Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Achtung, Achtung, hier twittert die Polizei!"

Anna Masoner

Anna Masoner

Anna Masoner

Erkundet als digitale Migrantin Vorzüge und Abgründe der Informationsgesellschaft

28. 1. 2015 - 14:21

Achtung, Achtung, hier twittert die Polizei!

@LPDWien, seit November findet man die Wiener Polizei unter diesem Handle auf Twitter. Bei den Demos gegen den Wiener Akademikerball ist eine eigene Social Media Task Force unterwegs.

Keine Notrufe - Keine Anzeigen - Kein 24/7 Monitoring - In Notfällen 133 wählen. Das steht unter dem Polizei-Wappen, das seit knapp 3 Monaten in der österreichischen Twittersphäre auftaucht. Die meiste Zeit berichtet die Pressestelle unter @LPDWien recht nüchtern in 140 Zeichen über Einbrüche, eskalierte Beziehungsstreitigkeiten oder festgenommene Drogendealer. Ein Foto einer eingedrückten Motorhaube ist schon ein echter Leckerbissen.

Mehr Aufmerksamkeit bekommt der Kurznachrichtendienst jetzt allerdings in Vorbereitung auf das Großereignis Akademikerball, sagt Manfred Reinthaler von der Pressestelle der Wiener Polizei. Eine eigene Task Force soll die Demonstranten dann direkt aus der Einsatzzentrale informieren und auf eintrudelnde Tweets reagieren: "Wir wollen die Lage der Polizei darstellen: Warum werden so viele Polizisten kommandiert, wie ist die Gefährdungsanalyse. Außerdem geht's uns darum, auf Gerüchte und Falschmeldungen zu reagieren."

Demonstration gegen den Akademikerball

APA/GEORG HOCHMUTH

Die Demonstration gegen den Akademikerball 2014

"Wir sind drauf gekommen, dass die gesamte Kommunikation über die Sozialen Netzwerke abläuft"

Mit Smartphones ausgestattete Kollegen werden auch direkt von den Demos twittern und Bilder liefern. So wie heute von der Pressekonferenz der Polizei: "Verkehr-ab 16 Uhr sollte Innenstadt von Individualverkehr gemieden werden-Öffis(Ringlinie) eingeschränkt" wurde heute etwa während der Pressenkonfernz getweetet, oder: "20 angemeldete Kundgebungen - 6 untersagt (davon 4 von FPÖ und 2 von #nowkr untersagt)". Weiters wurde bekanntgegeben, dass 2500 Beamte im Einsatz sein werden und 144 Akkreditierungen von Journalisten zugelassen wurden.

Dass eine moderne Polizei, wie Manfred Reinthaler sagt, sich auch auf Sozialen Medien präsentieren muss, wurde ihm spätestens im Herbst bei der Räumung der besetzten Pizzeria Anarchia klar. "Wir haben nur ganz klassisch Interviews und Presseaussendungen gemacht, sind aber drauf gekommen, dass die gesamte Kommunikation über die Sozialen Netzwerke abläuft."

Erste Live-Einsatz schon letzten November

Klar, in Zeiten in denen man sich für Demos auf Facebook und Twitter verabredet, will auch die Polizei dort mitmischen. Der erste Live Tweet Einsatz war bei einer Demo gegen ein Burschenschafter-Treffen Ende November.

war etwa zu lesen. Humorvoll deeskalieren sollte wohl:

Presse-Akkreditierung für den Akademikerball

Radio FM4

JournalistInnen benötigen für den Akademikerball eigene "Presse-Akkreditierungen"

Auf Twitter reagierten nicht alle begeistert. Manche beschwerten sich gegen die Besetzung "ihrer" Hashtags durch die Polizei. Manfred Reinthaler: "Ja, die Meinungen gehen auseinander. Einige finden es gut, andere natürlich nicht. Das ist aber die übliche Reaktion auf unsere Arbeit. Wir haben bisher ganz gute Erfahrung gemacht. Bei der Demonstration Ende November konnten wir eine Falschmeldung über ein Festnahme aus der Welt schaffen. Wenn wir das nicht machen, gelangt das in die klassischen Medien und da bleibt es dann kleben."

Sechs Mitarbeiter im Einsatz

Die entsprechende Medienkompetenz bringen sich die die twitternden Polizisten selber bei. Nicht einfach sei es, den für Soziale Medien üblichen lockeren Ton zu treffen: "Wir haben unsere Sprache etwas umgestellt. Es sind uns auch einige Anfängerfehler passiert. Wir machen das Learning by doing."

Bei den Demos gegen den WKR Ball werden sechs Mitarbeiter mit Computer und Smartphone im Einsatz sein.

Sperrzone und Demoverbote

Sperrzone beim Akademikerball

APA

Von den 20 angemeldeten Kundgebungen hat die Polizei heute übrigens zwei angekündigte Demonstrationen des Bündnisses NOWKR untersagt. Auch vier Standkundgebungen der FPÖ innerhalb des Platzverbots werden nicht erlaubt.