sensibel zeigen. Der Film dokumentiert den zweiten Anlauf einer Band, die diesmal alles besser machen möchte.


No Cameras Allowed

Einmal den Zaun zur Seite, am Dixieklo vorbei und dann: Lauf, Marc, Lauf! James Marcus Haney ist Musikfan und schmuggelt sich auf das Coachella Festival, eigentlich um dort ein Mädchen zu treffen. Sein erster Festivalbesuch wird zur Droge. Sein Fix: Livemusik. Gigs filmen und Fotos machen. Musik aufsaugen und den Künstlern so nah wie möglich sein. Geht gar nicht: Uni-Alltag. Eine wunderbar erzählte, sympathische Geschichte eines Filmstudenten, der seine Liebe zu Livekonzerten entdeckt und zum Beispiel zum Tourfotografen von Mumford&Sons wird.


Cobain: Montage Of Heck

Irgendwie hat man das Gefühl nach 21 Jahren ist alles über Kurt Cobain gesagt worden. Nirvana ist in so vielen Facetten und Formaten schon wiederbelebt und zum Verkauf angeboten worden, was soll da noch kommen? "Emotional journalism" nennt Frances Bean Cobain, Cobains Tochter und "Executive Producer" der Doku "Montage Of Heck" diese Arbeit. Der Film erzählt in höchst privaten Aufnahmen von Kurt Cobains Leben und wie seine Tochter meint: "It paints a portrait of a man attempting to cope with being a human". Ob man Kurt Cobain mag oder nicht, ob man Courtney Love mag oder nicht, ob man Nevermind besser findet als In Utero oder nicht: "Montage Of Heck" ist der Film, den man gesehen haben muss. Danach ist wirklich alles gesagt.


Heaven Adores You

  • Die Poolinale findet vom 16.-19.April in Wien statt (Topkino, Fluc, Gartenbaukino) Das ganze Programm gibt es hier.

Einen ziemlich existentialistischen Sonntag hat man vor sich, wenn man sich neben "Montage Of Heck" auch den Film, der davor läuft, reinzieht: "Heaven Adores You" erzählt die Geschichte vom amerikanischen Musiker Elliott Smith, der durch den Soundtrack zum Film "Good Will Hunting" einer breiten Öffentlichkeit (Stichwort: Oscars) bekannt geworden ist und der 2003 tragisch verstorben ist. Am Anfang steht der Satz: "I like music that´s the thing, it´s very uncomplicated!" Im Laufe seiner Karriere wird es aber ganz schön kompliziert. Stichwort: Drogen und Depressionen. Eine Doku über einen Ausnahmemusiker, der viel zu früh verstorben ist. Für alle, die eine Lücke in ihrer Plattensammlung füllen wollen und Elliott Smith´s Musik kennenlernen wollen oder mehr erfahren wollen als nur die tragischen Überschriften seines Wikipedia-Eintrages.


Zu gewinnen!

Wir haben einen Fünferblock für das Poolinale-Festival unter all jenen verlost, die uns folgende Frage beantworten konnten:

Der Dokumentarfilm über Kurt Cobain heißt "Montage Of Heck" - woher kommt der Name?

Antwort: Der Titel bezieht sich auf eine Soundcollage von Kurt Cobain, die der Regisseur des Films auf einem Tape gefunden hat.

Der Einsendeschluss ist vorbei, der Gewinner wurde bereits per Mail verständigt.