Erstellt am: 20. 4. 2015 - 11:50 Uhr
Still, once more & ever so: Re-defining arts
Donaufestival
Das Donaufestival findet an den Wochenenden von 24.- 26.4 und 30.4.-2.5. in Krems statt.
Das gesamte Line-up gibt es auf donaufestival.at, mehr Festival-Infos auf fm4.orf.at/festivalradio.
Fragen zu den Festwochen werde er heute keine beantworten, sagt Tomas Zierhofer-Kin gleich zu Beginn der Pressekonferenz, in deren Rahmen das vollständige Programm des heurigen Donaufestivals vorgestellt wurde. Zierhofer-Kin, der die Leitung des Festivals seit 2004 inne hat, wird 2017 als Intendant zu den Wiener Festwochen weiterziehen; die Frage nach seiner Nachfolge in Krems muss heute ebenfalls unbeantwortet bleiben.
Gibt es doch sowieso genug zu erzählen vom heurigen Linup, das die Grenzen zwischen den Genres und Sparten, zwischen bildender Kunst, Performance und Musik sowie zwischen Noise, Techno, Avantgarde und Pop wieder als sehr dehnbar und durchlässig bestätigt. Ein paar der diesjährigen Highlights standen ja bereits vorab fest, die Heimsuchung der Halle 2 durch die großen kanadischen Kammermusik-Postrock-Pioniere Godspeed You! Black Emperor, die Greifbarmachung der Dunkelheit durch die Hand der IDM-Miterfinder Autechre, die Besuche von Donnergott Ben Frost oder der Genre- und Genderbenderin Planningtorock, die Geschmacksexplosion von Battles, die Zusammenarbeit von Gegenwarts-Durchstarter Arca mit dem Videokünstler Jesse Kanda, denen manche Menschen bereits und vermutlich zu Recht eine Zukunft als neues Dreamteam vom Kaliber Aphex Twin und Chris Cunningham prophezeien.
Wie sehr man dem Donaufestival aber auch vertrauen und sich unter seiner wissenden Hand der Entdeckung von neuen Musiken hingeben kann! The Botanist vertritt das von ihm selbst gegründete Genre Hackbrett-Black Metal, Drag-Terroristin Christeene verknüpft Rap mit lippenstiftfarbenem Electro, NIN-Synthesizermann Alessandro Cortini zieht warme Ambientsounds aus den Delay Pedalen. Der österreichische Komponist Peter Kutin vertont im Rahmen eines Auftragswerkes nicht nur Wüsten und Gletscherspalten, er ist auch mit seinen zwei Bands, den Hackbrett-Livetechnologen Shrack! und den Noisetechno-Berserkern Ventil zu Gast.
Auch auf der Seite der Showcases ist man in Krems traditionell gut aufgestellt. Zur Plattform werden die Donaufestivalnächte dieses Jahr etwa für die heimische Avantgarde-Basis klingt.org, das Freestyle-Kassettenlabel Opal Tapes, die legendäre Klangkunst-Plattenschmiede Touch Records oder den ideologischen Künstlerzusammenschluss rund um das Label Noise Manifesto. Diesem schrieb ihre Gründerin, die Industrial-Techno-Meisterin Paula Temple, vollkommene stilistische Freiheit, flache Hierarchien und kompromisslose Gender-Ausgewogenheit bei allen beteiligten Projekten ins Manifestbuch. Gefolgt sind ihrem Ruf unter anderem die feministische Pornoregisseurin Marit Östberg oder Oni Ayhun, der bis vor kurzem als Olof Dreijer noch als eine Hälfte von The Knife in Erscheinung trat.
Bei den Performances wird man von Miss Revolutionary Idol Berserker in eine hyperrealistische Orgie zwischen Hysterie, Amoklauf und Revolution verwickelt, bei der das Tragen von Ganzkörper-Regenschutz dringend empfohlen wird. Unter Anleitung von Rimini Protokoll nimmt man via iPad die Rollen von Menschen ein, deren Geschichten von Waffen mitgeschrieben worden ist und wechselt vom Kindersoldaten zum Waffen-Lobbyisten. Der alte Donaufestival-Freund Reverend Billy hält eine Messe zum Thema "Monsanto is the devil" ab und Tarek Atoui nimmt alte Musikinstrumente auf, gibt sie elektronisch wieder und lässt sie dann wiederum durch Instrumentenbauer als utopische Instrumente wieder nachbauen.
And then some. Body Horror von Gazelle Twin, Cyborg-Gegenwartsmusik von Holly Herndon, Acid und Techno von Helena Hauff, Industrialtechno von Powell. James Holden tritt jetzt auch mit Liveband auf, Jam City zerbröselt Genregrenzen zwischen Bass Music, House und Techno und Cosey Fanni Tutti und Chris Carter von den Industrial-Urgesteinen Throbbing Gristle tun sich als Carter Tutti Void mit Nik Colk Void von Factory Floor zusammen.