Erstellt am: 13. 2. 2015 - 10:45 Uhr
Willkür will Putin küren
Protestsongcontest
Das Finale des Protestsongcontests am 12. Februar präsentiert von FM4 und dem Rabenhof Theater.
Die Videos vom Protestsongcontest gibt es ab Samstag, den 14.2., auf fm4.ORF.at. Und ab 22.45 Uhr wird das Finale auf ORF III im TV ausgestrahlt.
- Alle zehn Songs und die Jurywertung im Videostream
- Willkür will Putin küren: Der Protestsongcontest 2015 hat viel Selbstanklage
- Die Sieger heißen Rammelhof: Fotos und der Gewinnersong als Video
- Prooootest: Finalsongs, Jury und Infos im Überblick
- Was nach der Siegerkür am PSC-Abend noch so alles war
- Was der austrofaschistische Ständestaat fürs Hier und Jetzt hinterlassen hat
- So war das Halbfinale beim Protestsongcontest
Alle Stories zum Protestsongcontest im Überblick
Fasse für den Michi das Protestsongcontest-Finale 2015 zusammen:
Musik: Hat gefetzt wie nie zuvor.
Jury: Eitelstes Gegurre ever.
(Es gibt leider-leider keinerlei besprechbare Kriterien mehr.)
Moderation: Saftigste Stermann-Weichselbraun Synthese á la Conchita Ostrowksi.
Gewinner: Alle!
Also von dort, wo ich stehe, fünfte Reihe von hinten, Mitte, höre ich die heftigsten Beifallsstürme bei Geschichten im Ernst und bei Wiener Blond.
Dabei befinde ich mich an der Grenze zwischen dem Joachim Wean- und dem Elias Hirschl-Fansektor.
Rechts neben mir: Joachim Weans Vater, Tante, Mutter, Cousin, Onkel.
Links von mir eine der Radeschnig-Schwestern, die noch zum Joachim Wean-Fansektor gehört. Daneben ihre Zwillingsschwester Radeschnig, die bereits zum Elias Hirschl-Sektor gehört.
Protestsongcontest entzweit Familien
Gewinner sind... Ich hätte auf Rotzpipn getippt und habe auf "Geschichten im Ernst" gehofft. Iris von Geschichten im Ernst ist in der Großfeldsiedlung aufgewachsen, sie ist Betriebsrätin, mit ihrer Stimme kann sie Stahl zerschneiden und gegen Ende des Abends möchte sie sich gerne prügeln.
Alle, die unbezahlte Überstunden machen, möchte sie verprügeln, gegebenenfalls würde sie gerne in der FM4-Redaktion Leute vermöbeln. Ich schreibe das nur, weil ich den Gedanken interessant finde.
Die Vertonung des Gedichts von Richard Zach hat nicht nur mich gepackt, auch ihr lieben ... (heißt ihr UserInnen?) habt dem Lied der Geschichten im Ernst eure Stimmenmehrheit geschenkt.
Martin Blumenau nennt es „etwas, das mit dem hier und jetzt gar nichts zu tun hat“ und fügt an „Man darf sich natürlich auch mit der Vergangenheit beschäftigen, aber wichtiger wäre es die Auswirkungen der Gegenwart zu thematisieren.“
Ich finde das deshalb spannend, weil es in Zachs „Aufruf“ doch gerade um eine unbestimmte verheißene Zukunft geht, deren Uneingelöstheit die Gegenwart seit je her ausmacht, bis zu „jenem Tag, der die Wunden der Willkür heilt.“
FM4 / Christian Stipkovits
Die abschließende Punktevergabe: hintereinander führen FS2; Er ist tot, Jim; Wiener Blond; Rammelhof und Elias Hirschl. Rammelhof holen den ersten Platz. In ihrer schrillen Nummer weisen sie mittels Putin-Futterruf auf oligarchische Strukturen in Ost und West hin. Ihr Spaßguerilla-Style hat mehr Ähnlichkeit mit der EAV als mit Drahdiwaberl. Sie reimen „Snowden“ auf „Hoden“ und zerklatschen dabei ein Hühnerei.
Während in Minsk die Hoffnungsfunken der Katastrophenabwendung schwaches Licht spenden, tanzen die Wladimir-Versteher auf der Rabenhofbühne wie auf einem Vulkan.
Der Protestsongcontest 2015 erforderte einiges an Ambiguitätstoleranz. Dieses furchtbare Wort - der Titel von Joachim Weans Lied - soll laut Vea Kaiser das Wort 2015 werden. Unwort, bitte!
Epilog: Liebe Wanda! Falls ihr das lest: euer erster Schlagzeuger, der Vali, hat im Rabenhof den Joachim supportet. Er hat euch durch 75% eurer Bandexistenz gedrummt. Okay, er hat euch ein paar Wochen vor eurem Durchbruch durch die Bundeswahrnehmungsschwelle verlassen, aber er denkt doch noch oft an euch und würde sich sehr darüber freuen, wenn ihr auch noch an ihn denkt und ihm eine CD zukommen lassen könntet. Danke!