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Sophie Strohmeier Philadelphia

Film, Film, Film

1. 2. 2015 - 07:00

FM4 Kinopremiere: Foxcatcher

Ein atmosphärischer, großartig besetzter Sportthriller über einen berüchtigten amerikanischen Kriminalfall. Wir laden zur großen FM4 Kinopremiere. Hier gibt's Tickets zu gewinnen!

Der Sportler Mark Schultz zeigt einem Auditorium aus winzigen, inspirationsbedürftigen Volksschülern seine olympische Goldmedaille und erhält dafür zwanzig Dollar. Später sehen wir Mark beim spärlichen Mittagsmahl – über dem Tisch hängt eine Reproduktion des patriotischen Gemäldes “Washington Crossing the Delaware”, die Darstellung einer entscheidenden Revolutionsschlacht und ein ikonisches Stück amerikanischen Nationalismus.

Es ist Mitte der 80er Jahre, wenige Jahre vor dem Fall des Eisernen Vorhangs. Amerika träumt hier von einem Amerika, das es vielleicht nie gegeben hat und das sich als ein solches behaupten möchte. Sportler sind die neuen Heerführer und Kriegshelden.

Legenden aus der neuen Welt

Steve Carell spielt John Eleuthère du Pont - Sportsfreund, Vogelbeobachter, Erbe einer Hugenotten-Dynastie und der vielleicht reichsten Familie der USA - wie einen Shakespeareschen Bösewichten. Seine riesige Nase - eine wunderbar unnaturalistische Prothese, die vermutlich Carells Atemwege versperrt und ihn den perfekten, nasalen Ton treffen lässt - richtet sich gegen den Wind, als würde er irgendwo ein frisches Wild wittern. Carell spricht seine Sätze ein kleines bisschen zu langsam; jede Pause, jedes Verweilen in der Phrase kreiert ein mulmiges Gefühl. Unweigerlich denkt der Zuschauer an Jagdhunde, Aasgeier, kaum aber an Du Ponts nom du choix, “Eagle”. Und hier beginnt die Tragödie.

Steve Carell in Foxcatcher

Polyfilm

Steve Carell als John du Pont, Coach und Mäzen des Team Foxcatcher

Schlachtfelder und Turnhallen

John du Pont kann von seinem Anwesen aus direkt auf die Schlachtfelder des Revolutionskrieges spazieren. Hier sinniert er über die Natur von Heldentum und Patriotismus - die wahrhaftigen Goldminen seiner Familie, die durch die vielen Kriege der USA an ihr Vermögen gelangt ist.

Channing Tatum und Mark Ruffalo in "Foxcatcher"

Polyfilm

Das olympische Brüderpaar Schultz (Tatum, Ruffalo)

John du Pont, Liebhaber des Wrestlingsports, möchte auf der Foxcatcher-Farm seines Anwesens - wo seine furchterregende Mutter (Vanessa Redgrave) dressierte Pferde züchtet - ein Wrestlingteam coachen und bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul Goldmedaillen für die USA kassieren. Dazu holt er sich Mark, der 1984 Olympiasieger im Ringen war.

Für den jungen Mark Schultz sind vor allem die Gedanken von Brüderlichkeit und Opfergabe für das Vaterland interessant, der Kontrast des Reichtums zu seinem eigenen mittellosen Leben beeindruckend.

Mark soll für Du Pont den ungreifbaren Dave als Trainer organisieren. Aber, so murmelt Mark: “You can’t buy Dave”. Dave ist sowohl Marks Idol als auch seine Bürde: Er ist der bessere Wrestler und Marks Coach - wenn Mark Kindern von seiner Olympischen Medaille erzählt, dann tut er dies an Daves Stelle. Sogar Du Pont, Marks selbsternannter “Lehrer, Vater, Coach”, ist eigentlich eher an Dave interessiert und benutzt Mark nur als Lockmittel.

Für Mark, der von seinem großen Bruder so gut wie großgezogen wurde, ist Dave die ultimative Vaterfigur; je mehr er beginnt, Du Pont zu verachten, um so mehr fühlt sich Du Pont von Dave Schultz bedroht und gleichzeitig angezogen. Selten empfindet man ein solches Fremdschämen für einen Bösewicht.

Channing Tatum als verwundeter Gorilla

Channing Tatum gleicht als Mark Schultz einem riesigen, verwundeten Gorilla. Sein Kinn steht immer etwas nach vorne geschoben, seine Augen brüten gefühlvoll. Mit seiner Verletzlichkeit wirkt er wie ein Kind im Körper eines Riesen. Wenn er bei den Du Ponts in Delaware zu Gast ist und gefragt wird, was er von der Welt will, dann sagt er wie ein braver Erstklassler: der Beste der Welt sein.

Steve Carell als John du Pont

Polyfilm

Steve Carell mit seinem Oscar-Nominierten Kollegen, Steve Carells Nase.

Unaufhaltbare Eskalation

Du Pont, wie auch die Kamera, beobachtet die vielen Umarmungen zwischen den beiden Brüdern, die unweigerlich in Ringer-Bewegungen übergehen. Das Wrestling hat automatisch eine homoerotische Komponente: die vielen Szenen zwischen den Sportlern beim Trainieren bieten eine seltsame Ahnung von dem, wonach Du Pont sich sehnt - Respekt, Eleganz, Körpernähe. Der tragische Ausgang des Films ist unvermeidlich.

Channing Tatum und Mark Ruffalo in "Foxcatcher"

Polyfilm

In Foxcatcher wird um die vielen Grenzen gerungen, die die Menschheit spalten: Armut und Reichtum, Ansehen und Bedeutungslosigkeit, Authentizität und phoniness; um die Grenzen zwischen Körperkontakt und Zärtlichkeit, zwischen Historie und Propaganda.

In Stil und Ton erinnert Foxcatcher an Capote (2005), Regisseur Bennett Millers anderen düsteren Film über Mord in der amerikanischen Landschaft. Dort ging Philip Seymour Hoffman als Truman Capote in Kansas jenen Geschehnissen nach, die später zu seinem non-fiction Roman In Cold Blood (1966) führen würden. Ähnlich wie in Capote liegt auch in Foxcatcher eine Emphase auf Stimme und Diktion des Hauptdarstellers, sowie dessen Obsession für einen anderen Mann, der ihm stets entkommt. Und nicht zuletzt geht es in beiden Filmen um einen Kriminalfall, der das U.S.-amerikanische Gemüt in Wallung brachte.

Bei den heurigen Academy Awards fällt der 5-fach nominierte Foxcatcher in die eigenartige Rolle jenes Films, der für Best Director aber nicht Best Motion Picture nominiert ist; wobei mit Steve Carell und Mark Ruffalo auch zwei Darsteller nominiert sind.

FM4 Kinopremiere: Tickets gewinnen

Foxcatcher läuft ab 5.2.2015 in österreichischen Kinos.

Schon davor laden wir zu einer FM4 Kinopremiere und zeigen Foxcatcher (OmU) am Dienstag, 3. Februar, um 20.30 Uhr im Wiener Filmcasino.

Es gibt für diese FM4 Kinopremiere 65x2 Tickets zu gewinnen. Die verlosen wir unter allen, die folgende Aufgabe richtig lösen:

Foxcatcher! Welche drei verbergen sich hinter diesem Bild?

Bilderrätsel

Radio FM4

Der Einsendeschluss ist bereits vorbei, die richtigen Antworten waren: The Fantastic Mr. Fox (in "The Fantastic Mr. Fox"), Michael J. Fox (in "Zurück in die Zukunft") und wahlweise Megan Fox oder Robert Foxworth (in "Transformer").

Die GewinnerInnen wurden per Mail verständigt. Vielen Dank fürs Mitmachen!