Erstellt am: 24. 2. 2015 - 11:50 Uhr
Immer der Karotte nach
Die verbrannten Kalorien überprüfen, die Schritte zählen und den Schlaf optimieren. Wer heute seine sportlichen Leistungen verbessern will, braucht keinen professionellen Trainer. Mithilfe von Smartphone Apps wie Runtastic kann man sich selbst genau überwachen (lassen). So kann man nicht nur besser Sport machen, sondern auch besser entspannen.
Mittlerweile können Sport-Anwendungen viel mehr als nur die gelaufenen Meter zählen. „Wenn du zum Beispiel zu wenig geschlafen hast, kann dir die App sagen, dass es keine gute Idee ist, heute 1,5 Stunden zu laufen.“ sagt Runtastic-CEO Florian Gschwandtner. Wenn man sich mal nicht zum Laufen motivieren kann, dann kann man sich über Facebook in Echtzeit anfeuern lassen. Cool, aber auch ein bisschen creepy, findet die New York Times. Runtastic ist eine der beliebtesten Marken auf dem Markt und bietet mittlerweile für verschiedene Sportarten Tracking-Apps.
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Kenne deinen Gegner
Du bist dein Gegner. Mit solchen Sprüchen versuchen Fitness-Studios und Coaches Hobbysportler und weekend warrior zu motivieren. Wer seinen Gegner schlagen möchte, muss ihn kennen. Deswegen kann es nicht schaden mehr über den Gegner, also über das Selbst, zu wissen. Im Profisport ist Statistik unentbehrlich, aber durch leichteren Zugang zu Tracking-Werkzeugen können auch Freizeitsportler ihre Leistungen genau aufzeichnen und vergleichen.
Dann reicht es aber nicht zu wissen, in welcher Zeit man wie viel gelaufen ist. Genauso wichtig sind andere Faktoren wie Ernährung und Entspannung. Auch die können mithilfe von Apps optimiert werden.
Das Sammeln der Daten funktioniert gut, aber in Zukunft wird ihre Auswertung wichtig sein, sagt Gschwandtner. "Wir sind in der Phase, in der das Web 1.0. war. Mit 2.0. werden wir viel genauere Durchschnitts- und Vergleichswerte erstellen können."
So können UserInnen nicht nur über eigene Leistungen Statistik führen und sich mit Bekannten vergleichen, sondern auch innerhalb von Kategorien von Menschen, die beispielsweise einen ähnlichen Arbeits- und Schlafrhythmus haben. Die UserInnen bekommen maßgeschneiderte Konkurrenz.
Besser und gesünder
Es sind aber nicht nur die technischen Fortschritte, die Selbstoptimierung zum Trend machen. „In der individualisierten modernen Gesellschaft ist der Mensch alleine, aber gleichzeitig im Dialog und Interaktion mit anderen“ sagt Sportsoziologe Othmar Weiß.
Die Selbstmessung und Selbstdisziplinierung sind keine neuen Phänomene. Das Tagebuch ist eines der ältesten Werkzeuge für die Selbstreflexion. Und auch vor den Smartphone-Apps versuchten viele FreizeitsportlerInnen ihre Leistungen mit Stoppuhren zu messen.
Allerdings verändern die neuen Mittel zur Selbstoptimierung das Verständnis von optimaler Fitness und Gesundheit. Je effizienter die Möglichkeiten der Selbstüberwachung werden, desto differenzierter werden auch die Kriterien für einen wirklich gesunden Körper. Ein durchschnittlicher BMI allein reicht nicht, auch der Körperfettanteil muss gemessen werden.
Optimal selbstüberwacht
Mehr Daten bedeutet auch mehr Überwachung. Runtastic-Chef Florian Gschwandtner beruhigt: „Wir speichern unsere Daten auf österreichischen Servern ab und geben sie nicht an Dritte weiter.“ Doch mit dem Markteinstieg von großen Playern wie Google und Apple könnte es für die UserInnen in Zukunft schwerer werden, ihre Daten zu kontrollieren.
Vor allem für Versicherungen, aber auch ArbeitgeberInnen, können Informationen über den Gesundheitszustand der KundInnen sehr wertvoll sein. Für Post-Privacy-AnhängerInnen mag das kein Problem sein. Auch Florian Gschwandtner kann sich Vorteile durch weitere Vernetzungen vorstellen. „Letztendlich entscheiden bei uns aber die User selbst, ob sie ihre Leistungen bekannt geben oder privat halten.“
FM4 Auf Laut: Freizeitsport zwischen Selbstoptimierung und Fremdüberwachung?
Apps für Sportarten und Fitness boomen. Wie steigere ich am besten meine Laufkondition? Wie gut bin ich im Vergleich mit anderen? Wieviel Kalorien soll ich an welchem Tag je nach Bewegungsintensität zu mir nehmen? All das und mehr verraten einem Sport- und Fitnessapps, wenn man sie mit persönlichen Daten füttert. Wie groß ist die Lust an der Leistungsoptimierung im Freizeitsport? Was hat das noch mit einem Hobby zu tun? Inwieweit rutscht man da in ein Überwachungssystem?