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Marc Carnal

Wer sich weit aus dem Fenster lehnt, hat die bessere Luft. Lach- und Sachgeschichten in Schönschrift.

27. 1. 2015 - 15:00

Ich lebe!

Und ich kann es beweisen.

Lange habe ich nun nichts mehr reingeschrieben ins Internet.

Das finden die Leute natürlich schade, weil ich nehm oft her einen Batzen gute Wörter, die was ich dann so hintereinander tu, dass es gute Sätze sind danach, die was ein jeder versteht und auch lustig sind oft. Und die geb ich dann rein ins Internet, damit die Leute gute Sachen haben zum Lesen. Und dafür haben sie mich lieb und auch die Kollegen von der Radiostation für die was ich das anfertig hier.

Pfuh.

Herrschaftszeiten.

Hab ich es etwa verlernt?

Nein!

Ich hab nur so getan! Das war ein Trick von mir.

Hahahaha! Reingefallen!

Meine zahlreichen Fans (Quelle: Statistik Austria) haben sich jedenfalls schön langsam gefragt, ob ich überhaupt noch lebe.
Ich kann sie hiermit beruhigen:

Ich lebe noch!

Doch Obacht, aufgepasst und Ohren gespitzt: Informationen im Internet sind mit Vorsicht zu genießen, liebe Motorsportfreunde! Schließlich kann ein jeder irgendeinen Holler in die Tastatur klopfen und so die User ein bisschen foppen aus Spaß an der Freud.

Woher soll die Leserschaft denn wissen, dass tatsächlich dem echten, unvergleichlichen, einmaligen und sehr lieben Herrn Carnal diese Zeilen aus der Feder geflossen sind und nicht irgendeinem Trickbetrüger, der sich ins Redaktionssystem eingehackt hat und im Windschatten eines großen Namens zu literarischem Ruhm gelangen will, während das Original, der wirklich ausgesprochen feinsinnige, fidele und auch schöne Makkanal gar nicht mehr unter uns weilt, sondern schon längst im Holzpyjama döst?

Ich meine:

So ist es ja nicht, ich lebe ja eh.

Aber wie beweisen?

Um die Unsicherheit unter meinen Getreuen zu lindern, blieb mir also nur der Behördengang, um mir meine Existenz amtlich bestätigen zu lassen und nun mit Beweisstück und stolzer Brust verkünden zu dürfen:

mc

Doch der Weg war steinig. Als misstrauische Natur wollte ich natürlich zuerst die Lebensbestätigung der für Lebensbestätigungen zuständigen Referentin der MA 55 sehen. Da sie die eigene leider zu Hause vergessen hatte, musste sie eine Kollegin bitten, ihr eine neue auszustellen. Da diese wiederum ebenfalls keine Lebensbestätigung vorweisen konnte und die Referentin die Kollegin zumindest andeutungsweise der Nichtexistenz bezichtigte, wurde ein Vorgesetzter zurate gezogen, welcher der Kollegin der Referentin Kraft seines Amtes eine Lebensbestätigung ausstellen sollte. Natürlich hatte auch der Vorgesetzte der Kollegin der Referentin sein Daseins-Attest nicht bei der Hand und rief bei der Magistratsabteilungsleitung an und fragte, ob man ihm nicht schnell eine Fern-Lebensbestätigung durchfaxen könne.

Das setzte sich hundertfach fort. Letztendlich wurde so lange quer durch die gesamte Stadtverwaltung telefoniert, korrespondiert und diskutiert, bis der stellvertretende Personalreferent der Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen - ebenfalls nach seiner Lebensbestätigung gefragt, um selbige für die Karenzvertretung der Dienststellenleiterin der Magistratsdirektion Klimaschutzkoordination auszustellen - wiederum bei meiner Referentin anrief, die ja eigentlich dafür zuständig ist.

An diesem Punkt beschloss ich, doch auf ihre Leibhaftigkeit zu vertrauen, ohne ihre Lebensbestätigung zu verlangen, um endlich an meine eigene zu kommen:

mc

Ich gebe es zu: Bei obiger Schilderung lenkte die Fantasie meine Drecksgriffel. In Wirklichkeit war die Referentin zuerst unfreundlich ("Als Gag ist das aber nicht gedacht möpmöp!"), meine Gedanken ("Ich finde das aber einen ziemlich geilen Gag!") korrespondierten nicht mit meinen charmanten Worten und schließlich war sie doch sehr freundlich und kuderte auch ein bisschen, ich entrichtete artig die Gebühr und sie unterschrieb den lebensbejahenden Wisch.

Ja, den gibt es wirklich.

Man sollte über eine Verwaltungsreform nachdenken.