Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Artist of the week: Mini Mansions "

Susi Ondrušová

Preview / Review

16. 3. 2015 - 10:54

Artist of the week: Mini Mansions

Das Trio aus Los Angeles mit Songs über "love, death, and existentialism".

Sie haben sich den letzten perfekten Bandnamen geschnappt! Das haben sie vor vier Jahren beim Interview am FM4 Frequency Festival gemeint. The Virginia Wolves wäre noch gegangen, aber dann war das irgendwie schon vergeben. Die Mini Mansions also.

ondrusova

Von links nach rechts: Michael Schuman, Tyler Parkford, Zach Dawes.

Im Interview hat die Band versprochen heuer nochmal nach Österreich zu kommen. Watch this space. Oder this.

Und: Alle FM4 Artists Of the Week gibt es unter fm4.orf.at/artistoftheweek.

Das Trio aus Los Angeles hat 2010 ihr selbstbetiteltes Debütalbum auf Josh Hommes Label Rekords Rekords veröffentlicht. Still und heimlich möchte man fast sagen. Mit einer Weltnummer als B-Seite, die eigentlich mit einem Cover-Verbot belegt sein müsste. Die drei haben es aber geschafft aus Blondies „Heart Of Glass“ einen hypnotisch guten Song zu machen.
Ihren Song daraus zu machen.
Es folgten Support-Touren für The Kills oder die Arctic Monkeys. Achja die Hauptband des Mini Mansion Drummers und Sängers, Michael Shuman gibt es da auch noch. Queens Of The Stone Age, wo Michael Shuman Bass spielt.

Mit seinem Freund aus Kindheitstagen Zach Dawes und dem Keyboarder und Sänger Tyler Parkford haben die drei 2009, während einer QOTSA Bandpause, die Mini Mansions ins Leben gerufen. Man wünscht ihnen heute die musikalische Weltherrschaft. Keine Band der letzten Zeit schafft es, sich so mühelos und elegant durch 60 Jahre Popgeschichte und ihren Referenzrahmen zu bewegen. Zu tanzen. Wir hätten da die späten Beatles, die guten Sparks, den einzigartigen Elliott Smith. All das als Trio. Den Gesang teilt sich der „soprano, sometimes falsetto“ Sänger Tyler Parkford mit dem stehenden Drummer Michael Shuman der den Takt angibt und mit seiner Stimme den perfekten Gegenpart zu seinem Musikerfreund bildet.

Fan und Freund

Ist man Fan, dann ist man nicht alleine: Alex Turner von den Arctic Monkeys liebt sie, Royal Blood ebenso. Brian Wilson mag, wenn nicht alles von ihnen, dann midestens den Song auf dem er mitsingt: „Any Emotions“. Den Song den ein gewisser Colin Hanks im Video (ebenfalls Fan und Freund) so perfekt mit Gesichtsausdrücken übersetzt. Ein weiterer Fan ist niemand geringerer als T Bone Burnett. Der hat neben seiner Zusammenarbeit mit Bob Dylan auch mit den Coen Brüdern an den Soundtracks für „Inside Llewyn Davis“ aber auch „O Brother Where Are Thou“ gearbeitet. Er ist Labelbegründer von Electromagnetic Recordings, auf dem das zweite Album der Mini Mansions erschienen ist. „The Great Pretenders“ heißt das Werk. Ein Album das keinen schlechten Song hat. So einfach ist das. Eine Band, die auch im akustischen Rahmen sehr gut funktioniert, wie wir im Jänner erfahren konnten, als die Band im Studio zu Gast war.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Angst und Schrecken

Kann sich jemand an „Punch Drunk Love“ erinnern, der Film in dem der Hauptdarsteller zu seiner Angebeteten sagt sie hat so ein schönes Gesicht? „I just wanna fuckin' smash it with a sledgehammer and squeeze it.” Die Schönheit und die Angst dieses Biest liegen nah beinander. So wie Dur und Moll. Glück und Unglück. Das Album beginnt mit dem Song „Freakout“ eine Feelgood-Nummer die als Anti-Depressivum funktionieren kann, auch wenn sie das Depressiv-Sein besingt: „I get down, I don't mess around!“ ist da zu hören. Auf „Creeps“ geht es ähnlich „explizit“ weiter: „you´re breathing down my neck. I´m giving me the creeps“ gefolgt von einem erlösenden „yeaaaah yeahh yeaaahh“. Es gibt “fools on the run” in “Fantasy” und ein „man, out of order, just bad news” in “Any Emotions”.

In “Vertigo” wird den Protagonisten schwindlig vor lauter Gefühlen, aber das ist ja nichts Neues, wie man im Refrain erfährt. Bei dem Song kommt auch Alex Turner zum Einsatz und singt eine Strophe im Song. Über die Zusammenarbeit mit ihrem Arctic Monkeys Freund meint die Band im Interview, dass es so war als ob man seine Brille sucht und sie eigentlich die ganze Zeit schon an hat. Ein No-Brainer. Turner singt dann auch gleich die wichtigste, gespenstischste Zeile in diesem furchtvollen Liebessong: Seine erste Zeile beginnt mit „strictly stick shift witchcraft“ und am Ende kommt der Hinweis „Run for cover“.


Liebe und Tod

Mit „Mirror Mountain“ wird die Heimatstadt Los Angeles besungen. Simple aber groovige Akkordfolge die sich am Ende in ein Chaos stürzen. Wie es halt so ist, wenn man von einem Umstand des Lebens oder einer Stadt verschlungen wird. Noch etwas für Lieblings-Zitate-Buch gibt auch der Song “Heart Of Stone”: „My heart ain't made for rehashing the past til I explode”. Bumm.

N Krug

Hier wird nicht um den heißen Brei herum gesungen, bestätigt Michael Shuman im Interview: „Love, death, and existentialism are the big themes here and that’s reflected in how the songs sound.” Wer von den Melodien und Harmonien und den Geschichten der Songs nicht verschlungen wird und mindestens einen dieser neuen Mini Mansions Lieder die nächsten Tage und Wochen jeden Tag laut mitsingen wird wollen, kann auch auf das Debütalbum zurückgreifen. In der Songstruktur vielleicht ein wenig „komplexer“ als „The Great Pretenders“ aber ein schön theatralischer Einstand in das Songuniversum des Trios allemal.