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Paul Pant

Politik und Wirtschaft

11. 2. 2015 - 17:14

Eine Suite mit Balkon und sozial bitte

Am Wochenende wird Magdas Hotel eröffnet. In dem Caritas-Projekt werden 20 anerkannte Flüchtlinge arbeiten, unterstützt von Profis aus der Hotellerie. Ein Social Business, das nicht nur in Österreich mit großem Interesse verfolgt wird.

Es riecht nach Farbe und frischem Teppich. Stühle und Tische stehen noch in Stapeln in der Ecke, Bilder lehnen am Boden und warten darauf, aufgehängt zu werden. Es wird gehämmert und geputzt, Kisten von A nach B getragen. Für das Pre-Opening wurde bis zur letzten Minute gearbeitet. Schlüsselfertig für die ersten Gäste ist man zwar noch nicht, aber der vierte Stock ist schon herzeigbar. Stolz übernehmen das die künftigen Hotelangestellten, jeder Besucher bekommt seine Führung und es wird versichert, dass man bis zur Eröffnung am Wochenende fertig sein wird.

Neun Monate wurde das frühere Pensionisten-Wohnheim in der Laufbergergasse 12 in Wien umgebaut. Die Kosten lagen bei 1,5 Millionen Euro. Jetzt hat Magdas Hotel 78 Zimmer in fünf Kategorien - mehr als die Hälfte davon mit Balkon. Doppelzimmer sind ab 70 Euro, Einzelzimmer ab 60 Euro buchbar.

Zwischen offiziellem Handshake mit Bürgermeister Michael Häupl und Caritas Präsident Michael Landau drängen sich zum Pre-Opening nicht nur JournalistInnen und Schaulustige durch die Lobby. Auch überraschend viele KünstlerInnen sind gekommen, "NachbarInnen" von der Akademie der Bildenden Künste, deren Bildhauerateliers direkt an das ehemalige Josef Macho-Haus anschließen. Früher war das Haus in der Laufberggasse ein Seniorenheim und Obdachlosen-Asyl und weniger der Anziehungspunkt in dem Wiener Grätzel, das sehr idyllisch, aber etwas abseits zwischen Prater und Böcklinstraße liegt.

Magdas Hotel

Radio FM4 / Paul Pant

Mit Magdas Hotel soll sich das ändern. Für Gäste und NachbarInnen hat man aktuell schon einiges im Angebot: eine Bibliothek, einen Fahrrad- und Yogamatten-Verleih, Tablet-Verleih für die Gäste, Boccia Bahn und Frühstück in Magdas Salon, eine helle Café-Bar mit Lounge. Aber auch die Kunst bekommt einen wichtigen Platz im Hotel. "Artists in Residence" werden sich im Hotel für einige Monate einmieten können und viele zeitgenössische KünstlerInnen werden ihre Werke in der Café-Bar und den Zimmern präsentieren.

20 Flüchtlinge aus 16 Ländern arbeiten in Magdas Hotel. 4-6 Lehrstellen wird es für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge geben. Das Projekt soll sich aus den Einnahmen selber tragen und nicht am sozialen Fördertopf hängen. Die Gewinne aus dem Hotelbetrieb sollen wieder sozialen Projekten zu Gute kommen.

Im Lobbybereich dominieren Fotografien von jenen Menschen, die in Magdas Hotel arbeiten. Es geht darum, den Leuten zu zeigen, dass die Menschen, die hier arbeiten, auch eine Geschichte haben, erklärt Hotelmanager Sebastian de Vos. Alle sollen sichtbar sein, auch die, die in der Küche arbeiten oder die Betten machen.

Stolz ist der gebürtige Holländer, der seit seinem zehnten Lebensjahr in Österreich lebt, schon jetzt auf sein Hotel. "Selbst aus Holland kommen Anfragen, wie wir das hier machen, weil das Projekt so einzigartig ist", sagt de Vos. Von Holland glaube man ja immer, dort gäbe es einen liberalen Umgang mit allen Dingen, erklärt er weiter. "Also auch mit Flüchtlingen und der Frage, ob sie arbeiten dürfen". Die Situation sei aber in ganz Europa dieselbe, dass es defakto nur einen sehr eingeschränkten Zugang gebe. Die Probleme, die dadurch entstünden, wenn Menschen jahrelang zum Nichtstun verdammt oder in die Schwarzarbeit gedrängt werden, würden solche Projekte aufgreifen und zeigen wie es anders geht, sagt er.

Für die Caritas ist Magdas Hotel jedenfalls mit einer klaren Botschaft verbunden, sagt Caritas Präsident Michael Landau: "Wir sind davon überzeugt, wer legal in Österreich lebt, soll auch legal hier arbeiten dürfen. Es ist nicht nur unter sozialer, sondern auch in ökonomischer Hinsicht wiedersinnig, junge motivierte Menschen zum Nichtstun zu verdammen. Dieses Haus soll zeigen: es geht auch anders".

Mit Magdas Hotel hat die Caritas nun ein Vorzeigeprojekt an den Start gebracht, dass auch ein neues Verständnis und Selbstbild von caritativen Einrichtungen wie der Caritas wiederspiegelt. Mit der 2012 gegründeten Social Business-Tochter Magdas - der Name leitet sich von "I mag das" ab - will die Caritas zeigen, dass soziales Handeln und wirtschaftliches Tun kein Widerspruch sein müssen. Social Business soll immer dann die caritative Arbeit ergänzen, wenn soziale Fragen auch sinnvoll unternehmerisch gelöst werden können. Eine Idee, deren Wurzeln im Konzept der Mikrokredite von Friedens-Nobelpreisträger Muhammad Yunus zu finden sind.

Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) zeigte sich in Sachen Arbeitserlaubnis übrigens d'accord mit Landau. Allerdings mit dem Zusatz, dass die Frage des Arbeitsmarktzugangs eine Frage sei, mit der man "sehr behutsam" umgehen müsse in Hinblick auf die aktuellen Arbeitslosenzahlen. Häupl betonte dabei auch, dass die politische Asyldebatte nicht auf dem Rücken von Flüchtlingen ausgetragen werden dürfe. Die "Magdas"-Initiative sei jedenfalls in Hinblick auf Toleranz, Respekt und Abbau von Vorurteilen eine "großartige Geschichte".