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Simon Welebil

Abenteuer im Kopf, drinnen, draußen und im Netz

2. 4. 2015 - 16:32

Rest in peace: Onboard, Skateboard, Surf, usw.

Print ist tot, sagt Europas größter Sportmagazinverlag. Mit sofortiger Wirkung schließt er alle 27 Printmagazine aus dem Bike-, Board- und Outdoor-Bereich und setzt nur mehr auf online.

Abseits von Metern und Sekunden

Ein wöchentlicher Überblick auf FM4 über sportliche Entwicklungen und anstehende Veranstaltungen.

Kingpin, Onboard, Surf, Dirt oder Whitelines sind alles renommierte Titel, die bald aus den Regalen der Trafiken und Zeitschriftenhändler verschwinden werden. Denn das Medienhaus Factory Media, nach eigenen Angaben das weltweit größte Action-Sport-Medienhaus, hat sich scheinbar von einem Moment auf den anderen entschieden, statt Print nur mehr auf Online-Publikationen setzen zu wollen.

Alle seine 27 Printmagazine aus dem Bike-, Board- und Outdoor-Bereich werden geschlossen und die Marken nur mehr online weitergeführt. Darryl Newton, der CEO von Factory Media begründet das in einer Presseaussendung mit der rasch wachsenden Digital- und Videosparte des Unternehmens, die den Zukunftsmarkt darstelle:

"Although moving on from our heritage as a magazine publisher is an emotional shift, it also represents a significant opportunity to create even more content for a significantly larger online audience without the barriers of accessibility and affordability."

durchgestrichene Logos von Action Sport Magazinen

Mehr Online-Content bedeutet für mehr Umsatz für Factory Media. Allein im letzten Jahr seien die digitalen Werbeeinnahmen des Unternehmens um 25% gestiegen, was hauptsächlich auf die Erfolge im Branded Content zurückzuführen sei - also Schleichwerbung für Weltkonzerne, die mit dem Action-Sport-Image gut mitschwimmen. Marketing-Content und Geschäftsinteressen schlagen also redaktionelle Inhalte.

Was machen die Redakteure?

Ed Blomfield, der Chefredakteur von Whitelines, einem der ältesten britischen Snowboardmagazine, das nun eingestellt wird, trägt in seinem letzten Editorial den Kurs seiner Vorgesetzten mit, um schlussendlich ein besseres Online-Produkt abliefern zu können: "Factory Media's proposal to sacrifice print frees up the editorial staff to channel all that passion and energy into their websites, including this one."

Whitelines als Magazin etwa sei zwar immer noch profitabel gewesen, habe aber einen immer kleineren Anteil des Gewinns erwirtschaftet und dabei die meisten Arbeitsstunden verschlungen. Und man müsse eben mit der Zeit gehen, die Lesegewohnheiten hätten sich geändert, die Leute würden nicht mehr so viele Magazine kaufen und die Werbekundschaft ihr Geld in andere Werbeformen als Print investieren. Außerdem würde Whitelines online und über die Kanäle von Factory Media so viele LeserInnen wie noch nie zuvor erreichen: "Ultimately, however, it's just about staying true to that original goal of stoking out the readers; if you guys are here online, then that's where we need to be."

#printisnotdead

Doch nicht alle können diesen Weg mitgehen, da Factory Media mit dem Umbau auch Jobs einspart. Doch es rührt sich auch darüber hinaus eine Opposition zum Web-only-Weg: Die Redaktion des Monster Skateboard Magazins etwa, das 33 Jahre lang am Markt gewesen ist, hat Factory Media geschlossen verlassen und plant ein neues, eigenes Projekt.

Auch das Pleasure Magazin - nach dem Aus der Konkurrenz das letzte deutschsprachige Snowboardmagazin - glaubt nicht an das Ende von Print. In einer Aussendung schreibt die Pleasure-Redaktion, dass sie mehr denn je davon überzeugt seien, dass Print-Magazine einen wichtigen Teil der Szenen darstellen würden, weil Print nach wie vor eine andere - nicht unbedingt bessere - Qualität und einen anderen Zugang erlaube und dadurch ein unterschiedliches Gefühl transportiere. Aus München, dem Sitz von Pleasure kommen also Durchhalteparolen. Was das Aus der Factory Magazine schlussendlich für die Action-Sport-Landschaft bedeutet, wird man wohl erst in den nächsten Monaten und Jahren sehen.