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Martina Bauer

Geschriebenes und zu Beschreibendes. Literatur und andere Formate.

17. 2. 2015 - 16:00

Liebe versus Sex

Sibylle Bergs neuer Roman „Der Tag, als meine Frau einen Mann fand“ beschreibt im Titel schon recht treffend seinen Inhalt.

Liebe/Glück/Sex – Rasmus/Chloe/Benny. Derart stellen sich die Beziehungs-Triangel in Sibylle Bergs neuen Roman „Der Tag, als meine Frau einen Mann fand“ dar.

Sybille Bergs "Der Tag, als meine Frau einen Mann fand" ist bei Hanser erschienen.
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Buch-Trailer

Rasmus und Chloe sind seit Langem verheiratet. Ihre Paar-Stärken: Alles. Außer Sex. Das wird virulent, als sich das (als Persiflage angelegte) Intellektuellen Paar in einem Land mit suboptimaler Einkommensstruktur aufhält. Rasmus will dort noch einmal Großes initiieren. Eine Art - an Schlingensiefs Operndorf erinnernde - Kulturstätte.
Als sich eines Tages aber ein Hotelgast vor Chloe und Rasmus' Augen verbrennt, bricht alles Scheitern aus den beiden heraus. In der folgenden Vergessens-Orgie (Alkohol, Drogen, Massagesalon) trifft Chloe auf Benny. Und will bzw. wird noch einmal Leidenschafts-lebendig sein.

Cover "Der Tag, als meine Frau einen Mann fand"
Sibylle Berg

Hanser

Paarbeziehung

Ist Sex lebensnotwendig? Oder doch eher die Liebe? Das ruft Sibylle Berg mit ihrem neuen Roman in den Raum. So steht es auch am Klappentext. Ein schönes Cover übrigens, sage ich zu Frau Berg im Interview. Finde sie auch, ihr wäre zwar Leineneinband und bloß Name das allerliebste, dem Verlag diese Lösung dann aber doch zu schlicht gewesen. LOL.

"Der Tag, als meine Frau einen Mann fand" dreht sich um das Untersuchungsfeld Paarbeziehung nach 10 Jahren plus. Sibylle Berg erzählt, das Thema habe sich aufgedrängt, weil sich im Bekanntkreis gerade alle, nach eben dieser Zeitspanne, trennen würden.
Zu beobachten sei: "Eine große und wirklich rein sexuelle Unzufriedenheit. Wo viele Paare, die sich eigentlich sehr gut verstehen und freundschaftlich verkehren miteinander, auf einmal ein Reißen überfällt. Und die große Frage: War es das jetzt? Meine behagliche, gemütliche Beziehung heißt das, das ich nie mehr einen anderen Menschen auswickeln werde, oder berühren kann."

Am Dienstag, den 17.2.15, ist Sibylle Berg in Willkommen Österreich Gästin.
Ab 24.2.15 tourt die Autorin mit ihrem neuen Roman.

Brief/Gedankenroman

Gehalten ist der Roman in einer Art gegenseitigem Monolog. Rotierend kommen Chloe und Rasmus zu Wort, analysieren sich selbst, das Gegenüber, die (Gesamt-)Situation. In kurzen prägnanten Abschnitten, die sehr im Realismus verankert sind. Zuletzt las sich das ja etwas anders bei Sibylle Berg.
Ich frage: Ein Einfluss der Theaterarbeit?
Die nimmt mittlerweile ja einen recht großen Raum im Bergschen Schaffen ein. Im letzten Jahr wurde das Bühnenwerk "Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen" (das für ein eintägiges Gastspiel auch am Landestheater Niederösterreich war) als Stück des Jahres von Theater Heute ausgezeichnet. Plus: Demnächst wird Frau Berg ihre erste Regie machen.

Der Stil jedenfalls, antwortet Sibylle Berg, ergibt sich aus dem, was sie erzählen möchte. Bleiben wir trotzdem noch kurz beim Theater. Bühnenaffin wirkt nämlich auch das quasi Line Up ihrer Lesungen. Ab 24.2. ist die Autorin unterwegs. Gelesen wird jeweils mit Menschen wie Christian Ulmen oder Jan Böhmermann. Dazu gibt´s Musik, etwa von Kreidler. Beim einzigen Stopp in Österreich, im Wiener Rabenhof Theater wird Sibylle Berg mit Dirk Sterman und Gustav auf der Bühne stehen. Sounds nice.

"Der Tag, als meine Frau einen Mann fand" beschreibt im Titel - gewissermaßen ohne Aromen und Zusatzstoffe - seinen Inhalt. Drinnen ist, was drauf steht. Mir hat's gut gefallen. Eine Art Liebesgeschichte bzw. die Art Love-Story, die wir von Frau Berg erwarten. Gewürzt mit der üblichen Brise Witz, Ironie und Untergang.