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Philipp L'heritier

Ocean of Sound: Rauschen im Rechner, konkrete Beats, Kraut- und Rübenfolk, von Computerwelt nach Funky Town.

1. 2. 2015 - 16:26

Sanfter Abschuss

Der Song zum Sonntag: Karin Park & Pandora Drive - "Hurricane"

Wir fahren, fahren, fahren auf der Autobahn. Technologie, Fortschritt, Abreise, Flucht. Man muss immer weiter kommen bzw. weiter durchbrechen. Der Trip geht von Punkt A nach unendlich. Das Koordinatensystem kennt keine Grenzen.

Die schwedische Sängerin und Musikerin Karin Park beleuchtet in ihrer neuen, gemeinsam mit dem Duo Pandora Drive produzierten Single das ewige Motiv des Aufbruchs, der Veränderung mit allen fancy Neonlichtern der Großstadt. Dass Parks Kollaborateure für just diesen Song das Wort "Drive" schon im Projektnamen führen, mag nur ein klitzekleiner Zufall sein. Life's a highway and then you die. Auch Karin Park ist unterwegs auf der Schnellstraße: "Take Me Back To The Highway", singt sie in dem Song "Hurricane", und "Step On It In The Fast Lane". Es geht kann nicht schnell genug gehen, wir müssen hier raus.

Karin Park

Karin Park

Bislang ist Karin Park durch unsubtiles Hantieren mit den Signalen von Synthie-Pop, Wave und Gothic-Chic aufgefallen, als allzu exaltierte Hochglanz-Coffeetable-Book-Variante von The Knife, als slicke Robyn aus dem Designer-Darkroom. Oft bemüht sie in ihrer Stimme Quirks und Brüche, die im Sinne von Björk kunstsinnig schillern wollen.

Ihr demnächst erscheinendes, fünftes Album hat Karin Park also wenig schamhaft "Apocalypse Pop" genannt. Da kann man schon so ziemlich alles herauslesen. Alles geht zu Ende, wir tanzen auf den Ruinen, wir feiern die Dystopie-Disco. Das Wort "Pop" schreiben wir uns gleich in flammenden Lettern ins Mission Statement.

Überraschenderweise ist ihr mit "Hurricane", dem besten Song ihrer Karriere bisher, ein unaufgeregtes, gleichmäßig vorantreibendes Stück ohne Feuerwerk und Sensationen geglückt. Ein stoisches Pulsieren, eine minimale Bassfigur, ein leise flirrendes Pianomotiv. Ein Gleiten und Drängen, das wiederum den Inhalt des Songs unterstreicht. Wir sind in Eile, aber schon auch noch irgendwie vernünftig.

Gleichzeitig steht dieses gar gelassene Voranschreiten, das Fliehen in aller Ruhe in Opposition zum Titel des Stücks: Den guten, alten "Hurricane" haben schon Neil Young, die Scorpions und Ja, Panik besungen. Er bringt Turbulenz und Wirbel in die verstaubte Bude.

"There's a hurricane in my life. Over and over, it keeps get getting stronger", heißt es im Refrain betont ungerührt. Der Wandel muss kommen, auch wenn er uns nicht gar so leicht fällt. "I miss the chaos, the heart attack, but not enough to pull me back". Wir wissen nicht wo wir hin müssen und machen uns schon mal auf den Weg.