Erstellt am: 20. 3. 2015 - 11:52 Uhr
Wider die Männerdomäne
von Viktoria Waldegger
Serfaus im Tiroler Oberland, fünf Uhr früh. Kalt, dunkel. Die Lifte öffnen erst in vier Stunden, die Sonne lässt auch noch ein wenig auf sich warten, aber sie sind schon am Berg: 30 der weltbesten Freeskierinnen und Snowboarderinnen, verschlafen, aber motiviert. Ihr persönlicher Abenteuerplatz wartet: Das „Chateau“, eine riesige Schneeburg mit unzähligen Trick-Möglichkeiten. Das ist der Ausgangspunkt für eine Woche „Nine Queens“.
Nine Queens - David Malacrida
Zum fünften Mal ist „Nine Queens“ in Tirol. Mit größerem Set-Up und vollem Programm: Vom Sunrise-Shooting bis zur Helikopter-Session können die Queens ihr Schloss nutzen. Gründer und Freeskier Nico Zacek hatte 2010 die Idee, einen Ableger seines Freestyle-Events „Nine Knights“ nur für Frauen zu machen.
Reine Frauen-Events sind in der Freestyle-Szene eine Seltenheit. Eine Woche lang sollen die Athletinnen hier die Gelegenheit haben, an ihren Tricks zu arbeiten, Aufmerksamkeit zu bekommen und ihre persönlichen Limits zu pushen.
Nine Queens - Klaus Polzer
Denn bei Nine Queens kann probiert und getestet werden, ohne Druck, und ohne Bewertung. „Hier unter Frauen traut man sich mehr, einfach mal drauflos zu probieren. Es stärkt total, hier zu sein“, sagt Jamie Anderson, amtierende Slopestyle-Olympiasiegerin im Snowboarden. Bei ihr hat sich das auf jeden Fall schon ausgezahlt: Anderson sind diese Woche schon ein Frontside und ein Cab 1080 gelungen.
Dass Nine Queens einen Nerv trifft, zeigt auch ein Blick auf die Teilnehmerinnenliste: Neben Jamie Anderson mischen sich große Namen wie Virginie Faivre und Anna Gasser mit Nachwuchsriderinnen wie Birgit Rofner. Gemeinschaft wird hier großgeschrieben: Für jeden gelungenen Trick gibt’s Jubel von den Fahrerinnen, die beim Start auf ihren Sprung warten, oder Ermunterung und Tipps wenn‘s gerade nicht geklappt hat. Das Ergebnis dieses Austausch: Viele Fotos, Videos und neue Limits in der Frauen-Freestyle-Szene.
Nine Queens - Klaus Polzer
Mehr solche Events braucht die Szene, da sind sich die Queens einig. Denn: Körperlich sind Frauen beim Freestylen benachteiligt, in den meisten Contests müssen sie sich aber den Männer-Levels – und damit auch deren Kicker-Höhen - anpassen. Beim „Nine Queens“ finden sie ein Set-Up, das auf sie zugeschnitten ist. Das motiviert und bringt die Queens dazu, ihre persönlichen Grenzen zu pushen. Das optisch wirkungsvolle Schloss tut sein Übriges, und liefert den Athletinnen Aufmerksamkeit und eine Bühne.