Erstellt am: 27. 2. 2015 - 19:20 Uhr
Leonard Nimoy
Von Dr. Nachtstrom
- Nachruf auf orf.at
Schon lange war Leonard Nimoy mehr oder weniger aus meiner Wahrnehmung verschwunden. Abgesehen von kurzer Wiedersehensfreude, als er in der Fernsehserie "Fringe" auftauchte, oder in der auch von mir sehr gern gesehenen "Big Bang Theory". Ganz klar, da verneigte man sich im Geiste vor dem großen alten Mann der nerdigen Fernsehunterhaltung. Jetzt aber, wo ich erfahre, dass er gestorben ist, wo sich alle Newskanäle und Facebook mit Bildern und Schock und Zuneigung zu füllen beginnen, habe ich mich auch hingesetzt und mir selbst klargemacht, dass sich da wieder ein Stück meiner Kindheit verabschiedet hat.
Ich stamme ja noch aus den letzten Jahren der sogenannten "Babyboomer" und das bedeutet, dass das Thema "Raumfahrt" für mich große Signifikanz hat. Mit knapp zwei Jahren hat meine Mama mich in der Nacht aufgeweckt und vor den Fernseher gesetzt, als Neil Armstrong seinen berühmten ersten Schritt auf den Mond getan hat; und natürlich war später dann die Erstausstrahlung des "Raumschiff Enterprise", damals noch auf einem kleinen Schwarz-weiß-Fernseher, ein Erlebnis, das mein Leben entscheidend gepägt hat. Jenes Erschauern, jene Gänsehäute, als der kleine Bub irgendwie erkannt hat, wie groß, kalt, seltsam und wunderbar das "Weltall" ist, daran erinnere ich mich, als ob es gestern gewesen wäre.
Das hat natürlich zu meiner lebenslangen Beschäftigung mit Science Fiction geführt, dazu, dass ich zur Zeit der "Next Generation" eine lange Zeit zum richtigen "Trekkie" wurde; und auch später, als mir "Raumschiff Enterprise" schon ein wenig anachronistisch und nostalgisch besetzt erschien, war Leonard Nimoy immer präsent. Als Interpret spaciger Lounge-Schlager zum Beispiel, als Autor, als Fotograf, als Regisseur; und immer als der coolere Gegenpart von William Shatner, der so sehr nach Aufmerksamkeit heischte - etwas das Nimoy nie nötig hatte -, auf ihn ging man zu, für ihn interessierte man sich, und der freundliche, eloquente Mann hatte für jeden Journalisten, für jeden Fan ein freundliches Wort und bewies eine Engelsgeduld mit den immer gleichen Interviewfragen.
Der Tod Leonard Nimoys ist ein großer, trauriger Moment, den man am besten würdigt, indem man sich an die schönen, kosmischen Momente erinnert, die einem vom "stolzesten und würdigsten Vulkanier von allen" geschenkt wurden.