Erstellt am: 4. 2. 2015 - 14:11 Uhr
Griechischer Salat
Mit Akzent
Die unaussprechliche Welt des Todor Ovtcharov. Im Radio und auch als Podcast zum Anhören.
"Die Leiden des jungen Todor"
Das Buch mit den gesammelten Kolumnen gibt es im FM4 Shop.
Ich traf Hektor vor ungefähr acht Jahren, als ich gerade auf Wohnungssuche war. Ich war in Eile. Ich musste schnell mein Studentenwohnheim räumen und umziehen.
Hektor war ein freundlicher, sonniger Mensch. Er schlug vor mir zu helfen. Er hätte eine Wohnung gefunden, er hätte nur kein Geld für die Kaution. Ich gab ihm das Geld und wir vereinbarten, dass er es mir in ein paar Monaten zurückgeben wird. Dann zogen wir zusammen. Ich gab ihm jeden Monat das Geld für meinen Teil der Miete und er zahlte es dem Vermieter weiter.
Eines Tages kam der Vermieter in die Wohnung. Es stellte sich heraus, dass Hektor mit meinem Geld seinen Anteil von der Miete bezahlt hatte, während er erzählt hat, dass ich nicht zahlen würde. So war er vor dem Vermieter fein raus und ich kam mir wie ein Verbrecher vor.
CC-BY-2.0 / Roberto Verzo
Ich zahlte also die Miete noch einmal und wollte umziehen. Ich verlangte die Kaution zurück, aber auch das war unmöglich, weil Hektor jetzt behauptete, dass er mir das Geld für die Kaution geliehen hatte.
Kurz darauf war Hektor verschwunden. Das hat sein Leben gerettet. Nein, ich hätte ihn nicht getötet, ich bin ein friedlicher Mensch. Aber die Russen wollten ihn töten.
Eines Tages drangen ein paar russische Gesichter in meine Wohnung ein. Sie wollten mich schon an der Tür zusammenschlagen. „Jetzt Hektor wirst du sehen, was Achilles mit dir machen wird!“, schrien sie. Weil ich ganz gut wusste, was Achilles mit Hektor gemacht hat, bekam ich Angst. Ich rief (ich weiß nicht warum auf Englisch), dass ich nicht der bin, für den sie mich halten. Hektor ist groß, dünn und lockig, und ich bin sein Gegenteil, rief ich weiter. Das Englisch und dieser Gegensatz halfen und sie ließen mich in Ruhe. Es stellte sich heraus, dass sich Hektor auch von ihnen Geld geborgt hatte.
Jetzt verstand ich auch, womit er sich sein Auto gekauft hatte, auf das er so stolz war. Ich erklärte den Russen, dass ich auch unter Hektors Lügen gelitten habe. Sie schlugen mir vor, nach einer entsprechenden Bezahlung, Hektor für mich zu finden und auch mein Geld zurückzunehmen. Ich wollte das nicht. Ich wollte nicht in eine Straftat verwickelt sein.
"Wer ist der Straftäter", fragten sie mich, "Der der gratis isst und trinkt, oder der, der sein Geld zurückholen will?" Sie gingen weg und verdeutlichten mir, dass ich mit meinem Liberalismus mein ganzes Leben lang ein Low-life Experte bleiben werde.
Hektor kam nach einigen Jahren wieder. Der gleiche nette, lächelnde, sonnige junger Mann. Ich wollte mein Geld nicht gleich zurückfordern. Er hat Gurken und Tomaten mitgebracht und schlug vor, griechischen Salat zu machen. Ich ging zum Supermarkt, um Fetakäse und Oregano einzukaufen. In der Zwischenzeit hatte sich Hektor Geld von meiner Freundin geborgt und war verschwunden. Nur die Gurken und die Tomaten waren noch da. Ich schaute im Internet nach, wie man griechischen Salat macht.