Erstellt am: 31. 3. 2015 - 12:50 Uhr
Scott Matthew ist zurück
Scott Matthew ist jener Mann, der vor einigen Jahren mit Songs bekannt wurde, die er zum Soundtrack des Films "Shortbus" des US-Regisseurs Cameron Mitchell beisteuerte, und der seither viele von uns mit seiner intensiven Musik begleitet. Als Scott Matthew jetzt im Flugzeug von Berlin, wo er ein Konzert spielte, saß, um nach Wien zu fliegen, plauderte er mit seinem Sitznachbarn. Was machst du beruflich, fragte ihn der Nachbar? Ich heiße Scott, und ich bin Musiker, sagte Scott Matthew, worauf der Sitznachbar wie aus der Pistole geschossen meinte: "Shortbus!". "Da habe ich mich schon sehr gefreut", so Scott Matthew dann im FM4-Interview.
Scott William Matthew wurde im australischen Queensland geboren und wuchs dort auf, wanderte aber irgendwann später nach New York aus. Scott ist Gitarrist, spielt die Ukulele und vor allem: er singt. Mit seinem emotionellen Bariton begeistert der bärtige Mann, und auch wenn seine Lieder oft traurige Titel haben, wie am neuen Album etwa „Ruined Heart“ oder „Palace Of Tears“, Scott Matthew lässt sich letztlich von den Härten des Lebens nicht unterkriegen. In „Palace Of Tears“ singt er: „Tears are falling, but we're smiling again“. Scott Matthew ist auch ein durchaus humorvoller Mensch und Künstler, wie die unter uns wissen, die ihn schon einmal bei einem Konzert gesehen haben.

Fotos von Christoph Thorwartl/subtext.at
"This Here Defeat"
Zuletzt veröffentlichte Scott Matthew ein Album mit Coverversionen. Er hauchte also alten Songs neues Leben ein, machte jedes Stück auf eine Weise zu seinem ganz eigenen, vom Post-Punk-Klassiker „Love Will Tear Us Apart“ der britischen Band Joy Division über den urbanen Folk der New Yorkerin Janis Ian („At Seventeen“) bis zum bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen US-Musiker John Denver, dessen „Annie´s Song“ von Scott Matthew und Band voller Inbrunst gesungen und gespielt wird. Der zu Lebzeiten sehr erfolgreiche John Denver galt stets als „uncool“, aber Kategorien wie „cool“ und „uncool“ kennt Scott Matthew zum Glück nicht wirklich. Jetzt freuen wir uns aber, dass Scott wieder eigene Lieder geschrieben hat, für sein neues Album „This Here Defeat“.
Scott Matthew war kürzlich in Wien, um über seine neue Platte zu sprechen. Er hat FM4 im Studio besucht, wo ich ein wenig mit ihm geplaudert habe.
Scott, du nennst dein neues Album „This Here Defeat“. Das Wort „defeat“ bedeutet „Niederlage“. Was genau heißt der Titel „This Here Defeat“?
Scott: Das "here" ist einfach eine verstärkte Betonung. Das ist altes Englisch, eine old-school Art, um etwas verstärkt darzustellen. Und weil ich ja insgesamt ein wenig aus einer alten Welt zu kommen scheine, passt das ja ganz gut.
Das neue Album zeigt aber auch gewissermaßen einen neuen Scott Matthew. Es ist schon noch der, den wir kennen, aber dennoch auch ein neuer. Du brichst hier keine Revolution vom Zaun, dein Schaffen betreffend, aber da ist jetzt etwas anders an dir. Hast du nun einfach insgesamt mehr Selbstbewusstsein, was dich anders darstellt insgesamt?
Scott: Ja, das könnte man sagen. Ich fühle mich gut. Das war ein kalter Winter in New York, aber jetzt fühle ich mich leicht. Und außerdem haben wir ein wenig mit den Sounds experimentiert. Das ist kein elektronisches Album geworden, nein - don´t get me wrong - aber wir haben im Studio etwas herumgebastelt und ganz dezent da ein paar Sachen hineingearbeitet. Und ja, eine E-Gitarre gibt es auch.
Deine letzte Platte war ja ein Album mit Covers. Hat dir das geholfen, dass du zum Schreiben eigener Lieder dann wieder vermehrt Kraft und Ideen hattest, weil du mit der Platte ja eine Songwriting-Pause hattest?
Scott: Auf jeden Fall. Ich finde das Songschreiben ja sehr anstrengend, bis ich dann endlich Songs habe, mit denen ich zufrieden bin. Die Coverversionen haben mir definitiv da einen gewissen Druck genommen.
Ein Song auf deinem neuen Album heißt „Here We Go Again“, und darin singst du: „Words are kind from friends and strangers, and this time even from my father.“ Wie ist die Beziehung zu deinem Vater?
Scott: Sie ist jetzt wirklich gut. Das war aber nicht immer so. Wir verstanden einander überhaupt nicht. Aber mein Vater hat sich so verändert, eingesehen, dass er Fehler gemacht hat. Er ist ein wunderbarer Mensch. Wir stehen uns heute sehr nahe, und er sang ja sogar auf meinem letzten Album mit. Heute kommen meine Eltern sogar manchmal auf Tour mit.

Glitterhouse
Ein weiterer Song auf deinem neuen Album heißt "Ode". Hier geht es auch um deine Familie, nicht wahr?
Scott: Ja, mein Großvater ist gestorben und ich habe ihm dieses Lied gewidmet. Zeilen wie "though a life may be gone, a light lingers on".
Wie oft siehst du deine Familie in Australien?
Scott: Leider nicht so oft. Einmal im Jahr, höchstens, außer sie kommen auf Tour mit.
Du lebst ja in New York, bist aber oft in Europa, wo du viele Konzerte spielst, und wo du auch dein neues Album aufgenommen hast. Ist New York trotzdem weiterhin dein Lebensmittelpunkt bzw. noch immer jener Ort, an dem du sein möchtest?
Scott: Ich bin eben nicht immer dort, aber wenn ich dort bin, kann ich diesen Ort sehr genießen. Wäre ich immer dort, würde ich New York wahrscheinlich nicht aushalten.
„This Here Defeat“ wurde in Portugal eingespielt. Warum gerade in Portugal?
Scott: Ich mag Portugal sehr, die Atmosphäre dort. Ich bin mit dem portugiesischen Musiker Rodrigo Leao - von der Band Madradeus - befreundet, und wir schreiben seit ein paar Jahren Songs zusammen. Wir haben auch ein Album aufgenommen, das aber noch nicht veröffentlicht ist. Ich dachte also, ich kenne das Studio, den Tontechniker dort, warum also nicht meine neue Platte in Lissabon aufnehmen.
Scott Matthew auf Österreich Tour:
- 28.4.: Graz, PPC
- 29.4.: Salzburg, ArgeKultur
- 30.4.: Linz, Posthof
- 1.5.: Krems, Donaufestival
- 2.5.: Innsbruck, Weekender
Du spielst demnächst auch wieder einige Konzerte in Österreich. Hier läuft es immer recht gut für dich. In Wien hast du letztes Mal gar im Konzerthaus gespielt, und auch zum Donaufestival Krems kommst du wieder. Mit letzterem hast du ja eine enge Verbindung. Du bist nicht das erste Mal dort eingeladen, um aufzutreten, nicht wahr?
Scott: Ja, das stimmt. Beim zweiten Mal war kurzfristig jemand ausgefallen, und man hat mich gefragt, ob ich einspringen könnte. Ich hatte einen halben Tag Zeit zum Zu- oder Absagen, und ich habe zugesagt. Jetzt spiele ich zum dritten Mal. Es ist schön, dass dort für mich quasi immer Platz ist.