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Andreas Gstettner-Brugger

Vertieft sich gern in elektronische Popmusik, Indiegeschrammel, gute Bücher und österreichische Musik.

28. 1. 2015 - 09:39

Von Freunden und Idioten

Neue Musikvideos aus Österreich. Diesmal mit Das Trojanische Pferd & Freunde, Vague, Kommando Elefant, Judo Push und Alien Hand Syndrome.

Gerade mal vier volle Wochen ist das neue Jahr alt und schon folgen hier fünf neue heimische Musikvideos. Vom Golfspielen am Müllplatz über Kohlezeichnungen bis zum Schwarz/Weiß-Tanz ist alles dabei, was das Auge so entzücken kann. Stilistisch stehen diesmal eher poppige Indie-Songs im Vordergrund, arrangiert im klassischen Singer/Songwriter Stil.

Das Trojanische Pferd & Freunde - "Idiotenlied"

Eigentlich ist das Trojanische Pferd ja als Duo gestartet worden. 2007 haben sich Gittarist, Liedtexter und Literat Hubert Weinheimer und Komponist, Cellist, Filmmusikschreiber und Neuschnee-Bandleader Hans Wagner zusammengetan, um ihre extravaganten, manchmal eckigen, manchmal geschmeidigen himmelhochjauchzend-zutodebetrübten Popsongs in die Welt zu tragen.

Nun ist Freund und Velojet-Mastermind Rene Mühlberger dazugestoßen, um hinterm Schlagzeug, an der Gitarre oder am Synth auszuhelfen. Aber es gibt seit Kurzem auch Schnickschnack, meisterlich gespielt von David Schweighart, seines Zeichens Mitglied von Hans im Glück und Schlagzeuger verschiedener Bands. Aber das sind noch nicht alle Freunde, die bei diesem neuen Stück von Das Trojanische Pferd hier glanzvolle und musikalisch höchstbegabte Idioten mimen.

Der Nino aus Wien, Ernst Molden, Raphael Sas & die Strottern, sie alle machen mit, wenn Hubert Weinheimer sich lieber auf die Seite der "dummen Kinder" schlägt als auf jene der Nummernschilder. Klar, beim Hubert ist nichts einfach nur "einfach". Schräg und seltsam beginnt und endet es, das "Idiotenlied". Dazwischen kann man die Freunde und das Pferd beim Golfen in absonderlichem Ambiente beobachten und sonst noch viel verwunderliches Zeug. Also, ich Idiot sing auch schon mit.

Vague - "Vain City"

Sie sind eine Mischung aus Wien und Berlin. Und sie sind eine Mischung aus New Order und The Cure, transformiert ins Jahr 2015. Vague nennt sich dieses Gitarren-Quintett, das verschwommenen Sound und schön verhallte Gitarrenlinien zu lieben scheint. Die EP "Tempdays" ist vor Kurzem auf dem Label Siluh Records erschienen und erinnert stark an den dunklen Wave der späten 1980er Jahre.

Auch das Video zu "Vain City" lebt von diesem spirit. Unscharfe Bilder, pastellene Farbtöne, Mode aus besagter Zeit und der Sound einer Fender Jaguar fügen sich zu einem stimmigen Gesamteindruck, der den Fokus recht retromäßig auf die Pophistorie richtet. Ob man sich in dieser Musikepoche nun zuhause fühlt oder nicht, Spaß macht die Nummer allemal.

Kommando Elefant - "Es geht immer, das bisschen schlimmer"

Lassen wir mal die Beteiligung bei der Vorausscheidung zum ESC beiseite, die eigenbrötlerische Band rund um Sänger und Songschreiber Alf Peherstorfer hat sich noch nie großartig um die Independent-Musikpolizei geschert. Gleichzeitig ist den Kommando Elefanten schon wichtig, dass man sie gern hat und vielleicht auch ihren eigenwilligen Humor und ihre verqueren Anspielungen versteht. Mit dem neuen Album "Lass uns Realität", mit dem sie gerade auf "Große(r) Oberösterreich Welttour" waren und das groß produziert worden ist, hört man Töne, die ebenso für ein großes Publikum gedacht scheinen. Wie der Song ""Es geht immer, das bisschen schlimmer" mit einem für Kommando Elefant fast schon kitschig-tragisch klingenden Refrain. Aber eben nur fast. Denn Alf und Co. wissen, wie man die Kurve gerade noch kratzt. Und vielleicht hätte ja auch Eminem seine Freude mit dieser Klavierlinie. Egal.

Umso spannender, dass das Video zu dem Song recht "klein" zu sein scheint, also im ersten Augenblick. Denn zu Beginn ist nur der von Klaus Charbonnier gezeichnete, niedliche Elefant zu sehen, das Maskottchen der Band. Doch schon bald entspinnt sich eine wunderschöne Geschichte in Form von Kohlezeichnungen. Kunst-, geschmack- und gefühlvoll. Ein echter Hingucker. Immer wieder.

Judo Push - "Leaving"

Schottland und Österreich vereinen sich in Judo Push, einer sehr erfrischenden Band mit starker Stimme zu "trauriger Männermusik", wie es in einem Interview heißt. Letztes Jahr ist ihr Debüt "For The North" erschienen, das von Heimweh, Angst und dem Gefühl des Verlorenseins handelt. Dazu passt auch der Song "Leaving", der jetzt ein schönes Video bekommen hat.

Als einsamer Indianer irrt Javier Ozuna durch eine amerikanisch anmutende Landschaft aus Sandstein. Am Weg nach oben versucht er in schrägem Out seine Schritte gut zu setzen, um nicht zu stürzen. Berührend und sehr fragil wirkt diese Reise, von der Sehnsucht getrieben zu einer Suche nach etwas, was sich nicht benennen lässt. Außerdem hat noch kein mir bekanntes Video den Fall eines Stöckelschuhs so stylisch und spannend festgehalten.

Alien Hand Syndrome - "A New Day"

Multinstrumentalist Clemens Engert kann richtig gute Songs schreiben. Das hat er als Alien Hand Syndrome schon mit seinem Debüt "The Sincere and The Cryptic" bewiesen. Vor allem "A New Day" hat es mir damals angetan. Dieses unheimliche Popstück, das eine tiefe Traurigkeit ausdrückt und sich in seinem Refrain zu hoffnungsvoll schimmernden Höhen aufschwingt. Zumindest harmonisch.

Jetzt ist das dazugehörige Video veröffentlicht worden, in dem Clemens eine der zwei tragenden Rollen selbst gibt. Ob vor dem Klavier oder einsam inmitten eines leeren Raumes sitzend, hat seine Erscheinung etwas zerbrechliches und gleichzeitig sehr einnehmendes. Recht ungekünstelt und ohne große Gesten zeigt sich der Musiker hier sehr ungeschminkt, wenn man von dem bisschen Make-Up einmal absieht. Gegengeschnitten werden Tanzeinlagen von Sophia Hörmann, alles in Schwarz/Weiß gehalten. Recht reduziert und trotzdem stimmig unterstreicht das Video den schönen Song.