Erstellt am: 12. 3. 2015 - 17:15 Uhr
Fortschritt durch Technik
Abseits von Metern und Sekunden
Ein wöchentlicher Überblick auf FM4 über sportliche Entwicklungen und anstehende Veranstaltungen
Gegen Ende der Snowboard-Saison zeigt sich wieder einmal, dass die Grenzen des Menschenmöglichen nur temporär sind. In Vail, bei den US Open im Snowboarden letztes Wochenende, sind nämlich gleich mehrere Rekorde gefallen, die bis vor Kurzem noch im Land der Träume angesiedelt waren. Real wurden sie im Slopestyle Finale der Männer, der Disziplin, die in den letzten Jahren zum Motor der Entwicklung bei Snowboard-Tricks geworden ist.
Der Kanadier Mark McMorris, der heuer schon die X Games gewonnen hat, bestätigt gleich im ersten Finalrun bei den US Open seine Favoritenrolle. Mit einem blitzsauberen Lauf setzt er sich an die Spitze des Feldes, wo ihm lange Zeit niemand gefährlich wird. Die Norweger Stale Sandbech und Torstein Horgmo patzen genauso wie die Schweden Sven Thorgren und Niklas Mattson. McMorris kann in seinem zweiten Lauf daher ohne Druck nochmal nachlegen, was staunende Münder hinterlässt.
Schon auf den Rails zu Beginn des Laufs bekommt er Höchstnoten, in der Kickersektion sorgt er dann für eine Premiere: Er ist der erste in der Geschichte des Snowboardens, der back-to-back Triple 1440er macht, also vier Spins, dreimal über Kopf gedreht, zuerst frontside, dann backside auf zwei aufeinanderfolgenden Schanzen. "Slopestyle-Snowboarding has just changed", heißt es von den Kommentatoren des Webcast, ohne zu wissen, was gleich auf sie zukommen wird.
Wenn sie jemanden auf der Rechung haben, Mark McMorris nahe kommen zu können, dann ist das Stale Sandbech, aber der hat dieses Wochenende das Glück nicht auf seiner Seite und kann seine Tricks nicht landen. Dafür geht dem Japaner Yuki Kadono aber alles auf. Bereits beim Air+Style in Los Angeles Ende Februar konnte er mit einem Switch Backside Triple Cork 1620 triumphieren, und so setzt er auch hier in seinem letzten Run alles auf eine Karte und auf Mark McMorris Sprünge jeweils eine 180° Drehung drauf: Back-to-back Triple Corks 1620er.
Die ganzen US Open zum Nachsehen gibt es hier
Nicht nur das Publikum, auch die anderen Rider flippen aus und tragen Yuki Kadono durch das Zielstadion. "We've seen history today", tönt es aus dem Webcast, "if you've never seen a slopestyle contest before, that's is essentially like Neil Armstrong landing on the moon in snowboard terms." Auch Mark McMorris, der noch im Starthaus steht, kann es kaum glauben. Er hat wohl mit einem Victory Run gerechnet, in dem es für ihn um nichts mehr geht, nun sollte er noch mal angreifen, was er aber nicht mehr schafft. Mit dem 18-jährigen Japaner Kadono gewinnt ein Rider die US Open, der das Potential zum neuen Snowboard-Superstar hat, sofern er an seinem Englisch arbeitet. Mehr als ein "I'm so happy", bringt er im Sieger-Interview nämlich nicht heraus.
Burton/World Snowboard Tour
Anna Gassers Höhenflug
Wie für Yuki Kadono ist es diese Saison auch für Anna Gasser stetig bergauf gegangen. Im November gewinnt sie den Pleasure Jam am Dachstein Gletscher, im Jänner holt sie eine Silbermedaille bei den FIS-Weltmeisterschaften und jetzt, bei den US Open, wo die besten Riderinnen der Welt am Start sind, trumpft sie wieder auf.
Burton/Blotto
Dass sie am Vorabend krank geworden ist und lange zweifelt, ob das Antreten im Finale überhaupt Sinn macht, befreit sie schlussendlich vom Druck und der Nervosität, die sie oft in Contests belasten, erzählt Anna im Interview. Bei den US Open muss sie sich nur der Olympiasiegerin Jamie Anderson geschlagen geben und wird Zweite.
Es ist die beste Contest Saison in der noch jungen Karriere Anna Gassers. Jeden einzelnen Contest, in dem sie heuer angetreten ist, hat sie unter den Top 10 beendet. Nächstes Jahr sollen dann die großen Siege folgen. Den Frühling will sie jetzt dazu nutzen, die Tricks einzulernen, mit denen sie diese Siege auch einfahren kann.
World Snowboard Tour Elite Series
Mit den US Open geht auch die erste Saison der Elite Series der World Snowboard Tour zu Ende. Was die lange notwendige große Reform des Contest Snowboardens werden sollte ist letztlich nur eine Rumpftour geworden, mit lediglich drei Contests. Für die Ansprüche der World Snowboard Tour, die Contest-Szene zu vereinen, ist das zu wenig, doch zumindest diese drei Contests haben funktioniert und am Ende haben sich auch die besten Contest-RiderInnen durchgesetzt.
Im Slopestyle krönt sich bei den Männern Mark McMorris zum Tourchampion, vor Yuki Kadono und, etwas überraschend, Eric Beauchemin. Bei den Frauen gewinnt, Jamie Anderson vor Anna Gasser und Enni Rukajärvi.
In der Halfpipe lauten die ersten drei bei den Männern Ayumu Hirano, Olympiasieger Iouri Podlatchikov und Arthur Longo, bei den Frauen siegt Kelly Clark vor Chloe Kim und Queralt Castellet.
Spring Battle 2015
Bevor sich allerdings die Contestszene in die Sommerpause verabschiedet, stehen noch ein paar Fixtermine am Programm. Einer davon ist der Spring Battle im Absolut Park in Flachauwinkl, der bereits am Dienstag begonnen hat und heuer mit großen Neuerungen aufwartet.
Simon Welebil / FM4
Statt einem Big Air Contest mutiert der Spring Battle zum Slopestyle Contest, bei dem diesmal auch Frauen antreten und Freeskier zugelassen sind. Auch das Format hat sich geändert. Der Contest wird als Jam Session ausgetragen, bewertet werden nur Videos von Runs, die mit der Follow Cam aufgezeichnet werden. An vier Tagen mit jeweils dreistündigen Sessions, haben Zweiterteams Zeit, ihren besten Run zu filmen. Dieser wird schließlich an die Judges geschickt und bewertet. Anna Gasser hat ihren Run schon abgeliefert. Bei der Party am Freitag 13.03. in Ema's Pub in Flachau, bei der Kristian Davidek auflegen wird, werden die SiegerInnen bekanntgegeben. Bis dahin gibt's täglich Epic Spring Battle News.