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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

21. 1. 2015 - 18:22

Spielemachende, vereinigt euch!

Wien hat eine Spieleentwicklerkonferenz! Bei der "Central European Games Conference" wird nach US-amerikanischem Vorbild Programm gemacht und Networking betrieben.

Wien war immer schon jene europäische Metropole, die die westlichen und östlichen Länder miteinander verbunden hat und eine Art Schnittstelle darstellt. Bratislava ist genauso weit von Wien weg wie St. Pölten und der slawische Einfluss der ehemaligen Kronländer ist bis heute Teil der Ur-Wiener Kultur. Kein Wunder, dass die österreichische Hauptstadt ein zentraler Ort der internationalen Diplomatie ist.

Geht es um internationale Märkte, hat es das kleine Österreich jedoch tendenziell schwer. Obwohl das Land reich ist, hat man nicht die internationale Finanzkapazität der Schweiz und hängt wirtschaftlich stark an Deutschland dran. Aber bei Märkten immer in den Westen zu blicken, zeugt von Scheuklappen-Denken. Warum nicht auch hier mehr mit den nördlichen und östlichen Nachbarländern gemeinsame Sache machen, sich austauschen, zusammenarbeiten und damit die zentraleuropäische Region stärken? Im Bereich Computerspielentwicklung wird nun ein markanter Schritt getan: von 22. bis 25. Jänner 2015 findet in der Fachhochschule Technikum Wien die erste "Central European Games Conference", kurz CEGC, statt.

FH Technikum Wien von oben

Wolf-Dieter Grabner

Der Austragungsort: die FH Technikum Wien

Vorbild San Francisco

Mariebeth Aquino

Mariebeth Aquino

Aus einer Vernetzungsinitiative aus dem Vorjahr namens "Games Austria" sind die mit vielen internationalen Kontakten ausgestattete Games-Industrie-Networkerin Mariebeth Aquino und der langjährige "Austria Game Jam"-Mitorganisator Simon Wallner das Vorhaben mutig angegangen, eine eigene europäische Konferenz auf die Beine zu stellen. Mit allem was dazugehört: Vorträge, Panels, soziale Zusammenkünfte der Besucherinnen und Besucher. Dabei hat Obfrau Mariebeth Aquino ihre Erfahrungen von ihrer Zeit als Volontärin bei der wichtigsten westlichen Games-Konferenz, der "Game Developers Conference" (GDC) in San Francisco, einbringen und für Wien adaptieren können. Das betrifft unter anderem die Zusammenstellung eines motivierten Teams an freiwilligen Mitarbeiter/innen, die von der Sinnhaftigkeit des Projektes so positiv überzeugt wurden, dass sie gerne ihre Denk- und Arbeitskraft beisteuern. Die CEGC ist ein gemeinnütziger Verein, der sich einzig durch private Sponsoren finanziert.

Unterschiedliche Module

Ein Ausstellungstisch vom Videospiel-Flohmarkt "Retroboerse 2009" in Wien.

Stephan Freundorfer

Retro or bust!

Der Kern der Konferenz sind naturgemäß Vorträge und Panels. In drei Hörsälen der FH Technikum werden am Donnerstag und Freitag Keynotes, Roundtables, Panels und Postmortems über die Bühne gehen. Parallel dazu findet im ersten Stock die "Indie Expo" statt, wo unabhängige, kleine Spielefirmen aus Zentraleuropa ausstellen. Der "Austria Game Jam" ist ein eigenes Modul der Konferenz, das am Samstag und Sonntag läuft. Die ganzen vier Tage über zu sehen und zu bespielen ist die vom Wiener Retrospielesammler Andranik Ghalustians kuratierte "Retro Expo", die ausgewählte alte Hard- und Software zusammenträgt.

Erster Vortrag als Höhepunkt:
Am Donnerstag wird die Konferenz mit einem Vortrag zum polnischen Antikriegsspiel "This War of Mine" eröffnet.

Stolzer Start

Es ist alles andere als selbstverständlich, dass etwas wie die "Central European Games Conference" innerhalb weniger Monate aus dem Boden gestampft wurde. Das Organisatorenteam hat vorab große Überzeugungsarbeit geleistet, vor allem durch die Einbindung der sogenannten "Ambassadors", also Menschen, die als Fürsprecher und Multiplikatoren der Konferenz in ihren jeweiligen Heimatländern und darüber hinaus wirken. Auch mit heimischen Spielkulturinitiativen ist zusammengearbeitet worden, darunter play:vienna (Wien) und Gamestage (Linz).

Ausverkauft - aber Live-Stream und offene Veranstaltungen

Gratisticket für die GDC?

"Game Austria" hat mit der GDC ein Partnerprogramm laufen, für das man sich noch bis inklusive Samstag bewerben kann.

Trotz der vielen Räumlichkeiten, die von der FH Technikum Wien zur Verfügung gestellt worden sind, musste bei 340 verkauften Tickets ein Schlussstrich gezogen werden. Die CEGC war schneller ausverkauft als vermutet - ein Zeichen, dass hier gerade etwas entsteht, das mit hoher Wahrscheinlichkeit über die nächsten Jahre hinweg bestehen bleiben wird. Wer diesmal kein Ticket hat, für die und den werden einige der Vorträge live gestreamt.

Obwohl die CEGC ausverkauft ist, gibt es einige Veranstaltungen, die man sich bei freiem Eintritt ansehen bzw. wo man dabei sein kann:

  • Arcade Drinkup, Spielhalle Millennium City (Donnerstag, ab 19 Uhr)
  • CEGC Party in "Sophie's Bar" im 1. Bezirk (Freitag, ab 19 Uhr)
  • Public Hour beim Austria Game Jam, wo man auch bei der "Retro Expo" vorbeischauen kann (Samstag, 14-16 Uhr)