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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

9. 2. 2015 - 02:38

Der berühmte Geräuschemacher

Quietschen, niesen, keuchen: Die "Musicless Musicvideos" vom Wiener Sounddesigner Mario Wienerroither sind ein Jahr später zu einem eigenen Videoformat im Netz geworden.

Eine Haselnuss macht Feuer, eine Banane lässt Zombies auferstehen und deine Handflächen sind quietschende Schuhe - wenn du weißt, wie du es anstellen musst. Geräuschemachen ist so etwas wie Zaubern, und wer es beherrscht, kann sein Publikum mit banalen Alltagsobjekten verblüffen und in Staunen versetzen.



Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass Mario Wienerroither an dieser Stelle porträtiert wurde. Damals war sein Projekt "Musicless Musicvideos" noch sehr jung, gerade mal drei Videos sind auf Youtube veröffentlicht gewesen. Das Konzept war und ist so einfach wie genial: Aus Musikclips werden einige Szenen auf circa eine Minute zusammengeschnitten und neu vertont. Es ist ein bisschen so wie die Literal Versions aus Ende der 2000er Jahre - nur wird nicht genau das gesungen, was man sieht, sondern es werden dazu die entsprechenden Geräusche erstellt.



Im Jänner 2014 war ich noch von den "Tausenderschritten" bei der Zugriffszahl begeistert, die damals beim von Mario vertonten "Firestarter"-Video von Prodigy in Echtzeit zu beobachten waren. Kurz danach sind die "Musicless Musicvideos" dann aber wirklich viral geworden. Rund 25 Clips sind ein Jahr später veröffentlicht, derzeit steht der Kanal bei über 15 Millionen Views. Es gab unter anderem Porträts und Berichte von The Daily Dot, dem Bayrischen Rundfunk und mehrfache Hinweise in der Huffington Post.

Das von Mario erfundene und eigentlich nicht englische Kunstwort "musicless" wird im englischsprachigen Raum nicht länger belächelt sondern ist in der Youtube-DIY-Welt mittlerweile zu einem fixen Begriff geworden. Übrigens, die Copycats und Nacheiferer versuchen immer noch, auf der Welle der originalen "Musicless Musicvideos" mitzuschwimmen indem sie sich an eigenen Vertonungen versuchen. Doch dem Geräuschemeister aus Wien, der mit jeder Menge Inspiration, Abstraktion und Eifer für jedes Videos viele Klänge selbst schafft und aufnimmt, kann man nur schwer Konkurrenz machen. Die Kunst liegt darin, das richtige Videomaterial zu erkennen und anschließend mit viel Einfallsreichtum aus scheinbar banalen und für Laien quasi klanglosen Gegenständen das meiste herauszuholen.



Vor kurzem hat Mario eine neue Reihe gestartet: die "Musicless Intros", also Eröffnungssequenzen von TV-Serien wie "MacGyver" oder "Knight Rider". Etwas aufwendiger ist "Silentless Movie", wo Stummfilmen eine eigene Geräuschekulisse verschafft wird. Dazu gibt es bisher zwar erst ein Video - "Nosferatu" -, Mario will aber demnächst mehr abliefern. Wäre das nicht schon Arbeitseifer genug, hat der tatendurstige Sounddesigner (der übrigens all das als Nebenprojekt betreibt) sogar noch eine weitere Idee, mit der er bald an den Start gehen wird.

Der Geräuschemacher auf FM4

Heute (Montag, 9. Februar) ist Mario Wienerroither ab circa 7:30 live in der FM4 Morning Show bei Stuart Freeman und Conny Lee zu Gast und wird einige seiner akustischen Zauber wirken. Darüber hinaus gibt es ein Porträt in FM4 Connected ab 15 Uhr. Aktuelle Videos werden naturgemäß immer auf Marios Youtube-Kanal geposted.