Erstellt am: 28. 1. 2015 - 14:21 Uhr
Achtung, Achtung, hier twittert die Polizei!
Keine Notrufe - Keine Anzeigen - Kein 24/7 Monitoring - In Notfällen 133 wählen. Das steht unter dem Polizei-Wappen, das seit knapp 3 Monaten in der österreichischen Twittersphäre auftaucht. Die meiste Zeit berichtet die Pressestelle unter @LPDWien recht nüchtern in 140 Zeichen über Einbrüche, eskalierte Beziehungsstreitigkeiten oder festgenommene Drogendealer. Ein Foto einer eingedrückten Motorhaube ist schon ein echter Leckerbissen.
Alkolenker flüchtet vor Planquadrat und verursacht Unfall
http://t.co/snwLBevX0a pic.twitter.com/1xBK8wegbX
— POLIZEI WIEN (@LPDWien) 24. Januar 2015
Mehr Aufmerksamkeit bekommt der Kurznachrichtendienst jetzt allerdings in Vorbereitung auf das Großereignis Akademikerball, sagt Manfred Reinthaler von der Pressestelle der Wiener Polizei. Eine eigene Task Force soll die Demonstranten dann direkt aus der Einsatzzentrale informieren und auf eintrudelnde Tweets reagieren: "Wir wollen die Lage der Polizei darstellen: Warum werden so viele Polizisten kommandiert, wie ist die Gefährdungsanalyse. Außerdem geht's uns darum, auf Gerüchte und Falschmeldungen zu reagieren."
APA/GEORG HOCHMUTH
"Wir sind drauf gekommen, dass die gesamte Kommunikation über die Sozialen Netzwerke abläuft"
Mit Smartphones ausgestattete Kollegen werden auch direkt von den Demos twittern und Bilder liefern. So wie heute von der Pressekonferenz der Polizei: "Verkehr-ab 16 Uhr sollte Innenstadt von Individualverkehr gemieden werden-Öffis(Ringlinie) eingeschränkt" wurde heute etwa während der Pressenkonfernz getweetet, oder: "20 angemeldete Kundgebungen - 6 untersagt (davon 4 von FPÖ und 2 von #nowkr untersagt)". Weiters wurde bekanntgegeben, dass 2500 Beamte im Einsatz sein werden und 144 Akkreditierungen von Journalisten zugelassen wurden.
PK #Akademikerball (Pürstl): 20 angemeldete Kundgebungen - 6 untersagt (davon 4 von FPÖ und 2 von #nowkr untersagt)
— POLIZEI WIEN (@LPDWien) January 28, 2015
Dass eine moderne Polizei, wie Manfred Reinthaler sagt, sich auch auf Sozialen Medien präsentieren muss, wurde ihm spätestens im Herbst bei der Räumung der besetzten Pizzeria Anarchia klar. "Wir haben nur ganz klassisch Interviews und Presseaussendungen gemacht, sind aber drauf gekommen, dass die gesamte Kommunikation über die Sozialen Netzwerke abläuft."
Erste Live-Einsatz schon letzten November
Klar, in Zeiten in denen man sich für Demos auf Facebook und Twitter verabredet, will auch die Polizei dort mitmischen. Der erste Live Tweet Einsatz war bei einer Demo gegen ein Burschenschafter-Treffen Ende November.
Bitte meldet Nazi-Gruppen nächsten Polizisten #antifa_w #antifa #noburschis #nowkr #rosaantifawien #VPaMaGa
— POLIZEI WIEN (@LPDWien) 29. November 2014
war etwa zu lesen. Humorvoll deeskalieren sollte wohl:
Zur Info es gibt eine tolle #Sambagruppe beim #Rathauskeller - Musik gefällt #nowkr #noburschis #antifa @rosaantifawien
— POLIZEI WIEN (@LPDWien) 29. November 2014
Radio FM4
Auf Twitter reagierten nicht alle begeistert. Manche beschwerten sich gegen die Besetzung "ihrer" Hashtags durch die Polizei. Manfred Reinthaler: "Ja, die Meinungen gehen auseinander. Einige finden es gut, andere natürlich nicht. Das ist aber die übliche Reaktion auf unsere Arbeit. Wir haben bisher ganz gute Erfahrung gemacht. Bei der Demonstration Ende November konnten wir eine Falschmeldung über ein Festnahme aus der Welt schaffen. Wenn wir das nicht machen, gelangt das in die klassischen Medien und da bleibt es dann kleben."
Sechs Mitarbeiter im Einsatz
Die entsprechende Medienkompetenz bringen sich die die twitternden Polizisten selber bei. Nicht einfach sei es, den für Soziale Medien üblichen lockeren Ton zu treffen: "Wir haben unsere Sprache etwas umgestellt. Es sind uns auch einige Anfängerfehler passiert. Wir machen das Learning by doing."
Bei den Demos gegen den WKR Ball werden sechs Mitarbeiter mit Computer und Smartphone im Einsatz sein.
Sperrzone und Demoverbote
APA
Von den 20 angemeldeten Kundgebungen hat die Polizei heute übrigens zwei angekündigte Demonstrationen des Bündnisses NOWKR untersagt. Auch vier Standkundgebungen der FPÖ innerhalb des Platzverbots werden nicht erlaubt.