Erstellt am: 17. 2. 2015 - 15:05 Uhr
Kombüse, ade?
Donnerstag vergangener Woche hatte die Kombüse Besuch: Das Bauamt hat vorbeigeschaut und kontrolliert, ob alle Auflagen erfüllt werden. Von einigen Auflagen wussten die Betreiber der Kombüse in Graz gar nicht, wie sie sagen, bzw. sie wussten nicht, dass diese Auflagen in dieser Form auch für sie gelten. Ihr Veranstaltungsort war nun einmal nicht als klassischer Club entstanden.
In einem Kiosk am Stadtpark, wenige Schritte zum Schauspielhaus gelegen, eröffnete im Sommer 2009 die Kombüse. Das Kunstkollektiv Cooks of Grind kredenzte Imbisskreationen und künstlerische Aktionen. DJs legten auf und wurden mehr und mehr. Nicht nur SchauspielerInnen kamen spätabends in das hölzerne Häuschen. Binnen kurzer Zeit war der kleine Pavillion für sehr viele zu einem Fixpunkt im Grazer Ausgehleben angewachsen. Im FM4 Exit Poll des Jahres 2014 ist die Kombüse auf Platz acht der beliebtesten Clubs gelandet.
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Radio FM4
Dem Charme der Kombüse ist jede oder jeder erlegen, die oder der sich einmal ohne Absicht inmitten zu diesem Zeitpunkt noch Fremder tanzend wieder fand, während die Boxen schepperten, oder unvorhergesehen in einem intensiven Gespräch mit neuen Menschen war. DJs wurden Getränke durch mehrere Hände gereicht, denn an eine Auflegepause war in Freitagnächten nicht zu denken.
Von Mittwoch bis ins Wochenende hatte die Kombüse in den letzten Jahren stets DJ-Lines. Disko404, Paradiso oder Musiker der Staggers oder des Sado Maso Guitar Clubs und DJs wie Adriana Celentana bespielten den Pavillon aus Holz.
Zugelassen wäre aber nur Hintergrundmusik und die Öffnungszeit bis zwei Uhr früh beschränkt, erfährt man jetzt. Und: „Es dürften nur bis zu vierzig Menschen in der Kombüse sein“, sagt Uwe Gallaun, der mit Werner Reiser mit der Kombüse einen wunderbaren Ort betreibt.
Schräg vis-à-vis der Kombüse am Rande des Grazer Stadtparks wurde nach einem Besitzerwechsel vorige Woche ein Kaffeehaus neu eröffnet. Man könnte jetzt spekulieren, dass zwei Lokale den wenigen AnrainerInnen zuviel sein könnten. Denn es bleibt die Frage an die Bau- und Anlagenbehörde der Stadt Graz, warum sie ausgerechnet jetzt auf die Idee gegekommen sind, die Kombüse zu kontrollieren?
"Wir sind nicht jetzt draufgekommen, die Kombüse hatte schon länger mit dem Gastgewerbereferat Kontakt und es wurde ihnen immer gesagt, dass sie das nicht in der Form betreiben können. Es ist ein Würstelstand und sie machen eine Disco", sagt Verena Ennemoser, Leiterin der zuständigen Bau- und Anlagenbehörde. Anrainer wären laut Ennemoser nicht Anlass für den Besuch gewesen. Die Behörde hat die Kombüse auch nicht gesperrt, betont sie. Vielmehr müssten sich die Betreiber jetzt etwas überlegen.
Es geht um die Nutzung laut Konzession. Ennemoser verweist in diesem Zusammenhang auf den Club Kottulinsky, der im Grazer Univiertel bis in die Morgenstunden geöffnet hatte. Die Betreiber schlossen, weil sie die vorgeschriebene Sperrstunde um zwei Uhr früh für wirtschaftlich untragbar hielten. "Entschuldigung, aber beim Kottulinsky ist es das Gleiche: Das Kottulinsky ist als Bar, Café, Lounge genehmigt und nicht als Disco", so Ennemoser. "Es geht nicht darum, dass uns das nicht taugt. Wir schauen bei vielen Dingen, dass das so sein kann. Aber es geht auch um Brandschutz und um Sicherheitsaspekte für die Menschen."
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Peter Purgar, Jazzimbild.at
Ein Phänomen
Unter Zukunftsplänen für den Stadtpark hat die Stadt Graz "mittel- bis langfristig die Auflassung und ersatzlose Entfernung des Kiosks am Burgstern auf ihrer Agenda.
Die Kombüse ist ein Phänomen, das die Stadt in erster Linie der Freundlichkeit seiner Betreiber zu verdanken hat. Der Kiosk ist auch die Homebase der Cooks of Grind, das Männer-Kunstkollektiv stellte etwa seine "Schöpfungsgeschichte" mit befreundeten KünstlerInnen hier aus. Unmittelbarer Nachbar ist das Künstlerhaus, die Halle für Kunst und Medien.
Soll es das nun mit der Kombüse gewesen sein?
„Wir haben überlegt, auf Barbetrieb umzustellen, aber die Auflagen, die das Bauamt uns vermittelt hat, werden eher schwierig zu erfüllen sein“, so Uwe Gallaun.
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Radio FM4
Vor zwei Jahren gab es mehrere Anrainerbeschwerden, im Sommer fanden sich zu Spitzenzeiten dreihundert Menschen vor der Kombüse ein. Mit Pfand auf Gläser und beständigem Abservieren sowie dem Kauf einer neuen Musikanlage mit eingebauter Begrenzung beruhigte sich die Lage.
Nun sind bis auf Weiteres alle Auftritte von DJs abgesagt. „Wir waren mit DJs ausgebucht bis Mai für die Tage unter der Woche und wochenends bis Juni“, sagt Gallaun, der selbst ungezählte Male aufgelegt hat. Nicht nur für ihn zählt die Kombüse als KünstlerInnen/Kultur-Lokal.
„Im März sperren wir voraussichtlich wieder auf, als Imbiss“, gibt Uwe Gallaun Hoffnung auf ein Fortbestehen. Als Partylocation jedoch scheint die Kombüse ein Ende nehmen zu müssen. Für Graz würde das noch eine Location weniger bedeuten, wo man auflegen kann. Dabei zählen rund sechzig Personen zum DJ-Radius der Kombüse.
Die Fritteuse in der Kombüse war seit Längerem ausgekühlt und ausgesteckt. Das hatte einen Grund: Das Verkaufsfenster hätte nicht so lange offen stehen dürfen. „Und da haben wir uns für die Musik und die kulturelle Interaktion mit den Leuten entschieden“, sagt Gallaun. Wenn jetzt der Imbissbetrieb aber bald wieder aufgenommen, gibt es zumindest wieder nach Cooks of Grind-Art zubereitete Falsche Calamari und Thunder Beans.