Erstellt am: 2. 4. 2015 - 05:09 Uhr
1, 2, 3, 4, Wanda!
Durch Schneegestöber in den Sonnenschein nach Kärnten ist gestern eine Schallplatte gereist, um schließlich bei Wanda anzukommen. FM4-Hörer Michael hat das Vinyl von Reinhard Fendrichs "Und alles is ganz anders word'n" von 1981 Wanda zugedacht. Bassist Ray und Gitarrist Manuel bestaunten das Geschenk. Die Parallele zwischen dem jungen Fendrich am Plattencover und Wanda wird später, am Abend, beim FM4 Überraschungskonzert im Klagenfurter VolXhaus augenscheinlich: Mann trägt Hemden, doch diese offen und zeigt gern die bloße Brust.
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Ist auch verständlich. Denn es wird heiß ab dem zweiten Stück. "Kairo Downtown" folgt der aus vielen Hälsen angerufenen "Luzia". Wanda werden die Hits ihres Debüts spielen - und das sind beinahe alle Lieder, wie die Mitsingfrequenz deutlich macht. Vielfach prägt ein Satz die Lyrics. Es ist wie ein Fragment einer Geschichte, die sich durch eine eingängige Melodie vervollständigt. Das Erstlingswerk "Amore" ist beim österreichischen Independent-Label Problembär Records erst vergangenen Oktober erschienen, schon arbeiten Wanda am zweiten Album. Werden sie dem Problembär treu bleiben? "Natürlich nicht!", antwortet Bassist Manuel, und es ist bei Wanda nicht einfach zu sagen, wann die Ironie beginnt.
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Jedenfalls spielen die fünf Bandmitglieder beim FM4 Überraschungskonzert auch zwei neue Lieder, doch Zitate können an dieser Stelle keine überliefert werden. Zu gut fügt sich das neue zum bestens bekannten Material. Schon zwei Stunden vor Beginn des Überraschungskonzerts fanden sich die ersten auf den Einlass Wartenden ein. Und es wurden mehr und mehr Menschen im Hof vor dem VolXhaus. Für "Amore!" stehe man an und als man Wanda zum ersten Mal im Radio gehört habe, hätte man sich verliebt. Es kommt nicht oft vor, dass junge Männer solche Worte für eine österreichische Band finden. Umso hartnäckiger harren jene Wartenden aus, die weiter hinten in der Menge standen und doch auch noch Einlass finden wollten. "Könntat's wenigstens a Lied für uns heraußen spielen?"
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Wanda ließen ausrichten, sie kämen wieder nach Klagenfurt. Dann am Besten ins Stadion, riet einer, der noch kurz vor Beginn des Überraschungskonzerts auf gut Glück vorbeigeschaut hatte. Da war das VolXhaus allerdings schon gemäß seiner BesucherInnenkapazität voll.
Wanda sind groß, der FM4 Award beim Amadeus ging letzten Sonntag an sie, und im Nachbarland Deutschland war der Autor und Musikjournalist Linus Volkmann einer der ersten, der seine Kritikerstimme voll Begeisterung für Wanda erhob:
"Inzest-Texte, Wiener Schmäh, Gitarre, Amore und vor allem diese sexy Unerschrockenheit, die man bei all den Dienstleistungsrockern vergebens sucht." Der Energie des Bandgefüges nach zu schließen sind Wanda bereit für die Hauptbühnen diverser Sommerfestivals. Jetzt sind wir aber hier, bei einer Club-Show, bei der Publikum und Band quasi nebeneinander sind und tanzen. Allen voran treibt uns Schlagzeuger Lukas an, insgesamt ist diese Musik für einen Mittwoch Abend stimmig.
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Es ist das erste Konzert, das Wanda in Kärnten geben, "und es ist supa!", tut Sänger Marco Michael Wanda kund, und ein Bandkollege stimmt mit ein in die Schmeichelei: Kärnten wäre das beste Bundesland. Ein Satz, Punkt und Sieg. Bühnenansagen braucht es ja wirklich nicht viele.
Wanda mag man, und für das breite Wienerisch gibt es einen Punkt mehr. Spiele spielen Wanda auch gern, eines nennt sich "Fang den Thomas!". Dazu werden zwei Konzertbesucher auf die Bühne gebeten. Eine Zigarettenpackung wird als Gewinn in Aussicht gestellt, aber die zwei Fans wollen (oder dürfen) gar (noch) nicht rauchen. Trotzdem: Stagediving von der Bühne! Wanda-Sänger Marco und seine zwei jugendlichen Fans werden vom Publikum bis ans Ende des Saales weitergereicht, indessen spielen die anderen, auf der Bühne verbliebenen Bandmitglieder die Melodie von "My Sharona" und singen dazu "Fang den Thomas!".
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Noch einmal wird Marco gegen Ende der einstündigen Überraschung vom Publikum auf Händen getragen werden. Leidenschaftlich wirft er sich in Posen - und auf die Bühne, um sich am Mikrofonständer selbst wieder hochzuziehen. Dem Kritiker-Spitznamen "Strizzi-Rocker" wird Marco Michael Wanda mit seinem Outfit gerecht. Über Raulederjacke und Hose mit weiten Rissen schüttet er sich achtlos absichtlich Wasser, Fans aus der ersten Reihe schütten ihn wiederum mit Getränken an. Es ist eine harmlose Pop'n'Rock'n'Roll-Attitüde, aber nicht für jeden wäre das gelebtes Fantum. Zum Signieren kommen Wanda an den Merchandise-Stand.
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"Eins, zwa, drei, vier, es ist so schön bei dir." Während wir beim FM4 Überraschungskonzert mit Wanda im Kollektiv zählten wie Feist in der Sesamstraße, traten Bilderbuch in der ausverkauften Arena in Wien an. Wie dort der "neue Austropop" gefeiert wurde, weiß Susi Ondrušová. Und für Hörer Michael haben Wanda ihre Platte im Austausch vorbereitet.
Radio FM4 / Paul Pant