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Trishes

Beats, Breaks und Tribe Vibes - oder auch: HipHop, Soul und staubige Vinyl-Schätze.

17. 3. 2015 - 18:22

"I'll Wesley Snipe your ass before thirty-five"

Auf seinem neuen Album behandelt Kendrick Lamar viele große Themen. Auch die Schwierigkeiten, als Afroamerikaner von der Entertainment-Industrie nicht schnell wieder ausgespuckt zu werden. Der FM4 HipHop-Lesekreis über "Wesley's Theory".

Mehr Lesekreis

Weitere Textanalysen vom HipHop-Lesekreis gibt es hier:

Dass das vielerwartete neue Kendrick Lamar-Album "To Pimp A Butterfly" gelandet ist, dürfte sich herumgesprochen haben - genaueres dazu unter anderem hier. Die Platte, die sich musikalisch mehr in Richtung des ur-kalifornisch zurückgelehnten Funk und Jazz orientiert als ihr brillanter Vorgänger ist inhaltlich eine durchaus schlüssige Fortsetzung. Das good kid ist erwachsen und berühmt geworden, hat sich viele Gedanken über die Welt und seinen Platz darin gemacht, wurde in Versuchung geführt, hat zwischendurch alles angezweifelt und schließlich all diese Überlegungen und Emotionen auf eine Platte aus einem Guss gepackt.

Kendrick Lamar

Kendrick Lamar

Im Opener-Track "Wesley's Theory", den sich der FM4 HipHop-Lesekreis genauer angehört hat, wird nach einem Boris Gardiner-Sample die US-Entertainmentindustrie und ihr Umgang mit talentierten Afroamerikanern (den prostituierten Schmetterlingen aus dem Albumtitel) angeprangert. Sie sieht in ihnen nach Kendrick Lamars Ansicht nämlich meist nur schnelles Geld und will eher nicht, dass sie sich zu stark weiterentwickeln. Wenn sie nicht tun, was von ihnen erwartet wird, finden die großen Firmen schon einen Weg, die Talente wieder loszuwerden.

But remember, you ain't pass economics in school
And everything you buy, taxes will deny
I'll Wesley Snipe your ass before thirty-five

Auch der Songtitel ist ein Verweis auf den verwirrenden Fall von Hollywood-Star Wesley Snipes, der relativ unbeachtet von der Weltöffentlichkeit wegen Steuerhinterziehung fast drei Jahre im Gefängnis saß. Einen anderen zeitweise gefallen scheinenden Helden hat sich Kendrick Lamar als Gast auf die Platte geholt: George Clinton, der Kapitän des Parliament/Funkadelic-Motherships (an dieser Stelle nochmal eine Kaufempfehlung für seine Autobiographie) hatte ja eine Zeit lang auch mehr Schlagzeilen mit Gerichtsurteilen und Drogen gemacht als mit seiner Musik. Jetzt darf er eines der wichtigsten HipHop-Alben von 2015 (zumal eines mit starken G- bzw. P-Funk-Anleihen) mit programmatischen Worten eröffnen - eine schöne Geste!

When the four corners of this cocoon collide
You’ll slip through the cracks hoping that you’ll survive
Gather your wind, take a deep look inside
Are you really who they idolize?
To pimp a butterfly

Der HipHop-Lesekreis mit Natalie Brunner, Mahdi Rahimi (der hier auch ein paar Worte zur Platte geschrieben hat) und meiner Wenigkeit hat zu Wesley's Theory darüber hinaus folgende Theorien entwickelt:

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