Erstellt am: 16. 3. 2015 - 16:58 Uhr
Gags am laufenden Band
Vor zwei Wochen treffe ich Marc Carnal zufällig in einem Pub. Nach ein paar bunten Zuckerwasserln kommen wir auf seinen Debütroman "Unglaublich glücklich" zu sprechen.
"Ist schon blöd, wenn man das Buch eines Kollegen rezensieren muss, oder?", fragt Marc. "Am besten wär ja, du schreibst einen totalen Verriss!"
Was für eine Schnapsidee, allerliebster Marc. Aber dein Wunsch ist mein Befehl! Und nach nur einer kurzen Google-Recherche mit den Suchbegriffen "Verriss schreiben" fühle ich mich im Stande, das auch zu tun.
Grüße aus der Pauschalurlaubshölle
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Buchempfehlungen, Kritiken und Interviews mit AutorInnen
Marc Carnal und Max Horejs waren um 8:40 Uhr zu Gast in der FM4 Morning Show
Wenn wir irgendetwas sehr dringend im Leben benötigen, um unsere Zeit totzuschlagen, dann ist es ein weiteres Buch über das Schreiben. Lasst doch zwei "Männer am Tiefpunkt ihrer Schaffenskraft" (Zitat Umschlagseite) einen zweiwöchigen All-Inclusive-Club-Urlaub in Bulgarien machen, dem Ballermann des Balkans. Sollen sie doch ihre Erfahrungen, die sie dort mit senilen Pensionisten, übermotivierten Animateuren am Strand, kreischenden Kindern und den Bogenschießturnieren sammeln, literarisch verarbeiten, ihre geistigen und körperlichen Ergüsse zu Papier bringen. Am besten noch in Tagebuchform, nennen wir es Groteske, weil es so absurd ist, so wie, na, wie heißen die beiden noch, genau, so wie bei Stermann und Grissemann damals, das hat doch auch gut funktioniert. Wird sicherlich witzig und künstlerisch wertvoll. Nicht ohne Grund sind Marc und Max ja auch Gagautoren für "Willkommen Österreich", der besten Fernseh-Late-Night, die der ORF zu bieten hat.
Milena Verlag
Tex Rubinowitz schreibt einen Roman in zehn Tagen, Marc Carnal und Max Horejs brauchen dafür ganze zwei Wochen. Womit haben die beiden nur ihre Zeit vertrödelt, um nicht zu sagen, vergeudet? Waren es die geplanten, aber unerfüllt gebliebenen Sexkapaden mit steirischen Maturantinnen? Oder doch eher die Fresskapaden, die Verlockungen des Vollpensionsbüffets, die die Bauchdecke der beiden zum Streifen gebracht haben?
Zur Freude aller, und weil's gar so lustig ist, sollten Marc und Max unbedingt auch erwähnen, unter welchem Zeitdruck sie stehen, den "Roman" fertigzubekommen, und ihre Emails mit der Verlegerin abdrucken:
"Von mir aus muss das ganze nicht so komplex sein (...) Die Hauptsache ist, wir kommen auf die Seitenzahl von 240 und gehen nicht zu spät in Druck."
Nicht mal diese Anforderung habt ihr erfüllt, Burschen, euer Buch hat nämlich nur 237 Seiten! Und davon sind einige nicht bedruckt!
Das Internet vergisst nichts, heißt es, ob das auch für gedruckte Bücher gilt, weiß ich nicht.
Keine Handlung, nur Kalauer
Die Buchpräsentation von "Unglaublich glücklich" ist am Donnerstag, 19. März, ab 20 Uhr im Konzertcafé Schmid Hansl im 18. Wiener Gemeindebezirk.
Das Buch ist wie Porno, gut für die selektive Reizüberflutung, bis einem das Lachen zum Hals rauskommt oder im Hals steckenbleibt. Im PR-Klappentext wird der Plot nicht nur überstrapaziert, sondern bis ins letzte Detail verraten. Und der ominöse "geheimnisvolle Koffer", der der "letzte Rettungsanker" der beiden sein könnte und die Spannung der Leser bis ins Unermessliche steigern soll, wird im Buch selbstverständlich erst auf den letzten Seiten erwähnt und mit wenigen Anschlägen abgefrühstückt.
"Unglaublich glücklich" ist nichts weiter als eine Ansammlung von Gags, Gags, Gags. Wortspiele, skurrile Ideen, eine Anhäufung von Kalauern. Guten sogar. Zumindest manchmal. Die Handlung aber lässt sich nur in homöopathischen Dosen vorfinden. Was habt ihr euch bei diesem Globuli-Plot gedacht? "Unglaublich glücklich" ist perfekt geeignet als Klolektüre für zwischendurch und untenrum! Fips Asmussen gefällt das!