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Robert Rotifer London/Canterbury

Themsenstrandgut von der Metropole bis zur Mündung: Bier ohne Krone, Brot wie Watte und gesalzene Butter.

16. 2. 2015 - 09:00

Citizen Zombie

Das erste neue Album von The Pop Group seit 35 Jahren - exklusiv im Stream.

The Pop Group sind eine jener Bands, auf deren Namensnennung zumeist so Pop-evolutionäre Mechaniker-Regeln der Marke "Ohne die hätte es nie ... gegeben" folgen. Fest steht, dass die Band rund um den großen Skandierer und Eso-Politico Mark Stewart mit ihren freigeistigen, experimentierfreudigen Anleihen bei Funk, Dub und Jazz den Punk schon ganz früh (1978) einen entscheidenden Schritt in Richtung Post, also weg vom Rock'n'Roll-Fundamentalismus der Pistols in Richtung eines ebenso heterogenen wie herausfordernden Pop-Begriffs beförderte.

NME mit Pop Group am Cover aus dem Jahr 1978

NME

Mark Stewart am Cover des New Musical Express, September 1978. Als die Pop-Philosoph_innen dieser Welt die große Dekonstruktion herbei zu schreiben versuchten, waren The Pop Group eine heiß begehrte Projektionsfläche musikjournalistischer Selbstdarstellungen.

In der kurzen Phase ihrer ersten Existenz waren sie und die Szene rundherum auch sowas wie der ursprüngliche Auslöser dessen, was in den darauffolgenden Jahrzehnten alles an bahnbrechend eklektischen Sounds von Bristol aus in die Welt hinausgeschickt wurde. Verdienste, die insbesondere nach Veröffentlichung von Simon Reynolds' Post Punk-Bibel "Rip it up" späte, breitere Anerkennung fanden und in den Nullerjahren einen ganzen Haufen neuer Acts zum Musik machen inspirierten.

2010 geschah dann das Undenkbare: The Pop Group schlossen sich – angeregt von einer Einladung ihres Fans Matt Groening – dem allgemeinen Wiedervereinigungszirkus an, spielten eine Reihe ausnehmend guter Gigs und fanden sich willig und imstande, ein neues Album hervorzubringen.

Citizen Zombie, Cover des neuen Pop-Group-Albums

Freaks R Us

Nach längerer Suche fanden sie in Paul Epworth den richtigen Produzenten, nämlich einen, der ursprünglich selbst in ihrer Post-Punk-Welt musikalisch sozialisiert war, in der Zwischenzeit aber mit den Adeles dieser Welt das Infiltrieren der Pop-Charts geübt hatte und sie – auch nicht unwichtig – um einen sehr günstigen Preis in seinem Studio aufnehmen ließ.

"Citizen Zombie", das erste neue Album seit 35 Jahren, sollte eine Platte werden, auf der die Pop Group sich auf ihre alten (bzw. neuen) Tage als Popgruppe neu erfindet. Inwieweit ihnen das gelungen ist, könnt ihr nun auf diesem Stream hören, den FM4 hier exklusiv in Österreich präsentiert:

Auch nicht schlecht, weil vor kurzweiligen politischen Beobachtungen zur Zeit förmlich überquellend: Mein neulich in London geführtes Interview mit Mark Stewart, das in FM4 Heartbeat am 23.2.2015 ab 22 Uhr zu hören sein wird.