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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

4. 4. 2015 - 17:37

The daily Blumenau. Easter Edition, 04-04-15.

Schneller Durchlauf der letzten Woche: Länderspiel, Leistungsgefälle-Blabla, ÖFB-Nachwuchs und junge Internet-Blogger.

#fußballjournal15

The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.

Nachdem ich jetzt eine Woche lang quasi ausgefallen bin, hier eine zusammengefasste Rückbesinnung auf das wichtigste Geschehen, including das Testspiel gegen Bosnien am Dienstag.

Der ÖFB-Kader für das Testmatch gegen Bosnien am 31.3.

Tor: 1 Robert Almer (Hannover/D), 12 Heinz Lindner (Austria), 23 Ramazan Özcan (Ingolstadt/D). Auf Abruf: Thomas Gebauer (Ried), Cican Stankovic (Grödig).

Abwehr: 17 Florian Klein (Stuttgart/D), 2 György Garics (Bologna/ITA), 3 Aleksandar Dragovic (Dynamo Kiew/UKR), 15 Sebastian Prödl (Werder Bremen/D), 16 Kevin Wimmer (Köln/D), 4 Martin Hinteregger (Salzburg), 13 Markus Suttner (Austria), 5 Christian Fuchs (Schalke/ D). Auf Abruf: Christopher Trimmel (Union Berlin/D), Stefan Lainer (Ried), Emanuel Pogatetz (Columbus/USA), Michael Madl (Sturm).

Mittelfeld: 8 David Alaba (Bayern München/D), 14 Julian Baumgartlinger (Mainz/D), 6 Stefan Ilsanker, 20 Marcel Sabitzer (Salzburg), 10 Zlatko Junuzovic (Werder Bremen/D), 11 Martin Harnik (Stuttgart/D), 7 Marko Arnautovic (Stoke/ ENG). Nachnominiert: 22 Andreas Weimann (Aston Villa/ENG). Auf Abruf: Andreas Ivanschitz (Levante/ESP), Jakob Jantscher (Luzern/SUI), Michael Liendl (Düsseldorf/D).

Angriff: 21 Marc Janko (Sydney/AUS), 18 Lukas Hinterseer (Ingolstadt), 9 Marco Djuricin (Salzburg). Auf Abruf: Deni Alar (Rapid).

Wegen Verletzung nicht einsatzfähig ist 19 Veli Kavlak (Besiktas/TUR). Verletzt abgesagt haben die eigentliche Nr. 22 Andreas Ulmer sowie der abrufnominierte Valentino Lazaro (beide Salzburg).

Lazaro war auch für den U21-Test (am 28.3. in Katar) nominiert, wie viele andere Talente des 94er-Jahrgangs mehr. Zwischenzeitlich auch verletzt/krank: Louis Schaub (Rapid), Michael Gregoritsch (Bochum/D).

Krank: Philipp Hosiner (Rennes/F). Verletzt: Christoph Leitgeb (Salzburg), Rubin Okotie (1860/D) sowie Christopher Dibon (Rapid) und Erwin Hoffer (Düsseldorf/D).

Rücktritt: Martin Stranzl (Gladbach/D), Alexander Manninger (Augsburg/D).
Unangefragt: Jonathan Schmid (Freiburg/D), Ashley Barnes (Burnley/ ENG). Für andere Nationen spielen Moritz Leitner (VfB Stuttgart/D), Marin Leovac (Rijeka/CRO) sowie Anel Hadzic (Sturm), der von Bosniens Teamchef Susic in den aktuellen Kader nominiert wurde.

Unberücksichtigt: Mika Gspurning (Schalke/D), Michael Langer (Valerenga/NOR), Dejan Stojanovic (Crotone/ITA); Georg Teigl (Leipzig/D), Patrick Farkas (Matters-burg), Markus Berger (Gil Vicente/POR), Tanju Kayhan (Karabük/TUR); Yasin Pehlivan (Erciyes/TUR), Stefan Kulovits (Sandhausen/D), Marcel Büchel (Bologna/ ITA), Guido Burgstaller (Nürnberg/D), Ümit Korkmaz (Rize/TUR), Marcel Ritzmaier (PSV Eindhoven/NED), Raphael Holzhauser, Marco Meilinger, Daniel Royer, Philipp Zulechner (Austria), Daniel Beichler, Marko Stankovic (Sturm), Robert Zulj (Fürth/D); Darko Bodul (Altach), Atdhe Nuhiu (Sheffield Wed./ENG), Martin Pusic (Midtjylland/DEN), Rene Gartler (Sandhausen/D) uvam.

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Team Bosnia

Tor: Asmir Begović (Stoke/ENG), Ratko Dujković (Zrinjski Mostar). Kurzfristig verletzt: Ibrahim Šehić (Qarabag/AZE).

Abwehr: Avdija Vršajevic (Hajduk Split/CRO), Mensur Mujdža (Freiburg/ D), Ervin Zukanović (Chievo/ITA), Edin Cocalić (Mechelen/BEL), Ermin Bičakčić (Hoffenheim/D), Toni Šunjić (Kuban Krasnodar/RUS), Emir Spahić (Leverkusen/D), Ognjen Vranješ (Gaziantepspor/TUR).

Mittelfeld: Muhamed Bešić (Everton/ENG), Anel Hadžić (Sturm Graz/AUT), Miralem Pjanić (Roma/ITA), Haris Medunjanin (Dep. La Coruna/SPA), Gojko Cimirot (FK Sarajevo), Senad Lulić (Lazio/ITA), Sanjin Prcić (Rennes/FRA), Semir Štilić (Wisla Cracovia/POL), Sejad Salihović (Hoffenheim/D), Tino-Sven Sušić (Hajduk Split/CRO), Izet Hajrović (Werder Bremen/D), Edin Višća (Istanbul BB/TUR),

Angriff: Edin Džeko (Manchester City/ENG), Vedad Ibišević (Stuttgart/D), Milan Đurić (Cesena/ITA). Kurzfristig verletzt: Riad Bajić (Zeljeznicar Sarajevo).

Karriereende: Zvjezdan Misimović, Elvir Rahimić. Verletzt ist Sead Kolašinac (Schalke/D).
Aus dem WM-Kader nicht mehr dabei Jasmin Fejzić (Aalen/D), Asmir Avdukić (Borac Banja Luka); Senijad Ibričić (Vardar Skopje/MAZ).

Out: Dejan Bandović (Sarajevo); Boris Pandza, Goran Zakarić (Siroki Brijeg), Mateo Susic, Amer Dupovac (Sheriff Tiraspol/MOL), Nermin Zolotic, Haris Hajradinovic (Gent/BEL), Adnan Zahirović (Bochum/D), Miroslav Stevanović (Győr/UNG), Admir Ljevakovic (Teplice/TCH), Ivan Sesar (Dunajska Streda/SVK), Haris Duljevic (FK Sarajevo), Zoran Kvržić (Spezia/ITA), Asmir Suljic (Ujpest/UNG), Josip Kvesić, Srđan Stanić (Željezničar), Ermin Zec (Balikesirspor/TUR), Ajdin Mahmutovic (Plzen/TCH), Enis Nadarevic (Trapani/ ITA), Eldin Hadzic (Zaragoza/SPA), Eldin Adilovic (Sanliurfaspor/ TUR), Haris Handzic (Ufa/RUS), Sasa Kajkut (Kerkyra/GRE).

Neben Anel Hadzic gibt es noch andere Austro-Bosnier wie den derzeit kontraktlosen Adnan Mravac (Ex-Mattersburg), Sasa Vidovic (Novi Sad/SRB), Mehmed Malkoc (Meiningen/SUI), Almir Dzaferovic (Wolfratshausen/D), Drazen Savic (Schötz/SUI).
Österreicher mit bonischen Roots sind ua. die Legionäre Mihret Topcagic (Karaganda/KAZ), Emir Dilaver (Ferencsvaros/ UNG), Haris Bukva (Erfurt/D), Dino Medjedovic (Wolfsburg/D), Deniz Mujic (St. Gallen/SUI) Anes Omerovic (Aston Villa/ENG) oder Osman und Nihad Hadzikic (Austria), Reuf Durakovic (Ried), Edin Bahtic (KSV) sowie die Oldies Alen Oroz, Alen Orman, Salmin Cehajic, Ervin Kalender, Eldar Topic, Denis Rizvanovic oder Dubravko Tesevic.

1

Das wichtigere Ereignis als das Bosnien-Remis war die Qualifikation des 96er-Jahrgangs des ÖFB für sein bereits drittes großes Turnier: nach der U17-Euro und der U17-WM schaffte die Mannschaft von Hermann Stadler jetzt auch einen der nur sieben Quali-Plätze für die U19-Euro (die im Juli stattfinden wird) - in harten Kämpfen gegen Italien, Schottland und Kroatien. Und das ohne den verletzten Lazaro.

Österreichs U19-Mannschaft

APA/HERBERT PFARRHOFER

U19

Und das nur wenige Tage, nachdem sich die neue U17 (der Jahrgang 98) auch für seine Euro qualifizieren konnte - selbst wenn diese Endrunde mit 16 Teilnehmern (im Mai, Gruppengegner werden Hausherr Bulgarien, Kroatien und Spanien sein) leichter zu erreichen war.

Angesichts der Tatsache, dass sich das U20-Team (der Jahrgang 95) von Andreas Heraf im Juni in Neuseeland bei der U20-WM messen lassen wird dürfen, explodiert der ÖFB aktuell gerade vor Stolz und bekommt endlich auch die entsprechende Medien-Coverage. Und so beackert etwa der Kurier detailgenau und datenjournalistisch ein Feld, das ansonsten mir ganz alleine gehört.

In jedem Fall stehen Mai, Juni und Juli gleich sieben Turnierwochen mit österreichischer Beteiligung und Talenten wie Lazaro, Laimer, Lienhart, Horvath oder Grillitsch an.

2

Ich habe ja nichts dagegen, als jüngerer Internet-Blogger bezeichnet zu werden; vor allem, wenn der Autor der älteste Sportjournalist des Landes ist. Auch wenn das die vielen tatsächlich jungen Kollegen, Tom Schaffer von derstandard.at, Philipp Eitzinger von ballverliebt.eu, Gerald Gossmann, Georg Sander, Momo Akhondi oder Michael Fiala von 90minuten.at, Jakob Faber von laola1.at, Daniel Mandl oder Alexander Semeliker von abseits.at und einige andere mehr (auch die ehrenhalbernen Internet-Kollegen von Ballesterer) zum Lächeln bringen wird.

Ich habe nur was gegen die Entsprechung zur heteronormativen Wehleidigkeit des völkischen Gabalier, nämlich das xenophobe Gewinsel von der Ausländerbevorzugung. Zum einen sind die heimischen Coaches nämlich (eigentlich) zurecht entrechtet, in der Praxis krallen sie sich aber immer noch an fast alle Schalthebel der Macht.

Das Level eines Koller-Interview, das nicht von einer Print-Sportredaktion geführt wurde, also Substanz hat, würden keine drei von ihnen erreichen.

3

Nach dem nicht ganz so glatt gelaufenen Bosnien-Match war von einem Leistungsgefälle die Rede, davon dass der zweite Anzug nicht so recht passe.

Ich verstehe ja, dass der hiesige Sportjournalismus nach jedem Ländermatch einen kleinen Weiterdreh braucht - stimmen sollte es halt schon.

Das ÖFB-Team hat kein Zweitanzug-Problem. Es hat alte, altbekannte und in den letzten Monaten und Jahren immer wieder (auch vom sonst hervorragenden Team Koller) weggeschobene und unbeackerte Problemzonen. Vor allem außen hinten.

Ansonsten klappt das mit dem zweiten Anzug prima: Öczan-Wimmer-Prödl können als zentraler Defensivverbund jederzeit statt Almer-Dragovic-Hinteregger spielen. Ilsanker-Leitgeb können (Verletzungsfreiheit und Formtiefende vorausgesetzt) jederzeit Alaba-Baumgartlinger ersetzen - wie es ja schon im (gewonnenen) Russland-Spiel im November der Fall war. Kavlak ist auch noch da.
Okotie ist ein gelungenes Back-Up für Janko. Und Weimann sollte, sofern er endlich einmal ein wenig Liebe von Koller bekommt und nicht erst als Nummer 24 einberufen wird, obwohl man weiß, dass die Nr. 23 eh nicht kommen kann, auch mehr leisten können. Und der beste Back-Up für Junuzovic ist im Übrigen nicht Hinterseer, sondern Alaba.

Christian Fuchs

APA/ROLAND SCHLAGER

Christian Fuchs

Das Bosnien-Spiel brachte nur eine einzige, wenig überraschende Erkenntnis: bis auf Christian Fuchs, und das auch nur dann, wenn der gut drauf ist und Spielpraxis bekommt, verfügt Österreich über keinen erstklassigen Außenverteidiger. Klein unterliegt massiven Schwankungen, Garics ist in einem Loch, Suttner spiegelt die Krise der Austria wider und Ulmer, der aktuell Formbeste, ist verletzungsanfällig. Dahinter drängt niemand nach. Und das ist auch die Schuld der ÖFB-Trainer, die - wiewohl das Problem nicht erst seit gestern schwelt, sondern schon seit vorgestern lastet - nichts unternommen haben.

Es kann kein Zufall sein, dass just auf dieser Position so viele Talente steckenbleiben (Klem, Palla, auch Farkas), Spieler von anderen Positionen umfunktioniert werden müssen (Potzmann, Tobias Kainz) oder im Ausland ungenügend beobachtet (Kayhan, Teigl, Trimmel, Dilaver) werden.

Das und Machenschaften wie diese, die immer wieder vor allem Torhüter-Talente betreffen, sind konkrete (zu lösende und lösbare) Probleme, nicht ein virtueller Leistungsabfall hinter den Top 11.

4

Die Nachlese zum Liechtenstein-Match, einem strategisch gut überdachten, von einem eindeutigen Matchplan und dessen Gelingen beherrschten Spiels, fiel nicht nur in den biederen Nacherzählungs-Medien, sondern auch in der analysefähigen Netz-Community euphorisch aus, egal ob auf abseits.at, auf 90minuten.at, auf ballverliebt.eu und auch auf derstandard.at.

Bei aller Freude über ein Meisterstück im Wortsinn, der Bestätigung der Tatsache, dass man sich - angesichts der Bedeutung eines Matches - auch bei scheinbar kleinen Gegnern unendlich fokussieren und auf den Punkt konzentrieren kann: es war trotzdem nur ein vergleichsweise Bewegungseingeschränkter, gegen den man da auf furiose Weise gewonnen hat. Ein anderer, nur ein wenig größerer, über einige Mittel mehr verfügender Gegner etwa hätte vielleicht das gewohnte (und auch von Team Koller erwartete) 4-5-1 variieren und damit den Matchplan der Österreicher in Frage stellen können. Ein anderer, vielleicht weniger von nachbarschaftlicher Brustraus-Mentalität getriebener Gegner etwa hätte vielleicht die dichte Kettenstaffelung nicht so schnell aufgegeben, um doch mitzuspielen, um doch ein Törchen zu erzielen.

Nicht dass das die Leistung der ÖFB-Truppe schmälern soll - im Gegenteil, die war in Ordnung: Euphorie angesichts eines Sieges gegen Liechtenstein jedoch ist keine analytische Kategorie, sondern ein wenig weltfremdelnd.

5

... and now finally, zum Bosnien-Testspiel. Ich sehe das Freitagabend erstmals in Ruhe zur Gänze. Live war nur ein unregelmäßiger Spielstandblick möglich - und das hätte nur die bereits ironisch erwähnte Spielberichtsnacherzählung möglich gemacht, die ohnehin allerorten zu lesen/sehen/hören ist, also keinerlei Mehr- und Nährwert besitzt.

Erste Erkenntnis: eher zufällig gelingt es dem extrem heimspiel-orientierten ÖFB doch noch, eine Probe für die anstehenden auswärts stattfindenden EM-Quali-Matches hinzukriegen: die bosnischen Fans sind in der Mehrheit.

Bosnien-Österreich-Match

APA/ROLAND SCHLAGER

Zweite Erkenntnis: das Spiel hat selten Test-Charakter, ist zerfahren, wird hart geführt und gemahnt eher an ein Liga-Mittelfeld-Duell zweier Lokalrivalen. Die gegen Liechtenstein aufblitzende Spielkunst der Österreicher ist nicht nur wegen der deutlich höheren Gegner-Klasse, sondern auch wegen der dem Spiel innewohnenden Verbissenheit nicht möglich. Insofern sind die automatisch angestrebten Vergleiche in den nachträglichen Analysen auch sinnlos.

Dritte Erkenntnis: das was hier als Manndeckung bezeichnet wird, hat nichts mit klassischem Abwehrverhalten (Verteidiger deckt Stürmer zu) zu tun (auch wenn Dragovic tatsächlich bemüht war, Dzeko ganz klassisch zuzustellen), sondern mit einer alltäglich gewordenen Gegner-Orientierung im Mittelfeld - vor allem dann, wenn dort die Stärken ausgemacht werden.
Und dass die Achse Baumgartlinger-Alaba-Junuzovic aktuell der größte österreichischen Trumpf ist, steht wohl außer Frage. Also werden sich vor allem reaktiv aufgestellte Auswärtsteam vor allem an der Unterbindung dieses Kreativ-Dynamos orientieren. Was wiederum dazu führt, dass man weniger Gefahr erzeugt und Probleme im Spielaufbau hat.

Allgemein einsichtig war auch die Problematik des letzten Passes, die nicht nur mit der entschiedenen bosnischen Defensivarbeit zu erklären ist, sondern die Ursache ihres Präzisionsmangels immer noch in der mangelnden Konsequenz bei Freundschaftsspielen hat.
Ein anderes Problem hingegen ist viel prinzipiellerer Natur: das kluge bosnische Defensiv- / Übergangsspiel sorgte dafür, dass Österreich (wie immer im 4-2-3-1/4-4-1-1-Hybrid) sich beim Aufbau einem dichten, eher eingerückten Sechser-Verbund gegenüber sah, während man im Gegenstoß-Fall auf ein breitgefächtertes 2-4-3-1 stieß. Die Komplexität dieser Spielanlage ist für Kollers Österreich (noch) eine kleine Nummer zu groß. Rezept dagegen wäre eigentlich nur eine flexible flügelstarke Offensive, und die kann das ÖFB-Team nicht aus dem Ärmel schütteln. Hier greift das Außenverteidiger-Problem, dazu kommt, dass Sabitzer und später auch Arnautovic immer mehr ins Zentrum einrückten, und somit letztlich gar kein Flügelspiel mehr stattfand. Das strategische Ziel Bosniens (in der Grundordnung mit einem 4-4-1-1) war somit erreicht, und in Halbzeit 2, als der aggressive leader, der bösartig wirkende Besic den Künstler Pjanic als zentrale Drehscheibe ersetzte, schlug man auch entsprechendes Kapital daraus.

Bosnien/Österreich-Spiel

APA/HERBERT NEUBAUER

Österreichs primäres Mittel blieb der Aufbau über (in der 1. Halbzeit viel zu weit nach hinten und zu oft) abkippende Sechser, der nur funktionierte, wenn er schnell, steil und vertikal (und sowieso mittig) kam. Darauf stellte sich der Gegner in weiterer Folge allzu gut ein und konnte sich sogar diverse Experimente im System (vor allem in der Mittelfeld-Zentrale, letztlich übten vier Akteure die Rolle eines flexiblen Zehners hinter Dzeko aus, ehe Badzarevic auf ein 4-4-2 umstellte) leisten.

Koller stellte seinen Defensiv-Verbund in Halbzeit 2 ähnlich eng wie den des Gegners, ließ seine Sechser (auch eine ganze Latte, nach Baumgartlinger-Alaba waren das Ilsanker-Baumgartlinger, danach Dragovic-Ilsanker) längst nicht mehr so viel Kipper-Aufbau betreiben. Einziger relevanter Erfolg: die Beruhigung eines unsicher daherwackelnden Remis-Spiels; das in der letzten Viertelstunde wegen der übervielen Wechslerei keine Signifikanz mehr besaß.

Bevor das in machen Ohren zu negativ tönt: der Testlauf sah zwei taktisch und spielerisch durchaus in Europaklasse 2 angesiedelte Teams in einem Duell hochwertiger Ausprobier-Varianten. Bosnien ist, auch weil die Herausforderung WM die Mannschaft schon ein, zwei Jahre vor dem ÖFB-Team reifen ließ, noch ein paar Tempi vorne. Wenn Koller und seine Führungsspieler die richtigen Schlüsse ziehen, wenn andere sich von den hohen Ansprüchen nicht abschrecken, sondern herausfordern lassen (etwa Hoffnungsträger Djuricin, Österreichs bester Ligastürmer, der in Halbzeit 2 letztlich keinen Ball sah, weil er ein mit einem solchen Level in der Meisterschaft praktisch nie konfrontiert wird), dann war dieser von manchen als wenig bedeutsam eingestufte Test ein weiterer, ganz wichtiger Schritt in Richtung echte Klassenmannschaft.